Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Wie gut, dass nach meinem ersten Arbeitstag erst einmal ein Wochenende folgte. Smoother Einstieg. Ich hatte mir überlegt, dass es vielleicht mal eine gute Idee sein würde, mein Handy während der Arbeit nicht auf dem Schreibtisch, sondern in meiner Tasche zu parken. So grundsätzlich, meine ich. Es war zwar ungewohnt, aber letztendlich ganz angenehm, nicht ständig von dem Teil abgelenkt zu werden.
Als ich nach Hause kam, war mein Mann schon weg zur Arbeit und der Kleine wurde von einem 16-jährigen Jungen betreut, der selber leicht entwicklungsverzögert ist, aber sehr viel Freude daran hat. Die beiden kommen gut miteinander aus und können viel voneinander lernen. Wir haben das schon ein paar Mal gemacht und ich muss ich immer weniger einschalten, wenn ich dabei bin. Heute hatte ich auch kinderfrei, die Luxusvariante mit unserem langjährigen Kindermädchen. Wir kennen Sie seit 14 Jahren und sie ging damals in unserer Hausgemeinschaft ein und aus. Hat auch oft die ganze Horde von Kindern dort gesittet. Als der Kleine auf die Welt kam, fragte sie gleich, ob sie auch auf ihn aufpassen dürfe. Mittlerweile ist sie eine Art Ersatzmama, die beiden unternehmen auch immer was. Nicht selten sind sie bei der Mutter ihres Freundes im Garten oder besuchen seine Oma im Altenheim. Und sie gehen ganz oft schwimmen, womit man unserem Sohn ja immer eine Freude machen kann. Gestern Abend war ich noch tanzen, obwohl ich ziemlich müde war. Das kam aber erst später durch, anfänglich hatte ich noch viel Energie und die Musik war ausgesprochen gut! Ich war gar nicht mal furchtbar spät im Bett, hatte mir aber trotzdem den Wecker gestellt, weil ich die Torte für meinen Schwiegervater anlässlich seines Geburtstages fertig machen wollte, ehe ich zum Wandern verabredet war. Ich hatten den Boden bereits gestern gebacken, musste dann aber feststellen, dass er nicht durch war. Innen noch matschig, fast flüssig. Ich hab mich eine Runde geärgert, denn es sollte noch mal eine After-Eight-Torte werden, allerdings kleiner im Umfang, dafür höher. Da ich nun keine neue Torte, nicht mal einen besseren Kuchen so schnell aus dem Ärmel schütteln konnte, habe ich die brauchbaren Kuchenteile mit Mascarpone-Quark-Creme und Kirschen geschichtet. War ein prima Nachtisch. Es tat so gut, meinen eigenen ambitionierten Ansprüchen nicht nachgeben zu müssen. Es war auch so alles gut. Genauso kann ich es gerade gut so sein lassen, dass die Spülmaschine nicht ausgeräumt ist und das bis morgen Zeit hat, auch wenn sich bereits neues Geschirr neben der Spüle stapelt. Niemanden außer mir interessiert das. Nach der Behandlung am Donnerstag fühlte ich mich irgendwie, wie durch die Mangel gedreht. Erst war ich nur körperlich total platt, aber dann ging es auch stimmungsmäßig bergab. Ich fühlte mich so schutzlos und angreifbar. Sobald der Körper mit involviert ist, habe ich wohl tatsächlich eine Chance, besser an die Themen, die ich sonst gut wegpacke, heranzukommen. Zum Glück hielt es nicht so sehr lange an und am nächsten Tag auf der Arbeit fühlte ich mich wieder kraftvoll. Und auch motiviert, besser für mich zu sorgen, vor allem, was das Loslassen angeht. Ich übernehme für Menschen, die mir nahestehen viel zu viel, damit es ihnen - und so auch mir - gut geht. Dass es aber zu viel ist, viel zu anstrengend auf Dauer ist, dass spüre ich nur in der allgemeinen Überforderung. Und in dem Gefühl, ständig eingespannt zu sein. Meine Große muss ich eh loslassen, die nimmt ihr Leben zusehens mehr in eigenen Hände. Aber auch die Kleine ist langsam aber sich gefordert, mehr Verantwortung für sich zu übernehmen. Dem Kleinen kann ich auch mehr zumuten. Und mein Mann ist eh groß, den brauche ich ja nun wirklich nicht zu pampern...
0 Kommentare
Hinterlasse eine Antwort. |
Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |