Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Heute Abend hole ich Mann, Kind und Neffe wieder vom Flughafen ab. Ich bin gespannt, was sie von ihrem Italien-Kurztrip erzählen werden. Weil es dann auch gleich wieder turbulenter hier zugehen wird, habe ich die Ruhe an diesem Tag heute noch sehr genossen. Bei dem Wetter mag man ja so gar nicht vor die Tür, ich war lediglich was einkaufen. Schön war, dass wir Besuch hatten und somit ein bisschen Abwechslung zu dem Rumgekrusche hier. Die Zitronen-Frischkäse-Torte für den Geburtstag der Schwiegermutter ist auch bereits fertig und steht im Kühlschrank. Das, was für morgen noch zu tun bleibt, fühlt sich überschaubar an. Allerdings musste ich die Verabredung, die ich erst ganz mutig getroffen hatte, wieder absagen. Ich brauche schon den ganzen Tag, das spüre ich deutlich. Und ich bin auch froh, dass sich das Kindermädchen noch mal kümmert. Zumal wir ja abends auf besagtem Geburtstag sind. VW hat heute auch noch angerufen und so kann ich morgen früh doch noch den neuen Zweitschlüssel bekommen. Ich freue mich schon sehr auf die Berge und bin sehr gespannt, wie das so wird mit zwei Down-Kindern. Der Junge der befreundeten Familie ist ebenfalls neun und wir haben uns vor zweieinhalb Jahren bei einem Urlaub auf Gomera kennengelernt.
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Immer und immer wieder stelle ich mir vor, wie in der kommenden Situation eine völlig neue Erfahrung mache. Ich hoffe sozusagen auf die Macht der Vorstellungskraft. Eigentlich eine gute Sache, nur glaube ich mir nicht. Ich kenne mich mit den Jahren so gut, dass ich bei aller Liebe zu mir selbst, keinen neuen Menschen aus mir backen kann. Schön wär's... Aber kann ich es auch annehmen, wenn mir wieder die Düse geht, wenn ich an meine Grenzen stoße, ich Reisefieber und Hektik verspüre? Mich meine gesamte Umwelt nervt und strapaziert? Ich würde so gerne keinen einzigen Gedanken daran verschwenden, wer wann auf unserer langen Fahrt am Steuer sitzt. Was wäre das doch für ein Geschenk an meinen Mann, könnte ich mich entspannt in den Beifahrersitz kuscheln und mit ihm plauschen oder dösen, während er uns sicher weiter Richtung Süden lenkt! Ich kann es nur immer weiter versuchen. Ausprobieren und mit den Gedanken, die mich mehr als stressen, arbeiten. Ich bin ja auch schon fast zu einem entspanntem Fluggast geworden nach den vielen Flügen die letzten Monate und der intensiven Auseinandersetzung mit meiner Angst. Es wäre wohl sinnvoll, in Bezug auf die Fahrerei noch eine Work vorher zu machen, obwohl sich etwas in mir dagegen sperrt. Die Klugscheißer in meinem Kopf wollen auf ihrer Wahrheit beharren, sie wollen sich nicht mit Umkehrungen beschäftigen. Aha. He, keiner nimmt euch eure Wahrheit, wir schauen uns das einfach nur mal an! Sofort sinkt der Druck. Immer diese Widerstände - puh!
So, die Gelegenheit war gut, die Kinder schliefen noch und ich habe mir tatsächlich mal ein paar Sätze zu dem Thema angeschaut und kriege dank der Umkehrung langsam ein Gefühl dafür, wo der Hase so lang läuft. Jetzt höre ich meinen Sohn die Treppe runtertapsen und beende hiermit die Zeit, die ich an den meisten Morgenden ganz für mich habe. Wenn man so ein Kind wie wir hat, dann sollte man sich eigentlich abgewöhnen, "oh scheiße!" oder ähnliches auszurufen und auch am besten nicht "Autsch!" oder "Aua!" sagen. Denn sofort kommt besorgt-hektische Nachfrage: "Was ist passiert?" Meine kurzen Erklärungen sind für den jungen Mann meist nicht zufriedenstellend und man hat einen längeren Rattenschwanz an der Backe. Aber es ist verdammt schwer, sich das abzugewöhnen, mal nichts dazu zu sagen, wenn man schlabbert, einem etwas herunterfällt oder man sich ein kleines bisschen weh tut. Ich will es trotzdem versuchen. Mein Mann und unserer Tochter sind ja nun schon seit ein paar Tagen weg und nahezu täglich spielt sich folgender Dialog zwischen mir und unserem Sohn ab: Wo ist mein Papa? Schatz, das weiß du doch! Auf Flohmarkt?? Nein Süßer, wo ist er? In Urlaub! Ja, und wo? Indien? Nein, nicht in Indien! Hinzstraße? Hä? Portugal! Nein, auch da sind sie nicht, die sind doch in Italien! Ah Italien! Heute Vormittag war ich mit dem Kleinen länger unterwegs, unter anderem waren wir auch bei VW, um den neuen Schlüssel codieren zu lassen. Ich habe gefragt, ob man auch mal fix drüberschauen könnte über den Bus, weil wir ja damit in den Urlaub führen. Auf die Frage, was das kostet, bekam ich keine Antwort und die Dame aus dem Büro stapfte mit unserem Kleinen in den Werkstattbereich, um dem Mechaniker das zu sagen. Ich las draußen, dass so ein Check 15 Euro kostet. Wir mussten ziemlich lange warten, weil es wohl Probleme mit dem neuen Schlüssel gab und es funktionierte auch im Endeffekt nicht. Sie müssen einen neuen bestellen. Geld wollten sie von mir keines. Irgendwie ergeht mir das ganz oft so, dass die Leute Dinge umsonst für mich tun. Ich bin immer wieder ganz erstaunt, weil ich ja bezahlen will. Als wir zurück nach Hause kamen, war ich sehr hungrig und auch ziemlich kaputt und müde. Der Kleine aber gar nicht, der wollte unbedingt mit Wasserbomben im Garten spielen. Wir hatten deshalb einen ziemlichen Hickhack und ich wurde immer unleidlicher, obwohl ich sogar schon etwas gegessen hatte und wir auch schon mit zwei Ballons im Garten gewesen waren. Ich habe ihn also zu mir genommen und ihm erklärt, dass ich jetzt unbedingt eine halbe Stunde ausruhen müsste, weil ich sonst weder was mit ihm noch sonst etwas tun könnte. Das hat er dann verstanden und ist - etwas beleidigt zwar - abgezogen in sein Zimmer. Ich weiß, dass diese langen Ferientage für eine große Herausforderung sind, weil er auch immer mal seine Bedürfnisse zurückstellen muss, aber er ist ja nun auch kein Kleinkind mehr - zumindest vom Alter her nicht. Gestern war endlich ich mal eine große Runde spazieren, zusammen mit einer Freundin. Es hat so gut getan, etwas Bewegung in die erlahmten Knochen zu bringen. Laufen zu gehen oder Inliner fahren traue ich mich noch nicht, weil ich Sorge habe, dass ich sonst noch mal krank werde. Heute Morgen ist übrigens meine Tochter mit Halsschmerzen aufgewacht. Hier bleibt außer unserem Jüngsten scheinbar keiner verschont! Gestern Abend habe ich sie ohne Erwartung gefragt, ob sie Lust hätte, etwas zu spielen und wir haben eine nette Zeit mit Scrabblespielen verbracht und auch viel gelacht. Ich habe mich so darüber gefreut, weil sie sich doch sonst eher verkriecht. Da die Rückkehr der restlichen Familienmitglieder und auch der Urlaub näher rückt, merke ich, wie auch in mir die Anspannung wieder ansteigt. Und die innere Ruhe sich davon macht. Es wäre vermessen, zu erwarten, dass ich an solchen Tagen die Gelassenheit in Person sein kann, aber ich will trotzdem immer mal wieder schauen, wo ich mir etwas von dem Druck nehmen kann. Ich glaube zum Beispiel, dass die Mädels weniger Anweisungen brauchen, als ich denke. Gerade unserer Großen muss ich das zumuten, dass sie sich um ihren nächsten Trip gänzlich alleine kümmert. Und die Kleinere geht ja nur zu meinem Schwager. Das fand ich irgendwie witzig... ungewöhnlich...
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |