Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Ich habe mich vorhin mal auf mein Meditationsbänkchen gesetzt. Ich wollte rausfinden, was eigentlich los ist. Heute haben wir im Büro eine riesige Menge Kuchen, nein eher so Cremeschnittenteile geschenkt bekommen und seit die Dinger im Kühlschrank wohnten, kreisten meine Gedanken beständig darum. Morgens hatte ich einen Getreidebrei gegessen, den ich eher eklig als lecker fand. Dementsprechend unzufrieden war ich. Ich habe den Essdruck noch eine Weile ausgehalten, aber dann musste ich doch eines von den Teilen nehmen. Sie bestehen aus sehr viel Sahne. Ich konnte es nicht aufessen und habe einen Rest weggeworfen. Es war auch nicht wirklich meins. Und das weiß ich eigentlich. Ich steh gar nicht auf so Tortengedöns. Weil es so viel ist, habe ich bei Feierabend drei Stücke eingepackt und sie mit nach Hause genommen. Dort empfing mich eine volle Ladung Frust von unserer Großen, die ihren Job – ihren Bruder vormittags hin zur Stadtranderholung zu bringen und ihn nachmittags abzuholen – wenig lukrativ und dafür sehr zeitungünstig empfindet. Ich war erst irgendwie entrüstet, weil sie ja nun diejenige war, die letzte Woche auf Kreta weilen konnte. Und das der Deal war. Immerhin kann sie was von ihren Schulden bei uns abarbeiten. Ich empfand das irgendwie als undankbar. Bis ich mich ein bisschen in sie hineinversetzt habe. Da konnte ich das auch verstehen. Aber es ist wie es ist und sie und auch ich müssen diesen ihren Frust jetzt aushalten. Auch wenn der Impuls sofort aufploppt, ihr entgegen zu kommen, lasse ich diesen ziehen. Ich würde ihr damit keinen Gefallen tun. So funktioniert es ja schließlich auch später nicht im Leben. Als sie dann durch die Tür war, um ihren Nachmittagsjob zu erledigen, wollte ich von den mitgebrachten Teilen essen und habe mich erst einmal zu meinem Mann ins Zimmer verzogen, um aus der Küche herauszukommen. Ich habe ihm auch erzählt, wie es mir damit geht. Aber schon kurze Zeit später waren wir beide in der Küche und haben zwei Dinger aufgegessen. Ich diesmal eher eine Art Schokopudding. Das ging schon eher als Cremetorte. Aber toll war es auch diesmal nicht. Und sofort kam das schlechte Gewissen. Die alte Schleife, so sinnlos wie nur irgendwas. Als ich nun da saß und erst einmal in mich hinein fühlte, spürte ich als erstes die Enge im Hals. Ich hatte das Bedürfnis, irgendwie mehr zur Ruhe zu kommen und da fiel mir diese Atemübung aus dem Yoga ein: tief einatmen und dann langsam und lange ausatmen. Auf den nächsten Einatem warten. Und so weiter. Das macht mich tatsächlich ruhiger und ich fühle mich nicht mehr so flatterig und auf der Flucht vor mir selber. Ich hatte schon die letzten Tage den Eindruck, dass ich nur mit ausreichend Aktionismus durch meinen Tag komme. Nichts gegen mal was schaffen und mal nicht müde sein nach der Arbeit, aber ich übertreibe dann eben auch gerne. Dann kann ich mich gar nicht mehr hinsetzen und nichts tun. In Ruhe sein. Nachdem ich eine Weile geatmet habe, habe ich mich gefragt, was los ist. Das erste, was aufkam war die Unzufriedenheit über die Veränderung beim Frühstück. Immer warm und süß zu frühstücken ist nichts für mich und wenn ich mir das so recht überlege, dann weiß ich das auch. Ich habe es nicht das erste Mal ausprobiert. Ich habe mir sofort die Erlaubnis gegeben, es wieder anders zu machen und werde mir morgen wieder Brötchen für die Arbeit kaufen. Und mir verschiedenes – süß und herzhaft – mitnehmen zum Belegen. Der Aufwand für das warme Frühstück war mitunter auch nicht gerade klein. Das entfällt dann auch. Das heißt ja nicht, dass ich mir nicht mal ein Müsli oder etwas anderes derart machen kann, wenn mir danach ist. Aber nicht morgens und nicht jeden Tag! Diese Erlaubnis hat mich gleich ziemlich entspannt. Über Kaffee und Alkohol gab es in mir keinerlei Diskussionen, da fühlt sich der (teilweise) Verzicht nach wie vor richtig und gut an. Jetzt bin ich immerhin ein wenig ruhiger. Und habe endlich mal eine Portion Apfelmus gekocht. Es sind immer auch noch Äpfel da für einen weiteren Apfelkuchen! Oder ich mache mal wieder ein Apfelbrot – auch sehr lecker! Nach süß steht mir der Sinn allerdings nicht mal gedanklich grad... wen wundert's!?
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |