Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Seit gestern schon fahre ich mit einem Karton voll Metallschrott im Kofferraum durch die Gegend. Auf dem Heimweg von der Freizeit des Kleinen habe ich gestern das Tor, den Eingang des Schrotthandels nicht gefunden. Heute wusste ich, wo ich hinmusste und war doch sehr erstaunt, welchem Prozedere man sich unterziehen muss, wenn man ein bisschen Altmetall loswerden möchte. Ich bin am Eingang zu der Anmeldung gegangen und musste erst einmal mal meine Tasche aus dem Auto holen, weil sie meinen Ausweis sehen wollten. Dann hieß es, ich solle mein Auto auf die Waage fahren. Danach wieder hin zu den Jungs hinter der Scheibe, die wieder etwas in ihr System tippten und ich bekam die Anweisung, ich solle mich hinten bei der Halle melden. Eine Halle war bei all diesen riesigen Schrottbergen nicht zu sehen, aber ich bin einfach mal in die Richtung gefahren, in die man gezeigt hatte. Dort stand ich erst einmal blöd rum, bis sich ein Mann zu mir bewegte und mir eine kleinere Waage zeigte, wo ich den Karton draufstellen sollte. Dort sollte ich meinen Namen nennen. Er hat dann alles mit einem Magneten durchgetestet und mir dann ein Zettelchen ausgedruckt. Mit dem sollte ich wieder zur Anmeldung. Gesagt, getan. Bitte fahren sie jetzt ihr Auto auf die Waage beim Ausgang, hieß es dort. Ich musste schon grinsen und konnte mein Erstaunen auch kaum verbergen. Keine Ahnung, wie oft der Kleine und ich bis da schon ein- und ausgestiegen waren. Nach dem Wiegen habe ich mir dann den nächsten Schritt erklären lassen, der beinhaltete, dass ich mein Auto von der Waage fahren und mich bei der Kasse melden sollte. Was kostet das denn?, fragte ich ganz erstaunt. Nein, sie kriegen Geld dafür, war die Antwort. Lohnt sich das denn? Das konnte man mir nicht sagen, erst in der Kasse wird ausgerechnet, was ich dafür bekommen würde. Also habe ich mir meinen Sohn geschnappt und bin mit den zwei großen Zetteln, die man mir ausgedruckt hatte, zur Kasse gegangen. Nicht ohne vorher noch mal das Auto ein paar Meter zu bewegen. Die junge Dame am Kassenschalter, die reichlich Schmuck im Gesicht trug, brauchte dann noch meinen mal meinen Ausweis und dazu meine Postleitzahl und ein paar Minuten, um mir dann ganze sage und schreibe 3,52 Euro auszuzahlen. Die habe ich unserem Sohn geschenkt. Für die halbe Stunde, die das Ganze letztendlich gedauert hat. Ich war echt fassungslos. Ich wollte NUR eine Kiste Altmetall abgeben... Das nächste Mal fahre ich glaube ich doch wieder zur normalen Müllkippe...
Als mein Mann vorhin mit meinem Auto aufgebrochen ist, um mit unserer Großen zusammen einen Zahnarzttermin wahrzunehmen und danach noch die Schwester am anderen Ende der Stadt abzuholen, da hätte mein kleiner innerer Kontrolletti es doch lieber gehabt, wenn er sein Auto genommen hätte. Mit dem hätte die Große nämlich nicht fahren können, weil sie dort nicht versichert ist und zum anderen mit dem großen Auto auch keinerlei Erfahrung hat. Dennoch kam aus meinem Mund der Vorschlag, doch mein kleines Auto zu nehmen, damit unsere Fahranfängerin die Möglichkeit hat zu fahren, wenn sie denn möchte. Aber die ist doch vielleicht sehr müde und abgegessen nach zwei Tagen harter Arbeit. Sie wird schon abschätzen können, ob sie fahren kann oder nicht, beruhige ich meine ängstliche Nörgeltante. Und ihr Vater ist auch dabei. Aber wenn allen drei etwas passiert? Am liebsten möchte sie mir alle möglichen Horrorszenarien vorspielen, aber ich gehe nicht darauf ein. Ich mache mir zum gefühlt millionsten Male klar, dass ich keine Kontrolle über mein oder das Leben meiner Liebsten erlangen kann. Ich muss loslassen und ich muss vertrauen. Und bisher ist es immer gut gegangen, darauf vertraue ich weiter - auch wenn es manchmal schwer fällt. Gestern ist unsere Tochter das erste Mal alleine mit dem Auto unterwegs gewesen, bzw. nur mit einer Freundin zusammen. Bis dahin war immer einer von uns Eltern mit dabei, wenn sie am Steuer saß. Sie hat das gut gemeistert bekommen, Kind und Auto sind heil zurückgekehrt! Gestern hatte ich mir spontan noch mal einen Tag freinehmen können. Das war schön und weil zufälligerweise auch mal alle Kinder ausgeflogen waren, hatten mein Mann und ich mal Zeit für uns. Kommt ja selten genug vor. So selten, dass wir wieder einmal beschlossen haben, dass es mindestens einen Paarabend in der Woche geben muss. Wir hatten das wieder schleifen lassen, weil keiner so rechte Lust hat, die Mädchen einzuspannen, das die sich um den Bruder kümmern. Dabei ist keine große Sache, wenn jede von ihnen zwei Abende im Monat übernimmt. Und so aufwändig ist das alles auch nicht mehr wie es früher mal war. Heute geht es mir nicht so gut. Auf der Arbeit hatte ich wieder so eine leichte Panik in den Knochen, die ich körperlich spüre, sie kommen nicht von irgendwelchen Gedanken. Auf der Autobahn war ich nur müde und wusste, dass ich mich nicht sofort hinlegen konnte, weil ich den Kleinen ja noch abholen musste. Als er dann zu Hause vor dem Fernseher saß, bin ich aber hoch und auch einmal ganz tief weggesackt. Meine ganzen schönen Pläne, wie ich heute noch raus und/oder zu Bewegung komme, sind irgendwie dahin. Ich bin so leer und motivationslos. Aber vielleicht schaffe ich heute Abend noch eine kleine Yoga-Sequenz. Notfalls schiebe ich das auf morgen, da hoffe ich auf mehr Energie. Gerade ist mir nur kalt, ich hoffe, die zweite Tasse Tee wärmt mich ein bisschen auf. Zum Glück habe ich aber Mitgefühl mit mir und muss jetzt nicht noch auf mir rumtrampeln.
0 Kommentare
Hinterlasse eine Antwort. |
Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |