Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Ich habe den Kuchen tatsächlich probiert und einen anderen auch. Ich habe also ganz normal Kuchen gegessen, wie die anderen Menschen um mich herum auch. Da war keiner, der nicht wollte. Mir war der aber zu schwer, vielleicht schmeckt er richtig durchgekühlt besser, aber so war das nicht wirklich mein Fall. Ich mag aber auch kein Mascarpone und solche Sachen.
Gestern Abend schlugen bei uns zu Hause die Wellen doch recht hoch. Ehe man sich versieht, gerät alles aus dem Gleichgewicht. Puh! Aufhänger war der offizielle Beurlaubungsantrag unserer jüngeren Tochter. Wir wollen Ende Mai für eine Woche nach Portugal und hatten vorher beide Mädchen gefragt, ob sie mit wollten, auch wenn sie ein paar Tage in der Schule fehlen würden. Für die Große war das keine Frage, die Kleinere brauchte ein wenig Bedenkzeit, ehe sie schließlich auch einwilligte. Eigentlich wollten wir keinen Beurlaubungsantrag stellen, aber der Klassenlehrer der Jüngeren riet uns doch dazu. Also haben wir alles etwas dramatisiert und eine Begründung zu Papier gebracht. Nichts davon war falsch oder gelogen. Vorgestern Abend haben wir das unserer Tochter zu lesen gegeben und sie machte ein sehr unglückliches Gesicht. Ich konnte förmlich spüren, wie ihr Vorhang wieder zu ging. Wir hatten den Text vorab dem Lehrer gemailt und gestern dann in Schriftform gebracht und zu einem offiziellen Antragsformular hinzugefügt. Als alles fertig eingetütet war, hat sich unsere Tochter noch mal alles durchgelesen und den Brief an die Schulleitung zerrissen. Sie hätte schon am Vorabend gesagt, dass sie das nicht gut fände, so nicht wolle. So deutlich war sie aber vorher nicht gewesen, im Gegenteil, wir waren schon überrascht . Sie wolle sowieso gar nicht mit wegen des verpassten Schulstoffs, der Klasur, die sie nachschreiben müsse und überhaupt sei Verreisen ja auch Stress... Okaaay. Ich konnte sie verstehen, überhaupt fällt es mir in solchen Kontexten überhaupt nicht schwer, mein Kind nachzuvollziehen - da ticken wir doch sehr ähnlich. Ich schlage mich auch schon seit Tagen mit Unwohlsein und Nichtwollen herum, was den bevorstehenden Urlaub angeht. Nur kenne ich mich und das Phänomen schon lange. Ich muss da durch und lass mich davon eben nicht abschrecken. Von einer 13-jährigen kann man so etwas nicht erwarten. Außerdem verpasse ich ja nichts hier. Kurz nach diesem Auftritt saß ich mit der Großen in der Küche zusammen und wir sind über den Urlaub in einem ganz anderen, viel grundsätzlicheren Thema gelandet. Warum fehlt einem immer was im Leben? Warum ist man beständig auf der Suche und nie oder viel zu selten zufrieden? Warum fühlt sich Leere so unerträglich an? Wir haben rumphilosophiert, es flossen Tränen und mein Mann wurde rausgeschickt, als er fragend in die Küche kam. Der kommt mit der ganzen Situation gerade überhaupt nicht klar und kann vor allem gar nicht verstehen, wie seine Tochter tickt. Er ist verletzt und hat die letzte Nacht mit Grübeln statt mit Schlafen verbracht. Das tut mir so leid, doch ich kann ihm da kaum helfen. Ich merke nur, dass ich meiner Tochter da beistehen muss in diesem Konflikt, weil sie sonst keinen Rückhalt erfährt. Gleich habe ich eine Stunde bei einer neuen SE-Therapeutin. Ich habe sie bei einer Wanderung kennengelernt und mit ihr ausgemacht, dass wir es mal zusammen versuchen wollen. Mit der anderen SE-Therapeutin, bei der ich ein paar Mal war, bin ich bislang nicht so richtig warm geworden - ich kann icht mal sagen, warum. Ich bin ein bisschen nervös. Vor allem, weil ich mir in solchen Begegnungen immer viel zu hochtourig und wenig geerdet bin. Zumindest erlebe ich ich so. Immer leicht am Überkochen. Selten in mir ruhend. Rennend statt ruhigen Schrittes unterwegs... Zumindest in mir drin.
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |