Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass ich per Handy mal ein paar Fotos zwischendurch posten könnte oder mal einen kurzen Text schreiben, aber das stellte sich dann doch als nicht machbar heraus. Aber jetzt bin ich wieder zurück, vorhin im "schönen Deutschland" gelandet und noch nicht hier und nicht mehr dort. Ich freue mich wahnsinnig auf mein Bett heute Abend - die letzte Nacht habe ich mit Rückenschmerzen mehrere Stunden wach gelegen. Die Matratzen waren nichts für mein nicht mehr so jüngen Körper. Ich werde sicher noch aus dem Urlaub berichten, mal sehen, was mir dazu noch einfällt, aber erst einmal ein kleiner Eindruck von der Algarve. Wir waren ca. 100 km westlich von Faro und haben dort recht viel von der Gegend dort gesehen, weil wir ein Auto hatten. Die Küste zwischen Burgau und Luz Praia Amado Dies ist die alte Dorfstraße von Salema. Dort haben wir auch gewohnt. Man konnte dort auch als Anlieger mit dem Auto durch, was immer ziemlich abenteuerlich war. Aber auch an so etwas gewöhnt man sich ja schnell. Parken musste man aber oberhalb der Straße, wo die Bebauung aufhörte und die Straße auch weiter aus dem Dorf hinausführte - denn entgegenkommen durfte einem keiner.
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So langsam geht es los. Diese innere Unruhe und das blöde Gefühl, das Packen nicht beenden zu können. Es bleibt immer noch etwas, was erst kurz vorher in die Taschen kann. Für mich ist der größte Horror aber immer das Zeitmanagement bei der Abreise. Wir müssen morgen noch 100 km bis zum Flughafen fahren und das im Berufsverkehr. Ich brauche da viel Zeitpuffer, mein Mann findet das überflüssig. Ich habe aber noch sehr präsent, wie wir letzten Winter im Zug nach Frankfurt saßen und wir dann aufgrund von Verspätung echt knapp zum Einchecken kamen - zumal wir ja eine Fernreise gemacht haben. Gut, diesmal bleiben wir in Europa und haben auch kein Gepäck aufzugeben, aber trotzdem. Lieber hole ich noch mal am Flughafen Luft und bringe mein System zur Ruhe, ehe die nächste Herausforderung ansteht. Ich glaube zwar, dass ich langsam wieder etwas gelassener in einen Flieger steige, aber so ganz ohne inneren Stress wird es wohl nicht gehen. Der gehört wohl einfach dazu.
Ich bin aber auch sehr gespannt, denn viele haben mir schon erzählt, wie wunderschön die Algarve und besonders der Ort, wo wir wohnen, sein soll. Der gestrige Tag klingt noch schön in mir nach. Nachdem ich den Kleinen um zwei bei seiner Spielegruppe abgeben habe, war ich den ganzen restlichen Tag für mich alleinverantwortlich unterwegs und habe schöne Dinge mit lieben Menschen unternommen. Oh, gerade kommt meine Tochter runter und möchte einen Film anschauen. Gute Idee, dazu habe ich auch Lust! Der Kleine ist mit dem Kindermädchen im Schwimmbad... Hmm, daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Aber logisch, dass mein Hormonhaushalt, dem jahrelang was vorgegaukelt wurde, jetzt ein bisschen durcheinandergerät. Das kam gestern nicht so gut, weil wir für den Abend Gäste hatten und mich das gleich im Vorfeld überforderte. Meinen Mann scheinbar auch, der - obwohl es ihm gar nicht genug Leute sein können, die er bekocht - auch beständig rumfluchte. Aber er würde es niemals damit in Zusammenhang bringen. Als alle da waren, war ich aber dann doch erstaunlich gelassen und es wurde ein total schöner Abend.
Seit ich so richtig wach bin heute, kommen auch die ganze Zeit die Gedanken vorbei, die sich mit der Organisation des heutigen Tages beschäftigen. Wie mache ich was und wann und werde ich es schaffen, an alles zu denken? Als wäre es wirklich ein Problem! Nein, ist es nicht, aber in meinem Kopf wird es zu einem. Ich muss zwei bis drei Taschen packen und hätte das am liebsten bereits erledigt. Als würde bald die Zeit knapp werden, obwohl mein Sohn und ich erst in fünf Stunden hier aufbrechen. Hola! Das sind die Dinge, die mir die Möglichkeiten nehmen, in dem Moment zu sein. Einfach das zu nehmen, zu erleben, was da ist. Der heiße Tee, der mir die Kehle herunterrinnt. Das Hörspiel, welches bruchstückhaft zu mir durchdringt durchs Treppenhaus, die Müllabfuhr, die einen ziemlichen Lärm vor unserem Haus veranstaltet und die Hitze, die durch meine Körper wabert. Also liebe Gedanken, können wir einfach mal hier verweilen, anstatt immer schon vorzuspreschen und das durchzudenken, was erst noch kommt!? Gestern in der Therapiestunde wurde ich erneut aufgefordert, all die Überforderung abzugeben und mich der Vorstellung meines Lebens hinzugeben, so wie ich es mir gerade wünschen würde. Diese Bilder haben eine tiefen Ruhe und Zufriedenheit mit sich gebracht und ich spüre, wie sehr ich genau dieses brauche. Ich nehme mir vor, mich regelmäßig diesen Phantasiereisen hinzugeben. Aber es gibt aber auch einen Widerstand, einen Anteil, der sagt, es ist sinnlos sich Dinge zu erträumen, die nicht machbar sind. Das würde mich doch erst recht unglücklich und unzufrieden machen. Ich solle mich endlich mal mit meinem Leben arrangieren, so wie es ist! Moment - dabei ging es doch hier um etwas anderes... nicht um die äußeren Umstände, sondern, dass ich mir den Raum nehme, erlaube, den ich brauche. Dass ich ok bin, so wie ich bin und mich nicht ständig bewerte. Im Übrigen: der vegane Schoko-Nuss-Kuchen ist total lecker. Mittlerweile ist aber nicht mehr viel davon übrig. Von dem Zitronenkuchen, den ich gestern noch dazu gebacken habe, ist leider auch nur noch ein kleiner Rest da. Wobei... ich bin ja immer froh, wenn die Kuchen auch gegessen werden und mich nicht ständig auffordern, sie weiter zu dezimieren. Außerdem kann ich ja jederzeit neuen Kuchen backen, was ich ja in der Regel auch mache ;) Gestern war alles gleichzeitig: das Transportunternehmen mit dem Klavier kündigte sich für 15 Uhr an, mein Sohn hat um diese Zeit Schule aus und der Kuchen war blöderweise auch genau da fertig. Ich habe meinen Sohn einfach etwas früher geholt, die mit dem Klavier haben sich verspätet und der Kuchen war zwischendurch irgendwann gar. Aber kurz musste ich schon überlegen, wie das wohl alles zusammenpasst. Der Ort, den wir für das neue Instrument in unserem Haushalt freigeräumt hatten, war zu nah an der Heizung. Meine älteste Tochter und ich schauten uns an und wir dachten beide dasselbe... Gute Gelegenheit das Wohnzimmer, welches keinem so richtig hier gefiel, mal umzuräumen. Die Tatsache, dass mein Mann nicht zu Hause war, erleichterte die Sache. Also haben wir zwei die Ärmel hochgekrempelt und die Möbel so lange herumgerückt, bis wir zufrieden waren. Es sieht so viel besser aus! Ich liebe solche spontanen Aktionen. Hätte ich mir das mit auf meine To-Do-Liste geschrieben, hätte ich es womöglich ständig vor mir her geschoben. Jetzt ist es einfach passiert - wie wunderbar! Und mit der tatkräftigen Hilfe meiner fast erwachsenen Tochter und ihren guten Ideen, war es uns ein Leichtes.
Heute Morgen waren meine gute alten Bekannten wieder da - die Kritiker, die mir beständig sufflieren, dass ich es nie schaffen werde, dass ich wieder versagt hätte. Ok, sie loszuwerden ist ein heerer Wunsch, das weiß ich inzwischen. Aber wie kann ich sie weniger ernst nehmen, sie ihre Sätze sagen und dann ziehen lassen!? Seit einer Woche etwa treffe ich von Tag zu Tag erneut die wirklich liebevoll gemeinte Entscheidung, die Süßigkeiten wie auch den Alkohol im Alltag wegzulassen. Während ich bei bestimmten Anlässen mich durchaus auch mal für ein Glas Sekt, Wein oder Bier entscheiden würde, sehe ich in dem Konsum von Süßigkeiten keinen wirklichen Sinn. Ich rede nicht von Kuchen oder mal einem Nachtisch, sondern klassisch den Kram, den ich mir gerne noch nach dem Abendessen reinschiebe: Schokolade, Kekse, Pralinen und so. Oder auch Chips und Co., wobei ich damit nicht so ein großes Problem habe. Ich komme einfach nicht dahinter, warum es mir nicht möglich ist. Ich möchte es doch! Natürlich weiß ich, dass beides eine bestimmte Funktion in meinem Leben übernimmt, das war ja auch schon immer so, sonst wäre ich ja auch keine emotionale Esserin. Was also fehlt, damit ich nicht auf diesen Ersatz zurückgreifen muss? Was soll mir die Schokolade oder der Wein geben? Belohnung! Entspannung! Endlich ich! Sofort weiß ich es wieder. Aber warum, wofür die Belohnung? Für's Durchhalten? Warum muss ich meinen Tag "druchhalten"? Was hindert mich daran, mich ohne diese Substanzen zu entspannen? Was könnte stattdessen helfen? Ich sehe mich im Lotussitz in Stille sitzen und weiß, das funktioniert nicht. Für mich ist die Vorstellung noch schön, aber spätestens wenn ich da hocke mit mir und meinen immerwährenden Gedanken fühle ich Druck, nicht Entspannung! Ich habe von meiner neuen SE-Therapeutin die "Hausaufgabe" einmal zu einer Kundalini-Meditation zu gehen. Bisher hatte ich immer eine Ausrede, warum ich keine Zeit dafür habe. Heute Vormittag hätte ich auch zur Meditation gehen können, mein Yogalehrer bietet diese immer freitags an. Hmm... Ich komme hier gerade nicht weiter. Nur eines ist klar: Vorwürfe helfen kein bisschen. Ansonsten bin ich sehr gespannt, wie sich mein Leben jetzt ohne Hormonspirale anfühlen wird. Seit gestern bin ich sie quitt und freue mich sehr, dass nach etlichen Jahrzehnten nun mein Mann für die Verhütung sorgt. Lange Zeit dachte ich, dass wird nie möglich sein, aber nun ist es doch so gekommen! Wie schön! Wow, was meine Gedanken mir wieder für schwierige problematische Gefühle machen können. Ich traue mich das kaum aufzuschreiben, weil es mir echt peinlich ist! Ich habe darüber nachgedacht, dass ja der Rasen in unserem Garten während unseres Urlaubes mal gemäht werden müsste. Jetzt ist aber das Kabel kaputt und so kann ich niemanden bitten. Ich habe bestimmt schon drei Anläufe gemacht, meinen Mann zu fragen, ob wir nicht einfach ein neues kaufen können. Er möchte aber erst einmal schauen, was dran ist und ob man es nicht vielleicht reparieren kann. Im Prinzip bin ich da seiner Meinung, was die Nachhaltigkeit angeht - nur, dass jetzt eben nichts passiert. Er hat schlichtweg nicht die Zeit und nicht den Nerv, das Kabel auch nur anzuschauen. In mir bauschte sich das Gefühl zu einem immensen Problem auf, es bekommt etwas lebensbedrohliches, wenn der Rasen nicht regelmäßig gemäht wird. Was sind meine Befürchtungen? Dass ich gleich mit der Sense dran müsste, weil der Mäher es nicht mehr schafft? Die Nachbarschaft kann ich ausschließen, die ist mir egal. Und letztens stand das Gras auch sehr hoch und ich konnte es mähen. Also... wir sind eine Woche weg! Unglaublich, wie aufgewühlt sich mein Innerstes anfühlen kann wegen solcher Umstände!
Und dann gibt es noch eine Kiste, die für mich nicht unbelastet ist. Wir wollen in den Sommerferien mit einer anderen Familie in die Alpen und kümmern uns gerade um die Bahnfahrt. Wir haben aber noch keine Unterkunft! Ich habe mal ein bisschen danach geschaut und vieles ist eben auch schon weg. Immer wieder muss ich mir klarmachen, dass man Bahnfahrten stornieren kann! Außerdem werden wir bestimmt etwas finden, so flexibel wie wir da aufgestellt sind. Es geht nur um ein paar Tage. Ich wünsche mir sehr, dass ich diese Art von Gedanken viel eher ziehen lassen könnte. Ohne, dass sie erst ein schlechtes Gefühl in mir machen. Angst oder Unsicherheit. Das holt mich raus aus meiner Ruhe. Und in solchen Momenten docken gleich auch noch andere Sorgen an, ich kann alles mögliche nicht mehr so gelassen nehmen, wie ich gerne würde. Heute Morgen hörte ich meine jüngere Tochter schon vor meinem Wecker. Ich wunderte mich, dass sie schon so früh auf war - dabei hatte sie gar nicht geschlafen! Oh weh! Mein Mutterinstinkt in Sorgenmacherei springt sofort an. Wie soll das Kind dann auch noch einen langen Schultag schaffen? Ich stelle fest, ich kann nichts tun. Zum Glück mache ich ihr keine Vorwürfe, ich zeige ihr mein Mitgefühl. Ich weiß, dass sie immer mal wieder unter Schlafstörungen leidet und wir haben schon einiges ausprobiert, um ihr zu helfen. Aber so haben wir ein bisschen Zeit zusammen in der Küche, ehe sie los muss und ich bin schon traurig, dass sie nicht mit uns fährt. Sie hat entschieden, hier zu bleiben, weil sie eine Klausur schreibt und auch sonst nicht so gerne den Schulstoff verpassen möchte. Ich spüre wieder eine Sorge: ich kann mich in der Zeit nicht gut um sie kümmern. Das muss sie dann selber machen, bzw. die Freunde, bei denen sie bleibt. Ich weiß, dass es gut gehen wird, aber dennoch - ich könnte es besser :) Ich fühle mich angemuffelt. Und dann versuche ich immer wieder den Druck rauszunehmen. Nix muss, alles kann. So einfach ist es natürlich nicht, aber ich konnte gerade sehr wohl antworten, dass ich die Steuererklärung jetzt machen MÖCHTE. Ja, ich wollte damit fertig werden, sie endlich abschicken, den nächsten Haken dahinter machen und nur noch morgen die Kopien anfertigen, dann rausschicken. Mein Mann wollte nicht in die Stadt fahren, dabei gab es kein "Muss". Ich hatte ihn heute Morgen zu einem Gespräch genötigt, wo wir uns angeschaut haben, was zu tun ist, und wer wann was macht. Und trotzdem fühlt er sich genötigt. Viel zu oft. Opferhaltung - ich kenne das auch gut. Aber das ist wenig liebevoll und freundlich. Und darum wollte ich mich ja kümmern. Dann übernehme ich auch automatisch mehr Verantwortung für mich. Jetzt, wo ich das hier schreibe, kann ich bemerken, dass ich innerlich ruhig bin. Viel ruhiger als meistens. Das ist schön! Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Mit mir ist alles in Ordnung. Genauso wie es in Ordnung ist, dass mein "Mittagsimbiss" heute aus einem Bananenmuffin und einem Quarknachtisch bestanden hat. Warum auch nicht? Ah, gerade klopft mein "Gute-Mütter-Diktator" mal wieder an. Der Himmel reißt auf und das Kind muss doch auch mal raus. Gerade ist es aber erst einmal hoch in sein Zimmer. Vielleicht fahren wir gleich noch etwas zum Rhein und schmeißen ein paar Steine in den Fluss... Das könnte ich mir zumindest vorstellen.
Lustig - manchmal ist es doch echt Fügung! In dem Moment hat es geklingelt und der Typ, der mir gebrauchte Inliner besorgt hat, stand vor der Tür und brachte sie mir eigenhändig vorbei. Wir haben noch zusammen einen Kaffee getrunken, aber dann bin ich mit dem Sohnemann auf dem Laufrad und ich auf neuen tollen Inlinern eine große Runde Probe gefahren. Das passte doch echt perfekt! Heute habe ich von einer lieben Freundin einen WhatsApp-Kettenbrief bekommen. Ich mag diese Aufforderungen der Weiterverteilung nicht, aber der Text ist schön (ich finde ihn etwas holprig) und ich möchte ihn Euch nicht vorenthalten:
Shakespare sagte, ich fühle mich glücklich, weißt du warum? Weil ich nichts erwarte, denn warten und hoffen ist immer schmerzhaft. Alle Probleme haben einen Sinn und eine Bedeutung. Wir werden immer Menschen treffen, denen wir egal sind, auch wenn sie sagen, wir wären wichtig. Es ist wichtig, stark zu sein, denn nach jedem Dunkel und Fallen im Leben kommen auch wirklich gute Dinge. Es existieren keine schlechte Dinge. Sei immer glücklich und lache. Erinnere dich, lebe für dich. Denke daran, atme. Bevor du redest, höre zu. Bevor du schreibst, überlege. Bevor du antwortest, höre zu. Bevor du stirbst, lebe. Bevor du etwas tust, beobachte. Eine schöne Beziehung ist nicht die mit der perfekten Person, sondern mit der Person, die du lernst zu leben. Mit seinen Fehlern, achte sie. Sonst wirst du irgendwann bereuen, sie verloren zu haben. Und es wird weh tun. Wenn du glücklich sein willst, lebe glücklich. Achte auf die guten Menschen um dich, denn du bist einer von ihnen. Erinnere dich, wenn du es am wenigsten erwartest wird es jemanden geben, der dein Leben schöner macht. Zerstöre niemals deine Persönlichkeit für Menschen, die nur vorübergehend da sind. Eine starke Person versucht ihr Leben in Ordnung zu lassen. Auch mit Tränen in den Augen stellt sie sich auf und sagt mit einem Lächeln es geht mir gut. Ich hatte mir vorgenommen, heute wieder laufen zu gehen. Lust hatte ich keine, habe ich leider überhaupt nur noch selten. Ist es liebevoll, es sich trotzdem abzuverlangen? Ich kann mich erinnern, dass ich vor zwei Jahren, zweimal die Woche gelaufen bin und es wie selbstverständlich war. Kein Schweinehund, sondern Freude an der Bewegung, am Rauskommen. Das hätte ich gerne wieder. Und ich wäre tatsächlich auch gerne etwas fitter, nicht zu letzt um beim Tanzen nicht so schnell schlapp zu machen. Ich habe eine eher kleine Runde gewählt und bin auch zwischendurch und das letzte Stück gewalkt. Da schaue ich dann schon auf mich, was geht und was geht nicht? Meine Beine fühlten sich schwer an. Nachher war da schon eine gewisse Zufriedenheit. Und was toll ist: kein Kritiker, weil nicht die ganze Zeit gelaufen bin. Alles ok also. Schön!
Heute Morgen stelle ich mir die Frage, warum fällt es mir so schwer, mich selber gut zu begleiten, mir selbst in schwierigen Situationen zu helfen? Irgendwie ist das negativ behaftet, mit der Muttermilch habe ich scheinbar schon den Satz "Nur die Harten kommen in den Garten" aufgesogen. Allein bin ich damit sicher nicht. Ich treffe auf eine ganze Generation von Leuten die so aufgewachsen ist, dies aber doch eigentlich in Zweifel zieht. Unsere Eltern jedoch haben das zumeist für bare Münze genommen, das ist vielen älteren Leuten noch deutlich anzumerken. Für mich geht diese Rechnung schon lange nicht mehr auf. Viel zu oft bin ich mit dem Versuch, die Dinge mit Disziplin zu lösen, auf die Nase gefallen. Für mich jedenfalls funktioniert es in der Regel nicht. Oder zumindest nicht lange. Also muss es doch einen anderen Weg geben, der mir aber versperrt zu sein scheint. Ich frage in meinem Inneren nach... Wenn ich mir selbst mein bester Freund bin, dann geht es mir ja womöglich immer gut! Und, was ist denn so schlimm daran, wenn es wirklich so wäre (auch das ist ja nicht bewiesen!)? Leuten, denen es immer gut geht, den mangelt es an Tiefgang. Die sind oberflächlich und langweilig! Aha, das ist ja interessant! Woher kommt denn dieser Glaubenssatz? Nur wer Schwierigkeiten und Krisen bewältigt, kann sich entwickeln, kann daran wachsen. Hmm, hier scheint mir etwas unter den Tisch zu fallen. Der Denkfehler ist ja schon in der allerersten These: wenn ich mir selber beistehe, gibt es keine negativen Gefühle mehr. Das ist ja totaler Quatsch. Alle Gefühle, positive wie negative gehören zu unserem Leben und das eine gäbe es auch ohne das andere nicht. Ich kann doch nur wählen zwischen: ich lasse mich allein in meiner Gefühlswelt oder ich unterstütze mich, begleite mich. Warum sollte ich also ersteres wählen und meinen Alltag immer wieder nur durch die Augen der verletzten inneren Kindern anschauen, anstatt mir einen erwachsenen Anteil an die Seite zu stellen, der die nötigen Hilfestellungen leistet. Bin ich identifiziert, bleibe ich in gewissen Mustern und Schleifen stecken. Bleibe ich jedoch bei mir, kann sich etwas verändern. Es geht nicht ums Wegmachen, zum aberhundertesten Male denke ich das und weiß es, ohne es wirklich zu fühlen. Deshalb möchte ich die kommenden Woche dazu nutzen, immer wieder meine Aufmerksamkeit darauf zu lenken, ob es mir nicht möglich ist, mir selber ein guter Freund zu sein. Diese Idee ist abgeschaut von dem tollen Buch von Ina Rudolph "Auf ins fette pralle Leben", welches ich wärmstens empfehlen kann! Auch das andere Buch "Ich will ja loslassen, aber woran halte ich mich dann fest?" habe ich verschlungen. Gleich bekommt unser Sohn Besuch von einer Klassenkameradin. Das arme Mädel ist das Einzige unter neun Jungs! Sie kommt mit ihren Eltern, die ich noch nie gesehen habe. Und ich habe keine Ahnung über ihre Beeinträchtigung. Lediglich mein Mann hat ihre Bekanntschaft auf einem Elternfrühstück gemacht. Ich bin etwas unsicher. Was sind das für Leute, was für einen Eindruck machen wir auf sie? Kann ich mit ihnen etwas anfangen oder wird es ein krampfiges Miteinander? Hier stoppe ich die Sorgen-Maschine und lasse alles auf mich zukommen. Die Bananenmuffins sind auch fertig, vielleicht mache ich für ein paar von ihnen noch ein Schokoladentopping... Das Topping ist mir aus irgendeinem Grund mißlungen. Aber damit habe ich auch erst wenig Erfahrung. Ich werde die Muffins also ohne servieren und beim nächsten Mal schauen, woran es lag, dass es zu flüssig war und an den Seiten der Muffins heruntertropfte.
Das heute war schon die zweite Einladung diese Woche. Mir fällt auf, dass ich mir schon vorher Gedanken darüber mache, wie es mit dem Kleinen wird. Ich habe mittlerweile keine großen Erwartungen mehr und bin darauf eingestellt, dass ich mich selten in Ruhe unterhalten kann. Am Donnerstag war mir das nicht so wichtig, da kannte ich nicht viele Leute. Da habe ich mal mit im Kinderzimmer gesessen oder war bei der Inspektion des Wohnzimmers dabei. Aber irgendwie fühle ich mich selten wohl, wenn ich so mehr oder weniger fremd bin. Heute widerrum waren dort viele Leute, dich ich mag und mit denen ich gerne etwas Zeit zum Quatschen gehabt hätte. Ein bisschen ging sogar, weil meine Große sich zwischendurch auch mal um ihren Bruder gekümmert hat. Aber trotzdem kann ich mich nicht richtig konzentrieren. Das finde ich schade und müsste wahrscheinlich auch gar nicht so sein, wenn ich etwas mehr loslassen könnte. Mir ist das auch eher peinlich, dass ich in Kombination mit meinem Sohn so unentspannt auftrete. Alle um mich herum sind gechilled, nur ich nicht. Zumindest glaube ich das. Ein Teil von mir fühlt sich da immer noch benachteiligt, egal wie oft ich mir das genauer anschaue. Es macht mich neidisch. Ich hätte auch gerne nur große Kinder und würde mich ohne Beaufsichtigungsauftrag auf solchen Events bewegen. Aber so ist es nicht, da kann ich mich winden, so viel ich will. Warum kann ich das nicht einfach annehmen. Akzeptieren, dass wir ein besonderes Kind haben?
Der Resttag nach einem Brunch fühlt sich irgendwie unsortiert an. Zumal ich heute ganz schön müde und auch platt vom Tanzen bin. Ich nehme mir immer vor, nicht so viel "Gas" auf der Tanzfläche zu geben, aber letztendlich bleibt es bei dem Vorsatz. |
Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |