Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Wenn man nur eine Woche weg war, findet man sich doch im häuslichen Alltag sehr schnell wieder ein. Allerdings standen wir drei gestern alle etwas neben uns, weil wir um halb vier aufgestanden waren. Keiner hat mehr geschlafen tagsüber, mein Mann und ich, wir haben es immerhin versucht. Der Kleine hat immer weiter gemacht. Auch abends gingen nicht sofort die Knöpfe zu. Es war eine große Freude, die Mädchen wiederzusehen und der Großen zuzuhören, was sie so alles erlebt haben. Die zwei haben sehr viel Zeit zusammen verbracht und am Samstag hatte sie eine kleine Party bei uns gemacht. Die war wohl richtig schön gewesen. Die Nachbarin kam schon bei der Ankunft auf uns zu und meinte, die wären ja absolut lieb gewesen!
Im Gegensatz zum letzten Mal ging diesmal in Faro alles so schnell am Flughafen, dass wir locker eine halbe Stunde später hätten aufstehen können. Aber ich bin nicht gut darin, brauche immer viel Puffer, weil ich sonst leicht in Panik gerate. Das passierte auch, als ich unseren Koffer aufgeben wollte, während mein Mann das Auto weggebracht hat. Sie wollten ihn nicht annehmen, weil der auf ihn gebucht war. Wir waren aber am Gate verabredet und ein Handy hatte er auch nicht bei. Ich habe denen dann etwas Stress gemacht und dann ging es plötzlich, dass man den Koffer auf mich umbuchen konnte. Aber da war es noch nicht genug mit Panik. Während des Fluges fing wieder so eine Sorgenspirale an, wie meistens aufgrund der Geräusche im Flieger. Ich bekam Durchfall und konnte mich nicht so richtig gut wieder beruhigen. Jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir ein, dass ich mich ja mal hätte auf meinen Atem konzentrieren können. Das ist mir da nicht eingefallen. Ich habe auf meinem Handy gespielt und auf die Uhr geschaut. Es war zum Glück nicht mehr sehr lange, da begann auch schon der Landeanflug. Nachmittags unter der Dusche spürte ich so eine komische Spannung in der linken Wade, die auch den Tag über nicht mehr weg ging. Als ich endlich im Bett lag, fühlte es sich so seltsam an, dass ich noch mal aufgestanden bin und meinen Mann über Thrombosen ausgefragt habe. Der hat dann im Internet nachgelesen und konnte mich beruhigen, dass es wenn überhaupt, nur eine ganz kleine sein könnte. Ich habe mein Bein dann vorsichtshalber mal hochgelagert und bis fast fünf auch so geschlafen. Und werde mal abwarten, wie sich das weiterentwickelt und ob es anschwillt oder so.
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07.05.17 Heute werde ich mich mal auf die Pirsch nach einem Café mit Wlan machen. Wir haben das Netbook eh für den Kleinen mit, da kann ich ja auch ab und an was in den Blog stellen. Nachdem wir am Freitag im Regen gelandet sind, haben wir seit gestern mehr Sonne, als wir vertragen können. Aber dennoch ist es nicht heiß, nur einfach schön warm. Diesmal schützen wir uns aber besser, so dass keiner so verbrannt sein muss, wie uns das letztes Jahr passiert ist. Unser Sohn ist glücklich, wenn wir unten am Strand sind. Und trotz des kalten Wassers kommt er oft aus der Brandungszone klatschnass wieder raus. Für mich ist das nichts. Mein Mann oder sein Freund gehen dann meist mit ihm. Obwohl ich es genieße, dass ich im Urlaub nicht viel um mein Äußereres gebe, ärgert mich meine Gewichtszunahme schon. Je mehr ich ausziehe, desto unwohler fühle ich mich. Auch meine Haare nerven mich gerade sehr, ich hätte sie am liebsten wieder lang. Das wird aber dauern, weil ich sie ja mittlerweile doch recht kurz trage. In der Kombi mit dem Kind und noch einem Freund, laufe ich ziemlich auf Autopilot. Es gibt genug, auf das ich reagieren muss. Vor allem der Kleine hält mich echt auf Trapp. Auch in der Nacht, wo ich ihn immer mal wieder auf seine Seite des Bettes schieben muss. Dennoch genieße ich, dass für alles viel Zeit ist. Keine Hetze, zumindest, wenn der Kleine einen nicht antreibt. Der lernt aber auch immer besser, dass nicht alles nach seiner Pfeife tanzt. Muss er. Anstrengend ist es trotzdem. 08.05.17 Einerseits zieht es mich wie magisch ans Meer, andererseits weiß ich dann oft nach kürzester Zeit nicht, was ich dort machen soll. Abgesehen davon, ist es mir oft auch zu heiß. Ich bin absolut kein Brathähnchen. Meine Männer buddeln unermüdlich im Sand und mir fallen nach ein paar Zeilen aus meinem Buch die Augen zu. Heute bin ich aber auch irgendwie unzufrieden. Während mein Mann jetzt schon jammert, dass der Urlaub ja auch wieder vorbei sein wird, weiß ich, dass ich dann auch gut wieder heim kann. Es ist verdammt schwer, zur Ruhe zu kommen. Ich spüre immer wieder auch große Unruhe. Zum Glück aber nicht nur. Es gibt auch oft friedliche Momente. Ich fühle mich schwer und träge in der Hitze. Gestern Morgen bin ich ein paar Runden am Strand gejoggt, das hat gut getan. Nachdem wir gestern in den Bergen waren, wollen wir heute an die Atlantikküste. Dort ist es wilder, windiger, ja irgendwie rauher. Ich bin gespannt, was uns da heute erwartet. Seit wir hier sind, bin ich oft schon nach ein paar Bissen satt. Ich kann gar nicht viel essen, zwischendurch überfällt mich dann jedoch großer Essdruck. Es ist irgendwie anstrengend. Und ich bin oft untröstlich, wenn ich etwas bestellt habe, was mir dann nicht richtig gut schmeckt. Das ist wie Betrug. Wo ich schon nicht so viel Auswahl habe. Oder ich esse ohne Hunger, dann fühle ich mich unwohl. Ich spüre deutlich, wie stark das Essen mich auch emotional zu versorgen sucht, selten ist es ein Nebenher, so wie ich mir das bei Menschen ohne Essstörung vorstelle. Essen wenn Hunger. Aufhören, wenn satt. Punkt. No big thing. Manchmal sicher auch mit Freude und Genuß, aber nicht zwangsläufig. 10.05.17 Seit gestern gibt es hier auch Wolken, mitunter sogar Regen. Ich finde es gar nicht so schlimm. Meine Füße sind übersät von roten, juckenden Flatschen und ich tippe auf allergische Reaktion. Gestern haben wir mal nicht ganz so viel Programm gemacht. Vormittags war unser Freund mit dem Kleinen eine Runde alleine am Strand. Das hat super funktioniert und die beiden waren sehr einträchtig, als wir später dazugestoßen sind. Der Kleine wünscht sich unbedingt eine Bootsfahrt, die wir dann für den Nachmittag geplant hatten. Unser Freund wollte ein Stück mit dem Rad fahren und wir verabredeten einen Treffpunkt. Leider haben wir uns nicht gefunden und er hatte kein Handy bei. Ich bin mit dem Kleinen nach dem Warten noch im Regen ein Eisessen gegangen und wir sind durch den Ort gelaufen, waren noch einkaufen. Im Supermarkt war der Junge mal wieder gar nicht von der Fleischtheke wegzubewegen. Ich sollte unbedingt irgendwelche undefinierbaren Würste kaufen. Hab ich natürlich nicht gemacht, aber irgendwann hatte er die Bedienung mit seinem Auftritt so erweicht, dass sie ihm etwas Schinkenähnliches zum Probieren gab. Dem schmeckt echt alles. Für die Bootstour war es zu spät und ich hatte auch nicht genug warme Klamotten für mich eingepackt. Wir sind also zurück und ich hoffte nur, dass mein Mann am Appartment oder am Strand sei, damit wir die Einkäufe in den Kühlschrank packen konnten. Wir fanden ihn am Strand. Unser Freund tauchte erst zum Abendessen auf und wir waren froh, dass ihm nichts passiert war. Wir haben wohl an verschiedenen Stellen aufeinander gewartet. Die Vermieterin unserer kleinen Wohnung wohnt gleich neben uns. Es handelt sich um eine total liebe ältere Frau, die aber kein Wort Englisch spricht. Sie lebt dort mit ihrem Mann und hat jede Menge Tiere. Einen Hund, viele Katzen und einen Papagei, der nicht im Käfig lebt. Unser Sohn verschwindet wann immer er kann zu ihr und nicht selten schaut er dort das portugisische Fernsehprogramm an. Gestern nach dem Abendessen saß er dann bei ihnen am Tisch und aß dort auch noch mal Brot mit Käse. Wobei Käse fast das Einzige ist, was er nicht mag und mir dann auch hinhielt, als ich nach ihm schaute. Unter den doch eher scheuen Katzen hat er eine Freundin gefunden, die sich von ihm streicheln lässt. Am Abend sind die Männer in eine Kneipe um noch die zweite Halbzeit eines Fußballspiels anzuschauen. Ich blieb mit dem Kleinen zurück und wir haben Uno gespielt. Weil es noch nicht so spät war, habe ich ihn noch unter die Dusche gestellt und auch die Haare eingeschäumt. Just in diesem Moment gab es kein warmes Wasser mehr, die Gasflasche war wohl leer. Ganz tapfer hat er sich dann mit kalten Wasser die Haare auswaschen lassen. Ich habe der Vermieterin Bescheid gegeben und sie hat sich mit ihrem Mann sofort darum gekümmert. Es ist echt unglaublich, wie viel ich hier schlafen kann. Meist bin ich schon gegen elf todmüde und mittlerweile wird es locker nach acht, wenn ich aufwache. Unser Sohn schläft auch lange und gönnt mir morgens etwas Zeit alleine. Gestern war ich wieder laufen. Vielleicht mache ich das morgen früh noch ein letztes Mal. Das ist ganz schön so am Stand entlang. Ab und zu funke ich mit den Mädels zu Hause und sie beteuern, dass es ihnen gut geht. Das glaube ich auch. Ist bestimmt mal schön so ohne Eltern zu sein. Die Große ist ja nu wahrlich auch kein Kind mehr... Schön ist auch, dass sich beide seit einiger Zeit so gut verstehen. Das macht die Sache einfacher. 11.05.17
Unser letzter Urlaubstag neigt sich dem Ende zu. Gerade gab es ein Gewitter über dem Meer. Heute tagsüber war es aber noch schön und wir waren an einem kleinen, ganz einsamen Strand. Zum Glück haben wir uns nicht durch die schwarzen Streifen, die den Kotflügel unseres Autos zierten davon abhalten lassen. Denn erst haben wir schon überlegt, ob wir die Polizei rufen sollten. Als wir zurück in unserem Ort waren, ist mein Mann mit einem Spülschwamm und Spüli hin und hat alles wegbekommen. Es waren keine Lackschäden darunter. Das erspart uns einiges an sonst möglichen Scherereien. Ansonsten scheint es auch für unsere Mädels langsam zu lang zu sein, mal ohne die Eltern klar zu kommen. Von dort kamen heute einige nicht so schöne Nachrichten. Vergessene Termine, Schule verschlafen und Unwohlsein kurz vor der Fahrstunde. Ich habe alles so gut ich konnte per Handy geregelt. Und man vermisse uns, so schreibt zumindest die Kleine. Für sie ist es vielleicht auch noch was viel, dass wir so lange weg sind. Ich habe seit heute ein wenig ein schlechtes Gewissen. Wir hätten sie mitgenommen, aber sie wollte nicht. Während meinem Mann der Urlaub wie immer zu kurz ist, freue ich mich auf zu Hause und auf vor allem auf meine Töchter. Aber auch auf andere Dinge, die ich da, aber hier nicht erleben kann. Morgen müssen wir grottenfrüh aufstehen, weil unser Flieger schon früh morgens geht und wir noch eine gute Stunde Fahrt zum Flughafen haben. Wir hätten besser daran getan, uns einen späteren Rückflug zu buchen, auch wenn der womöglich etwas teurer geworden wäre. Seit dem Tag am Atlantik habe ich an den Füßen so eine Art Sonnenallergie. Rote juckenden Ausschlag. Heute tauchte diese auch an meinem linken Unterschenkel auf. Ich gehe mal davon aus, dass sich das in Köln sehr schnell erledigen wird. Ich habe mich vorhin noch mal von Salz und Sand befreit und auch das Kind einmal in die Dusche gestellt. Gleich werden wir noch essen gehen und dann den letzten Abend ausklingen lassen. Unser Freund bleibt noch einen Tag länger, der fährt gar nicht mit uns zurück. So langsam erfasst mich das Reisefieber. Ich habe gestern schon angefangen, ein paar Dinge zusammenzutragen, aber heute muss ich alles packen. So viel ist es nicht, aber doch einiges, an das wir denken müssen. Zum Glück haben wir uns diesmal dazu entschieden, einen Koffer aufzugeben, so dass Flüssigkeiten, Cremes, etc. nicht so problematisch sind. Und auch das Gewicht nicht. Ich habe den ganzen Tag noch Zeit und auch morgen früh dürfte es entspannt sein mit den letzten Dingen, die verstaut werden wollen. Unser Sohn kann es gar nicht erwarten, dass es los geht, er fragt ständig: Urlaub fahren? Diesmal habe ich fast gar keinen Stress damit, unsere Mädels alleine zu lassen. Ich habe mehr Vertrauen in sie. Sie werden ja auch größer. Und ich kann meinen inneren Kontrolletti auch immer mehr in Teilzeit entlassen. Die machen das schon. Auch wenn es dann mal anders läuft, vielleicht nicht alles perfekt ist.
Nach dem Tiefpunkt am Sonntag geht es mir von Tag zu Tag besser. Es kommt gut, nicht zu arbeiten. Im Moment fühlt sich auch die Balance zwischen To-Do, etwas Schönes unternehmen und Entspannung richtig an. Gestern war ich viel weg und habe es genossen, Freunde zu treffen, zur Osteopathie zu gehen und ein paar Dinge in der Stadt zu besorgen. Gefreut habe ich mich darüber, einen schönen und noch halbwegs bezahlbaren Tankini gefunden zu haben. Im Bikini fühle ich mich meist doch nicht so wohl und Badeanzüge mag ich irgendwie auch nicht. Mit dem Essen läuft es auch besser. Beim Abendessen habe ich bemerkt, dass ich mir den zweiten Teller zu voll geschaufelt hatte und habe sofort aufgehört, davon zu essen. Das kriege ich oft nicht mit oder kann trotzdem nicht aufhören. So bin ich nicht ganz so vollgefuttert in den Abend, den ich bei einer lieben Freundin verbracht habe. Dort hatte ich die ganze Zeit Essdruck, dem ich aber nicht nachgeben musste. Als sie mich später am Abend fragte, ob ich was knabbern wollte, konnte ich dann dankend ablehnen. Das hat so gut getan. Ich musste nicht! Auf dem Weg nach Hause lief dann der Film ab, was ich denn noch essen würde. Gar nichts kam aus einer Ecke meiner Gedanken und wurde erhört. Ich bin einfach so ins Bett. Dort lag ich etwas wach, weil mein Magen sich so leer anfühlte, immerhin hatte ich seit fünf Stunden nichts gegessen. Das kommt bei mir im Wachzustand doch äußerst selten vor. Heute Morgen bin ich dann nicht einmal "verhungert", sondern konnte ganz normal erst das Kinderprogramm hinter mich bringen, ehe ich mich gemütlich mit meinem Mann an den Frühstückstisch gesetzt habe. Gerade geht es ziemlich abwärts. Nach dem Augenöffnen kommt das nicht mehr verschließen können... ich sehe meine Muster und Suchtstrukturen in aller Deutlichkeit vor mir. Ich möchte so nicht weitermachen, habe dennoch unglaubliche Angst davor, das Altbekannte aufzugeben. Es gibt kein Vertrauen darin, dass es gut werden wird, wenn ich das - und wenn es noch so unbefriedigend und selbstschädigend ist - was ich habe, weggebe. Ich spüre den Schmerz darüber, dass ich kein Urvertrauen fühlen kann, dass ich keine wirkliche Annahme finde, nur Anerkennung, vielleicht auch Bewunderung über Äußeres, Leistung oder Unterwerfung. Und das auch bei mir selber. Das ist bitter.
Das lange Wochenende ist nun um und jetzt, wo die Kinder in der Schule sind, kommen die Antreiber aus ihren Löchern gekrochen. Sie wollen, dass ich meine To-Do-Liste für die jobfreie Zeit in Angriff nehme. So viel wäre doch zu tun. Stattdessen fühle ich mich wie gelähmt und möchte mich verkriechen, so wie ich es gestern schon getan habe. Der Kleine war mit dem Kindermädchen schwimmen und ich habe viel gelesen und noch etwas geschlafen. Körperlich war ich gut ausgepowert vom Tanz in den Mai und mein Nacken schmerzte ordentlich. Ich war dort wie auf Knopfdruck total energetisch und sprühte nur so vor guter Laune. Das hatte auch den gewünschten Effekt und ich habe das bekommen, was ich doch so dringend zu brauchen glaube. Am Tag danach kommt dann der Blues. Schon morgens hatte ich Essdruck und fühlte mich leer und ungliebt. Ich war auch gar nicht vor der Tür. |
Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |