Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
EntwicklungstraumaGerade ärgere ich mich darüber, dass ich eben mit meinem Mann und meiner Tochter noch ein Brötchen gegessen habe, obwohl ich eigentlich noch gar nicht wieder hungrig war. Jetzt fühlt es blöd an im Bauch. Und ich mache mir Vorwürfe... wie immer. Obwohl ich das sehr genieße, heute nicht im Büro zu sein, bin ich seltsam unruhig und unschlüssig, was ich tun soll. Den Vormittag haben wir erfolgreich in den Arcaden verbracht, bald hat das Kind also eine neue Brille. Obwohl er sehr schnell keine Lust mehr hatte und nur seine Brille wollte, keine neue. Ich hoffe, das gibt sich dann, wenn das Nachfolgemodell fertig ist. Sie sieht jedenfalls weniger kleinkindmäßig aus und mir gefällt sie ganz gut. Gut, dass ich gestern laufen war, denn heute bei dem Regen hätte ich keine Lust gehabt, auch wenn mehr Zeit dafür da wäre. Vermutlich werde ich mich gleich dran machen, neue Plätzchen zu backen. Es sind nur noch klägliche Reste da und so ganz ohne in die Feiertage ist ja auch blöd.
Letztens habe ich in einem Buch etwas über "Entwicklungstrauma" gelesen und mich darin nahezu gänzlich wiedergefunden. Maria Sanchez schreibt: "Viele Betroffene, die ein Entwicklungstrauma erlitten haben, spüren in Begegnungen mit Menschen zwei gegensätzliche Seiten in sich. Eine Seite sagt: Komm näher, lass mich bitte nicht allein!, während gleichzeitig eine andere Seite deutlich macht: Komm mir bloß nicht zu nah! Bleib weg! Ich trau Dir nicht! Für Betroffene ist dies ein furchtbarer Zustand, da er unter anderem mit einem starken Empfinden von Einsamkeit einhergeht. Da jedoch nicht, wie bei einem Schocktrauma etwas Dramatisches in der Kindheit vorgefallen sein muss, gehen diese Zustände nicht selten mit Gedanken einher wie: Warum reagierst du so? Es ist doch in der Vergangenheit gar nichts Schlimmes passiert! Du übertreibst udn dramatisierst mal wieder! Das kann extrem verstörend sein." Unter "Entwicklungstrauma" versteht man das Fehlen von sicheren emotionalen Bindungen in der Kindheit. "Kann die Mutter ihrem Kind dauerhaft keine emotional sichere Bindung bieten - entweder, weil sie einfach nicht existiert, oder weil sie ihr Kind zwar körperlich mit allem versorgt, es aber aufgrund eigener Probleme emotional nicht wirklich nähren kann -, gerät das Kind in Not. Wer sich als Kind nicht willkommen fühlt, zweifelt an seinem Daseinsrecht." Oder: "Für Kinder führt ein Mangel an Zuwendung in eine auswegslose Not." Ich glaube ja, dass wir eine ganze Generation von Menschen sind, die mehr oder weniger unter dieser Art von Trauma leiden. Ich kenne jedenfalls viele Leute, die ähnliche Erfahrung gemacht haben, einfach auch, weil es unseren Eltern damals nicht bewusst war, wie wichtig es ist, ihren Kindern gerade diese emotionale Bindung zu geben. Oft waren sie noch jung und strebten vor allem beruflichen und finanziellen Erfolg an, auch um sich aus den Schatten ihrer Kindheit (Kriegs-/Nachkriegszeiten) zu lösen. Von den Traumata ganz abgesehen, die sie wiederum als Kinder erlitten haben!
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |