Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Ich könnte heulen. Eben war ich fast soweit. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, wieder tanzen zu gehen und jetzt kann ich das einfach nur vergessen. Gestern fing meine Nase an zu jucken und zu kribbeln und abends ging sie zu. Die Nacht habe ich ziemlich rumgerotzt und nun ist es klar: ich habe eine fette Erkältung. Ich bin zwar nicht völlig platt, aber schon etwas schlapper als sonst. Hinzu kommt, dass ich seit zwei, drei Tagen rumlaufe, als wäre ich schwanger. Ich wäre fällig, aber da passiert einfach nichts. Es fühlt sich sehr unangehm an. Jeden Tag hoffe ich darauf, dass der Spuk bald vorbei ist. Das sind alles überhaupt keine Vorraussetzungen, um ausgehen zu wollen und mich auf der Tanzfläche auszutoben. Letztes hätte ich wahrscheinlich eh nicht so machen können wie sonst, dafür läuft mein Bewegungsapparat noch nicht wieder ganz rund. Zu allem Überfluss wird mein Figurkritiker von Tag zu Tag lauter und fieser, weil ich gerade so gut wie keinen Sport mache, machen kann. Gestern ist dann auch noch das Yoga ausgefallen, das kam gar nicht gut. Ich mache zwar jeden Tag ein paar Übungen, aber das kann man ja nicht Sport nennen! Da ich aber nicht an Zufälle glaube, frage ich mich, warum ich nicht tanzen gehen soll. Was daran tut mir nicht gut? Überfordere ich meinen Körper dort immer noch? Es stimmt schon, dass ich die letzten Male oft danach Nacken- oder Rückenschmerzen hatte. Wahrscheinlich weil es mir immer noch nicht gelingt, ausschließlich für mein Wohlbefinden zu tanzen. Der Kalorienzähler läuft ja doch immer noch mit und ich habe den Ruf einer "Springmaus" zu verlieren. Das Energiebündel auf der Tanzfläche. Wer bin ich, wenn ich diesem Bild nicht mehr entsprechen kann? Wie kann ich dann noch die Aufmerkamkeit und Bewunderung bekommen, die ich meine so dringend zu benötigen!? Zieht mich deshalb mein Körper dort aus dem Verkehr? Damit ich mich neu, abseits von den rauschenden Abenden neu definiere? Ich muss immer an die Beschreibungen von Bärbel Wardetzki denken, dass Frauen mit weiblich-narzisstischen Strukturen zwischen Grandiosität und Depression schwanken. Das meint sie wohl damit. Ich degradiere mich auch schnell zu einem Nichts. Überflüssig. Ungeliebt. Anstrengend. Obwohl ich weiß, dass ich mehr bin - nur fühlen kann ich es oft nicht.
Mein Sohn steht gerade mit der großen Gießkanne auf der Terrasse und imitiert damit Walgesänge. Da hat dann gleich die ganze Nachbarschaft etwas davon! Gestern habe ich ihm seine Wasserpistole aufgefüllt und der Racker hat mich gleich aus nächster Nähe damit beschossen. Ich konnte mich umziehen gehen und meine Haare hingen mir in nassen Strähnen ins Gesicht. Ich war echt sauer. Das hat er erst gar nicht verstanden. Dafür habe ich heute verstanden, was sein Wort "annepeppelt" bedeutet. Das fällt ganz oft, wenn seine Kuscheltiere miteinander kämpfen. Heute auf dem Schulhof hat eine Schülerin einen Lehrer übersehen und angerempelt. Da fiel das Wort auch bei ihm und ich hab's kapiert: angerempelt! Nicht, dass er nicht auch angerempelt sagen könnte. Aber dafür müsste er sich mehr konzentrieren und man versteht ihn ja auch so ganz gut. Zumindest in den meisten Fällen. Gestern habe ich den jungen Mann dann auch mal was früher ins Bett gesteckt, der hatte nämlich schon dunkle Ränder unter den Augen. Wie jedes Jahr um diese Jahreszeit wird es abends immer spät. Ich habe ihm auch kein Hörspiel mehr erlaubt. Dann war auch mal was eher Ruhe in seinem Zimmer.
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |