Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
... und ich fühle mich gerade von allem abgeschnitten. Es ist echt immer wieder faszinierend, mit welcher Dynamik mich meine Hormonlage aus dem Gleichgewicht bringen kann. Es fühlt sich wirklich so an, als wäre ich nicht mehr dieselbe und vor allem, ich erlebe mich als völlig machtlos. Am meisten Sinn macht es dann eigentlich nur, mich dem zu fügen und mich möglichst aus dem Verkehr zu ziehen. Nicht gerade einfach, wenn man in einer großen Familie lebt und sich auch nicht einfach im Job krankschreiben lassen kann. Eigentlich wollten mein Mann und ich heute mit dem Kleinen ins Schwimmbad. Aber das fühlt sich für mich an, wie Vergewaltigung meiner Selbst, wenn ich mir das heute abverlange. Ich war gerade mal oben, um zu sehen, ob unser Sohn schon wach ist, weil ich mit ihm darüber sprechen möchte. Ihm erklären, dass ich das heute nicht kann. Er war gestern glücklicherweise mit dem Kindermädchen schwimmen und wir können das gerne nächstes Wochenende einplanen. Auch wenn mein Mann dann nicht mit kann. Wenn der unbedingt mit ihm gehen möchte, muss er das ohne mich tun. Ich weiß, dass er mich nicht so einfach da raus lassen wird, weil er selber so ungerne geht. Ich möchte da aber nicht die Verantwortung für ihn übernehmen. Ich kann auch zu meiner Entscheidung stehen. Angefangen hat alles wie als wäre ein Schalter umgelegt worden. Den Tag über ging es mir eigentlich gut. Ich habe es genossen, dass meine Freundin mich besucht hat und wir auch Ruhe zum Quatschen hatten. Am Nachmittag habe ich dann noch einen Birnen-Schoko-Kuchen ohne Rezept gebacken und für unser Essen eine Kürbissuppe gekocht. Dass die Suppe mir zu stark nach Ingwer geschmeckt hat, das konnte ich noch gut nehmen, aber später wurde es dann sehr eng. Wir wollten zu einer Tanzparty von Freunden nach Krefeld und mein Navi konnte nicht mehr laden. Wir waren für meinen Geschmack eh schon was spät dran und mussten dann noch mal rein, im Internet nach dem Weg schauen. Da wollte ich schon alles hinschmeißen. Ich konnte nicht akzeptieren, dass dieser Umstand plötzlich da war. Seither war ich wie gefangen und alles war scheiße. Ich habe auf alles sehr negativ und aggressiv reagiert und habe mich auch auf der Party nur unwohl gefühlt. Anfänglich habe ich es mit tanzen versucht, aber war nicht das gewohnte Umfeld, nicht meine Leute dabei und auch mein Körper gab mir keine angenehme Rückmeldung. Auch typisch ist, dass ich mich dann immer unglaublich dick fühle. Als würde ich 80 oder 100 kg wiegen. Ich weiß, dass es nicht so ist, aber das hilft wenig. Am liebsten wäre ich sofort wieder nach Hause gefahren, nur aus Höflichkeit habe ich noch eine Weile mit meinem Mann da rumgestanden. Eine Unterhaltung war nicht möglich bei der Lautstärke und ich war auch froh - es wäre eh nur weiteres Gemeckere aus meinem Mund gekommen. Schon auf dem Heimweg meldete sich mein Magen mit Hunger und so habe ich zu Hause noch ein kleines Stück von dem Kuchen probiert. Den hätte ich am liebsten sofort in die Tonne geworfen. Nicht, dass er ungenießbar ist, aber er ist zu trocken, um wirklich lecker zu sein. In meiner Vorstellung war er viel saftiger. Gemacht habe ich es nicht, weil ich ihn heute schon noch bei den Schwiegereltern anbieten möchte. Die Leute dürfen sich gerne ihr eigenes Urteil darüber bilden. Der Rest darf dann vielleicht den Weg in den Müll nehmen. Da ich mich so sehr genudelt fühle gerade und mir auch einrede, ich hätte UNGLAUBLICH viel gegessen die letzten Tage, mag ich ihn nicht in meiner Küche haben! Und natürlich läuft in mir schon wieder der Film: jetzt aber wenig essen, hungern, Sport machen, auf die Reihe kommen. Das ganze im Befehlston. Und vielen Dank auch... wo es mir gerade so gut mit mir geht! So macht das Leben Spaß. Innerlich knicke ich gerade ein, wünsche mir, dass ich doch liebevoll zu mir sein könnte. Nicht diese Härte. Und dieser Panzer zum Schutz vor dem Außen. So kann ich niemanden an mich heranlassen, das hat mein Mann gestern mehr als deutlich zu spüren bekommen. Jetzt habe ich schon wieder Hunger. Yeah, was freue ich mich - essen macht gerade besonders viel Freude. Ich werde mal Brötchen holen gehen, hier ist immer noch niemand außer mir wach.
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |