Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann wäre es mehr Zufriedenheit mit dem, was ist. Wie es ist. Ich bin so oft im Clinch damit. Am meisten hardere ich mit den vermeintlichen Einschränkungen, die mir das Leben mit einem behinderten Kind beschert. Ich bin so oft neidisch auf die Menschen, die sich frei bewegen können, nicht darüber nachdenken müssen, wie sie den Tag mit ihrem Kind gestalten müssen. Die meisten in meinem Umfeld haben ja nun keine kleinen Kinder mehr. Und auch keinen Mann, der das ganze Wochenende weg ist. Ich kriege jedes lange Wochenende Fotos und Grüße aus Holland oder sonstwo her, wo immer irgendwer seinen Kurzurlaub genießt. Halt, aber wer kann mitten im Mai für eine Woche in den Süden fliegen trotz schulpflichtiger Kinder? Bei mir liegt ein klassischer Fall von den Focus auf das Negative legen vor.
Ich habe ein schlechtes Gewissen. Hatte den Kleinen zum Stadionlauf heute angemeldet. Einen Kilometer wollten wir zwei da zusammen zurücklegen. Heute Morgen hatte ich nichts als Abwehr gegen diese Aktion. Ich konnte mir nicht vorstellen, mit der Bahn oder auch nicht mit dem Auto quer durch die Stadt zu fahren. Und dann noch in der Hitze zu laufen. Zumal ich immer noch etwas Schmerzen im Bein habe. Weil ich aber auch nicht den ganzen Tag mit dem Kind zu Hause bleiben wollte, war das geringste Übel, mit ihm ins innerstädtische Bad zu fahren, welches fast keine Außenfläche hat. Dort war es dann auch relativ angenehm, keinesfalls überfüllt. In dem neuen Bikini, den ich gestern auf dem Flohmarkt gefunden hatte, habe ich mich recht wohl gefühlt. Der passt gut. Wir haben gar nicht so viel gemacht, sind hier und da was geschwommen, was rumgedümpelt. Zwischendurch haben wir uns sogar noch ein paar Pommes geteilt. Und trotzdem ist jetzt schon Nachmittag. Hätte ich heute kinderfrei gehabt, wäre ich in den nächsten Stadtteil gefahren, wo es den ganzen Tag viele Aktionen, viel zu sehen und zu erleben gibt. Aber mit dem Kind wäre das nur stressig geworden. Für die Schule der Großen, die wohl unter anderem auch Kuchen verkaufen, habe ich gestern noch Muffins gebacken. Ich war gestern auf der kleinsten aller Parties ein bisschen tanzen. Eine Freundin wollte auch mit, was mir die Entscheidung erleichtert hat, weil man dort nicht immer engere Freunde trifft. Wir sind auch erst etwas später los. Ich habe mich ganz vorsichtig auf der Tanzfläche bewegt und auch nur alleine und am Rand. Mir war klar, dass ich nicht einfach so loslegen konnte. Auf der einen Seite war es total schön, sich mal wieder zur Musik zu bewegen, anderseits konnte ich es auch nicht gut annehmen, dass ich mich nicht wie die anderen ausschütteln konnte. Es hat mich traurig gemacht. So, als würde ich nicht mehr dazu gehören. Dabei war es gar nicht so. Mit einer Freundin habe ich dann sogar noch ein Tänzchen gewagt und für ein Stück ging da auch durchaus mal etwas mehr an Bewegung. Es war alles in allem eine gute Erfahrung, mal anders da sein zu können. Und heute geht es meinem Bein eher besser als schlechter. Moderate Bewegung an sich ist scheinbar nicht das Problem.
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |