Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Für einige Menschen bedeutet Urlaub glaube ich, dass sie an einem sicheren Ort einen gewissen Luxus genießen können. Dass sie nicht kochen müssen und man ihnen die Betten macht, die Zimmer sauber hält. Dass es alles gibt, was sie brauchen und sie es nicht weit zum Strand haben. Wir sind gestern durch riesige, noch im Bau befindliche Anlagen gefahren, die hier genau für solche Menschen errichtet werden. Sie wollen nicht unbedingt erfahren, was dieses Land so ausmacht. Sie sehen keine dreckigen Straßen und werden auch nicht von Schwarzafrikanern angesprochen, die ihnen Tee verkaufen wollen oder ihnen einen Ritt auf einem Dromedar anbieten. Es sei denn, sie machen eine geführte Tour mit einem Bus zu ausgewählten Zielen. Ich könnte so nicht Urlaub machen. Auch so ein Verwöhnprogramm wäre nichts für mich. Für uns bedeutet Urlaub auch, wir zaubern uns Essen in fremden, mager eingerichteten Küchen mit vielleicht auch anderen Zutaten. Wir reisen mit wenig Gepäck, laufen herum als wären wir Hippies, waschen aus, was nicht mehr geht und spülen täglich unser Geschirr, für das wir das Wasser aus dem Bad holen müssen, weil es nur dort warm wird. Wir fahren mit dem Leihwagen durch chaotischen Verkehr, laufen staubige Straßen entlang oder nehmen den Weg an der Küste entlang über die Felsen. Seit wir gesehen haben, dass jeden Tag ein, zwei Frauen mit ihren Ziegen kommen, trennen wir unseren Müll und stellen die Küchenabfälle neben die Tonne auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Manchmal schwelt dort auch ein kleines Feuer. Keine Ahnung, ob es hier eine Müllabfuhr gibt.
Nachdem wir unsere Mädels gestern bei einem Surfkurs abgegeben haben, sind wir nach Agadir zum Einkaufen gefahren. Wir haben auf dem Weg an einem Drinkstore haltgemacht, um etwas Bier und Wein mitzunehmen. Alkohol wird hier ansonsten gar nicht verkauft, auch nicht in den Restaurants und Cafés. Seit langem mal wieder hatte ich das diesen Urlaub, dass ich die ersten Tage nicht zur Toilette konnte. Vorgestern fühlte ich mich schon richtig elend deswegen und habe es sogar mit einer Tasse Kaffee versucht. Gestern waren es dann sogar zwei. Ob die jetzt dafür verantwortlich waren, dass es dann ging, weiß ich nicht. Und noch weniger weiß ich jetzt, ob ich weiter Kaffee trinken möchte. Nach über einem Jahr Abstinenz. Könnte ich ab und zu mal eine Tasse trinken, würde ich darüber nicht nachdenken müssen. Aber das klappt mit meiner Struktur glaube ich nicht. Ebenso habe ich es durchaus – vor allem am ersten Abend – zu spüren bekommen, wie sehr ich mich immer wieder an eine kleine Menge Alkohol am Abend gewöhne. Gestern wurde es dann mehr, weil ich das Gefühl hatte, etwas aufholen zu müssen und prompt war mir wieder unangenehm warm in der Nacht. Das kommt jetzt eigentlich immer als Konsequenz. Es ist unglaublich, wie viel ich hier schlafe. Nicht selten werden es acht, neun Stunden! Aber irgendwann am Abend kann ich nicht mehr die Augen aufhalten und dann gehe ich halt ins Bett. Manchmal hocken wir zusammen, aber mitunter ist auch jeder für sich und liest, schaut, hört etwas oder schläft. Gespielt haben wir allerdings noch keinen Abend. Hätten wir hier kein Wlan, wären wir sicher eher dazu bereit. Aber so sind doch zumindest wir Mädels immer in der Lage, uns irgendwie berieseln zu lassen. Auch so ein Ding... Mit unserer Großen habe ich mich über die Fastenzeit unterhalten und ich überlege, was es dieses Jahr sein wird. Medien? Alkohol? Beides? Nachdem ich hier die ersten Tage etwas nachlässig mit meinem Stützstrumpf war, tat mir mein Knöchel wieder mehr weh und ich trage das Ding trotz der Temperaturen hier und laufe draußen nur mit den Wanderschuhe plus Stützstrumpf herum. Das ist zwar ätzend, aber ich möchte zu Hause wirklich gerne wieder alles machen können. Es nervt mich total, dass ich hier keinen Sport machen kann, wo wir einen Strand keine drei Minuten von uns entfernt haben, den man prima entlang joggen könnte. Ich würde mich vielleicht auch auf ein Surfboard stellen, wäre da nicht diese blöde Sache. Hier gibt es tatsächlich fast ausschließlich Surfurlauber, von Sonnenauf- bis untergang sieht man sie im Wasser treiben und auf die Wellen warten. Wir haben schon viele tolle Stunts zu sehen bekommen und man kann nachvollziehen, dass das für die meisten hier der Inhalt ihres Urlaubs ist. Die Wellen sind hier an vielen Stellen echt perfekt dafür. Zwei, drei Meter hoch. Auch direkt vor unserem Haus können wir sie mitunter bewundern.
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |