Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Jetzt, nachdem ich kurz in einen tiefen Schlaf versunken war, sieht meine Welt wieder wach und farbig aus. Ich war unendlich müde von einer Nacht, die mich nach einem ersten Wegnicken dann erst nicht in den Schlaf entließ und später noch mal unterbrochen wurde, weil das Kind ein kleines bisschen ins Bett gemacht hatte. Zum Glück blieb mir das Lakenwechseln erspart, es reichte ein Tuch darüber zu legen und das Kind auf die Toilette zu schicken. Umgezogen hatte er sich bereits. Großer Junge. Keine Ahnung, ob ihn sein Vater oder die Schwester des Nachts noch zum Klo geschickt hatten. Ich selber schrecke wieder auf, sobald ich im Fallen unten angekommen bin und bin dann der festen Überzeugung, etwas vergessen zu haben. Was es sein soll, ist so schwer zu fassen, viele Jahre schon begleitet mich diese Phänomen. Am ehesten handelt es sich gefühlt um ein Medikament, ein Therapeutikum, aber nie finde ich heraus, was es sein soll. Ich habe ja auch nichts vergessen. Ich habe bestimmt schon davon erzählt. Meine Erklärung hierfür ist, dass sich mein Unterbewusstsein meldet mit der Botschaft, dass ich vergessen habe, mich ausreichend um mich zu kümmern. Auch wenn mir bald klar ist, dass es wieder nur das ist, liege ich wach, drehe mich von der einen auf die andere Seite, mal ist mir heiß, mal kalt, mal schmerzt der Nacken, mal drückt der Bauch, mal kribbelt die Lippe und ich stehe auf, um die Herpescreme zu suchen. Später in der Nacht dann, nachdem ich meinen Sohn versorgt habe, will der Schlaf auch nicht gleich wiederkommen und beim Weckerklingeln frage ich mich, habe ich überhaupt noch mal geschlafen? So bin ich heute aus dem Haus – übermüdet und derangiert. Ich bin schon überfordert, wo der Tag noch nicht mal hell ist. Und so komme ich an im Büro und die Türe steht offen, nicht nur das, sie wurde aufgebrochen. Ganz offensichtlich mit grober Gewalt. Ich reiße sie auf und bin erleichtert, dass fast alles normal aussieht, das mich keine Verwüstung empfängt, doch erfasse ich schnell die aufgebrochene Geldkassette auf dem Boden und auch das Firmen-Portemonnaie aus meinem Schreibtisch ist weg. Dass auch das Handy fehlt, das bemerke ich erst viel später. Ich bin so durcheinander, dass ich mich sehr konzentrieren muss, was nun zu tun ist. Nachdem ich meinem Kollegen Bescheid gegeben habe, rufe ich die Polizei an. Dann geht alles seinen Gang, nur ich und auch später mein Partner, wir kommen nicht so richtig in Gang, versuchen trotzdem ganz normal zu arbeiten. Wir sind heilfroh, dass alles so glimpflich ausgegangen ist, dass alles funktioniert und nichts weiter kaputt gemacht wurde. An Geld hatten wir ungefähr 600 Euro im Büro, das Handy ist sicher heute auch keine 200 Euro mehr wert. Außerdem sind wir versichert. Um die Tür hat sich erst einmal unser Vermieter gekümmert, sie wurde notdürftig repariert, so dass wir das Büro heute auch wieder abschließen können. Als ich dann zum Glück trotzdem um eins aus dem Büro gewankt bin, war ich mir nicht sicher, ob ich die Rückfahrt schaffen würde, ohne erst die Augen zumachen zu müssen. Doch dann war ich erstaunlich wach – aber mehr in einer Art Funktioniermodus, so wie man irgendwann auf einer langen Autofahrt auch immer weiter fahren kann, obwohl man eigentlich müde ist.
Meinen Mann hatte ich schon per Mail informiert, dass ich vielleicht nicht den Schwimmkurs würde übernehmen können, doch nach dem kurzen Wegnicken vorhin hätte ich es schon gemacht. Böse war ich aber nicht, dass der Kleine erst sagte, er wolle nicht und außerdem die Schwimmtasche noch in der Schule weilt. Ohne die Inkontinenzbadehose riskiere ich bei ihm noch immer keinen Besuch im kühlen Nass. Zu oft schon habe ich Kackahaufen auf Schwimmbadklos aus dem dichten Plastik um seinen Hinter geschält und anschließend die Keramik notdürftig gesäubert, so gut es eben geht, mit dem, was einem da so zur Verfügung steht! Aber Sohnemann zauberte sofort einen Alternativvorschlag aus dem Ärmel und lässt keinen Versuch aus, um mich davon zu überzeugen, dass er doch Fernseh gucken müsste. Montag ist aber „fernsehfrei“, das haben wir vor längerer Zeit mal festgelegt. Sehr süß war, wie er eben neben mir stand und sagte: „Montag ist weg!“, als könne man einen Wochentag einfach verschwinden lassen. Sehr erfinderisch, unser Sohn. Vorher auf der Terrasse hatte er auch schon meine Feststellung, dass ein Vogel auf unseren schönen Holzboden gekackt hatte, damit kommentiert, dass ich diese doch „wegschicken“ sollte. Habe ich natürlich gemacht, habe sie brav entfernt, denn wer will schon sowas auf seiner Terrasse? Im Großen und Ganzen bin ich doch jetzt sehr erleichtert, einfach hier bleiben und den restlichen Tag verstreichen lassen zu können. Es wird kein Problem sein, da sich die Dinge, die zu tun sind, aneinanderreihen, sobald ich meine Auszeit hier beende. Während dessen werde ich weiter den Brennnesseltee trinken, der all das überschüssige Wasser, welches mein Körper gerade so dringend zu benötigen meint, wieder ausschwemmt und mich alle Nase lang zum Klo laufen lässt. Aber seit dem Wochenende fühle ich mich wieder aufgebläht und dick und hin ist sie die schöne Gelassenheit und der milde, nein sogar freundliche Blick auf mich, auf meinen Körper. Seit ich meine Hochstimmungslage verlassen habe, fallen mir ständig neue, alte Themen ein, die ich am liebsten mit der Kinesiologin bearbeiten möchte. Spätestens im November werde ich wieder zu ihr gehen, das steht definitiv fest!
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |