Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Irgendwie fällt es mir schwer, morgens gleich mit einem „Du musst“ oder „Du solltest“ anzufangen. Dabei hätte ich gerade genug zu tun. Ich müsste aufräumen, damit geputzt werden kann, ich könnte schon mal den Boden der Geburtstagstorte für morgen backen, aber ich müsste auch weiterlernen. Letzteres auf jeden Fall, denn so sehr viel habe ich nicht geschafft. Nicht so viel, wie ich wollte. Also lege ich mir alles anders zurecht in den Tag und schreibe erst einmal – das tue ich sowieso am liebsten morgens. Keine Ahnung, warum das in mir so ein dringendes Bedürfnis ist. Schade, dass ich keine Geschichten schreiben kann, dann hätte ich noch viel mehr, was ich niedertippen könnte. Wenn ich mal Zeit habe, dann werde ich mal einen Schreibkurs belegen.
Ich habe schon wieder neun Stunden geschlafen. Mein Plan, gestern Abend noch etwas zu lernen, ist auch nicht aufgegangen. Ich bin schon nach dem Abendessen etwas auf dem Sofa weggepennt. Mehr als eine Folge einer ganz guten Serie war dann nicht mehr drin. Gestern bei meiner Therapiestunde haben wir etwas ausprobiert. Meine Therapeutin hat sich neben mich gesetzt und mir das Gewicht meines Armes abgenommen, den also gehalten. Es war gar nicht so einfach, jegliche Anspannung los zu lassen, ich habe trotzdem noch eine Spannung in der Schulter gespürt. Als sie es dann anders gemacht hat, ging es besser. Aber da fing es an, dass mein Arm in meiner Vorstellung immer größer und dicker wurde. Das war richtig unangenehm, mir wird bei so etwas auch meist recht übel. Durch feste Berührungen konnte ich meine realen Körpergrenzen wieder wahrnehmen, aber sobald sie ihn nur hielt, fing das Phänomen wieder an. Wie so oft geht es auch hierbei um meine Grenzen. Ich kann mich nicht gut abgrenzen, habe dementsprechend nicht genug Raum für mich, um mich wohl zu fühlen. Ich fühle mich schnell bedrängt und brauche oft realen Raum um mich. Deshalb war auch mein eigenes Zimmer für mich so super wichtig. Das gibt mir Sicherheit und das Gefühl von Platz nur für mich. Ach, jetzt fällt mir noch ein „Du musst“ ein... ich müsste mal dringend duschen – damit fang ich mal an :)
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Wie die Tage verfliegen! Und wie so oft, wenn ich frei habe, frage ich mich, wie ich das sonst mache, wenn noch der Job dabei ist. Ok, dann gehen viele Dinge natürlich nicht, aber ich falle trotzdem jeden Abend todmüde ins Bett. Und nach fast neun Stunden Schlaf brauche ich immer noch einen Wecker. Ich habe geträumt, dass ich noch mal ein Kind bekommen hätte. Ich war nicht wirklich darauf vorbereitet und habe erst nach und nach realisiert, was das bedeutet. So hatte ich mit der Schwiegermutter ausgemacht, dass sie die Kleine, Neugeborene nehmen sollte, weil wir keine Zeit hatten. Wir hatten aber weder Klamotten, noch Windeln für das Kind. Ersteres habe ich irgendwo gefunden, aber zum Windeln kaufen habe ich meinen Mann geschickt. Der wollte das aber auf irgendeinem Weg erledigen und so habe ich der Kleinen etwas aus einer großen Windel gebastelt. Irgendwann wurde mir klar, dass ich das Kind ja noch gar nicht weggeben konnte – es brauchte mich doch. Und ich musste es ja stillen! Ich fand das Baby bei meinem Mann, der sie mit einer Flasche fütterte. Ich war entsetzt, aber es stellte sich heraus, dass darin nur Wasser war. Allerdings mit Kohlensäure. Ich habe ihm gesagt, dass man so kleinen Kindern doch keine Kohlensäure geben dürfte. Da irgendwo riss der Film ab... Wie so oft nach solchen Träumen, drängen sich mir eine oder mehrere Deutungen auf. Erst dachte ich, es hätte damit zu tun, dass das Thema Kinderkriegen für mich so langsam erledigt ist (rein biologisch), aber jetzt beim Schreiben bin ich eher der Meinung, dass es um Selbstfürsorge geht. Die beschäftigt mich sowieso sehr und um die komme ich nicht drumherum, wenn ich glücklicher im Leben sein möchte. Dessen bin ich mir mittlerweile sicher. Am Montag habe ich ganz ambitioniert mit dem Lernen angefangen. Ich habe das erste Kapitel durchgearbeitet. Dienstag war ich arbeiten und gestern hatte ich nicht so viel Zeit, da habe ich mir nur mal meine Unterlagen strukturiert. Jetzt habe ich einen Überblick, was es alles zu tun gibt. Mein Plan ist, dass ich bis Ende des Monats das ganze Skript durch habe und dann während der Jobphase zwischendurch mal Prüfungsbögen zu machen. Ich genieße es gerade sehr, dass ich so viel Zeit für die Kinder habe. Die Große braucht das nicht mehr so sehr, aber die beiden Kleineren nehmen das dankbar an. Vor allem unserer jüngere Tochter blüht dann immer auf. Sie braucht noch recht viel Nestwärme, weil sie sich das außerhalb der Familie nicht so gut holen kann. Unser Sohn ist heute ganz beschwingt zur Schule aufgebrochen. Er hat einen Platz beim therapeutischen Reiten bekommen und freut sich sehr auf seine erste Stunde heute. Wir sind so glücklich mit der Schule, in der so viel für die Kinder getan wird. Inklusion hin oder her, so wie es in Deutschland läuft, ist das für viele besondere Kinder keine wirklich gute Option. Was ein Glück also, dass wir keine fünf Minuten entfernt von einer Förderschule geistige Entwicklung wohnen! Ich bin wieder zu Hause. Noch sehr beseelt und angefüllt von dem, was ich die letzten drei Tage in Frankfurt erleben durfte. Wir waren eine Gruppe von 12 Leuten, die sich sofort harmonisch zusammenfügte. Ich hatte zudem das große Glück, dass ich in der schönen Praxis meiner Therapeutin, die auch assistiert hat, übernachten konnte. Ich hatte dort alles, was ich brauchte. Am ersten Abend bin ich nachdem alle gegangen waren, auch erst einmal raus und habe mich durch die Straßen des netten Viertels treiben lassen. Da ich mittags mit ein paar Leuten gegessen hatte, brauchte ich nur noch eine Kleinigkeit und die habe ich mir im Supermarkt besorgt. So brauchte ich nicht alleine in ein Restaurant gehen. Aber es war so schön, so selbstbestimmt mit meiner Zeit umzugehen, mir hat es nichts gefehlt. Weil ich abends immer so früh schlafen gegangen bin, war ich morgens – vor allem am Samstag – recht früh wach und hatte noch ganz viel Zeit, ehe die anderen kamen. Ich habe mir Frühstück besorgt, gelesen und Yoga gemacht. Am Samstag habe ich die Mittagspause genutzt, um ein bisschen bummeln zu gehen, da wollte ich lieber am Abend warm essen. Ich habe herumgefragt, ob noch jemand essen gehen würde, aber alle außer dem Therapeuten fuhren nach Hause oder zu Freunden. So sind wir zwei in eine Pizzeria gegangen und ich war erst ziemlich befangen. Das hat sich dann zum Glück doch noch gegeben und wir haben entspannt gegessen und erzählt. Heute war es dann schön, wieder nach Hause zu fahren. Ich habe genug von dem getankt, was mir mitunter im Alltag fehlt. Es war auf eine Art und Weise auch ziemlich anstrengend, viel Zeit therapeutischen Prozessen beizuwohnen. Meine eigene Sitzung war gut, aber ich hatte im Vorfeld höhere Ansprüche an mich selber gehabt. Die konnte ich im Nachhinein noch loslassen und das mitnehmen, was es für mich mitzunehmen gab. Ich habe ja auch viel von den Sitzungen der anderen profitiert. Schön ist, dass ich jetzt frei habe, und diese Gelassenheit, mit der ich aus dem Wochenende komme, noch ein bisschen weitertragen kann. Das geht doch einfacher, wenn ich nicht im Job bin.
Als meine Mädels gestern von der Kirmes kamen, waren beide kalkweiß im Gesicht. Die Kleine erzählte noch in der Tür, dass sie dem Tod ins Auge geblickt hätte. Ich war erschrocken und lauschte weiter ihren Erzählungen. Sie waren auf einem Fahrgeschäft mit Überschlag gewesen und nachdem die Bügel runtergekommen waren, hatte sie ihren noch mal geprüft und er ging wieder hoch. Als er wieder runtergefahren wurde, rastete er doch noch ein. Was aber nicht dazu geführt hat, dass unsere Tochter eine entspannte Fahrt hatte, sie hat sich krampfhaft in ihren Sitz gedrückt und sich an dem Bügel ihrer großen Schwester festgehalten. Das Abendessen, welches kurz danach folgte, verlief extrem schweigsam. Vor allem unsere Große wirkte verstört. Als ich später in ihr Zimmer kam, lag sie im Dunklen und weinte. Ich glaube, wir machen uns keine Vorstellung davon, was für einen Horror die beiden da erlebt hatten. Keine Ahnung, ob die je wieder ein Fahrgeschäft betreten. Immer mal wieder suchen auch mich die Horrorbilder ein, was gewesen wäre wenn... und ich bin überglücklich, dass sie wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt sind. Wenn ich daran denke, wie fragil doch unser Leben sein kann, dann schüttelt es mich. Um so öfter wiederhole ich wie ein Mantra die Metta-Sätze der liebenden Güte aus dem Buch „Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl“:
Mögen meine Lieben und ich glücklich sein. Mögen meine Lieben und ich sicher sein. Mögen meine Lieben und ich gesund sein. Mögen meine Lieben und ich mit Leichtigkeit leben. Ich sitze im Zug nach Frankfurt. Dort werde ich mein Wochenende bei einem Hakomi-Workshop verbringen. Ich bin etwas aufgeregt und natürlich sehr gespannt. Heute Morgen konnte ich in Ruhe das Haus verlassen, da war noch keiner von den anderen wach. Es sind ja noch Ferien. Allerdings lag mein Sohn nicht in seinem Bett... sondern in dem seiner jüngeren Schwester. Keine Ahnung, wer von den beiden heute Nacht Unterstützung brauchte... Seit ich frei habe, geht es mir richtig gut. Ich habe schon viele schöne Sachen unternommen. An Halloween war ich tanzen und die Stimmung war toll. Meine latenten Schmerzen in dem rechten Knie und in der linken Hüfte habe ich ignoriert, das war zum Glück nicht so schlimm. Geht jetzt aber nicht so recht wieder weg. |
Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |