Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Wow, das Tempo ist immer noch recht ordentlich... so richtiges Ausruhen gibt es dieses Wochenende irgnendwie nicht. Meine Antreiber finden das gut. Wenn es nach ihnen ginge, wäre es immer so - dann könnte ich ja viel mehr schaffen und erleben. Halt! Und was ist mit Lebensqualität? Wenn man so durch seine Tage rast, kriegt man außer dem Rausch der Geschwindigkeit und der Zufriedenheit der Antreiber nicht viel mit. Jetzt sitze ich zum ersten Mal heute und wenn ich in mich hineinspüre, dann ist da vor allem ein Druck im Hals. Ein bisschen so, wie wenn man zu schnell gelaufen ist. In den Armen und Beinen kribbelt ist und wenn Gedanken auftauchen, die etwas registrieren, was zu tun ist, ist der Impuls sofort da. Aufspringen, erledigen, abhaken. Das nächste suchen. Ich möchte aber nicht mehr. Aber wenn ich auf die nächste Woche schaue, dann wird mir auch schon wieder schwindelig. Warum ist die schon wieder so voll? Ich glaube, ich habe meine Buddyarbeit heute morgen auch deshalb vergessen, weil einfach alles was viel ist. Da hilft auch nicht die eine Stunde, die uns letzte Nacht geschenkt wurde. Obwohl...? Ich habe heute vor dem Frühstück gleich mit Backen angefangen, weil ich für meine Nichte einen Geburtstagskuchen, für den Kleinen Gruselmuffins für die Schule morgen und für eine Freundin Spiegelei-Muffins machen wollte. Durch den Ofen war alles schon vor dem Frühstück. Die Deko auf dem Geburtstagskuchen hat meine Tochter gemacht und die Halloween-Muffins habe ich mit meinem Sohn zusammen verziert. Die "Spiegeleier" mache ich erst heute abend. Ich hoffe, das ich dann noch dazu in der Lage bin. Denn heute nachmittag sind wir auf dem Geburtstagskaffee der Nichte und dann steht noch das Kochen an. Vielleicht kann unsere Jüngere ja ihren Bruder ins Bett bringen, die hatte danach gefragt.
Gestern war fast den ganzen Tag in diese Flohmarktsache meiner Tochter eingespannt. Wir haben um 12 angefangen mit Auto tauschen und waren erst nach Mitternacht wieder zu Hause. Ich war zwar zwischendurch mit einer Freundin verabredet und wir waren etwas essen und trinken, aber das war auch irgendwie anstrengend. Die Lokale, die wir gewählt hatten, waren zu laut und es kam auch sonst keine ruhige Stimmung bei uns auf. Ich war auch nicht so richtig anwesend. Immerhin hat sich für das Kind die Aktion sehr gelohnt, der Kleiderschrank ist ausgemistet, die Schulden abbezahlt und das Portemonnaie trotzdem noch voll Geld. Zwischendurch hatte ich mal einen kleinen Schweißausbruch, weil der geliehene VW-Bus nicht anspringen wollte. Aber das lag nur daran, dass ich den falschen Schlüssel ins Zündschloß gesteckt hatte. Einer kann nur Türen. Das ist mir aber erst nach einer Weile wieder eingefallen. Heute ist der Kleine extrem anstrengend gewesen. Jetzt ist er endlich soweit, sich mit sich selber zu beschäftigen. Manchmal denke ich schon, dass es echt blöd ist, dass er nicht mal zu irgend einem Freund gehen kann und mit dem spielen. Er fragt nach allen möglichen Leuten und Aktionen, weil ihm halt langweilig ist so alleine hier zu Hause. Und dann nölt er irgendwann nur noch nach Fernsehen. Ich kann und mag dem aber nicht immer nachgeben. Er schaut eh schon recht viel! Zum Haarefärben bin ich auch noch nicht gekommen, aber das muss halt warten, bis ich wirklich enstpannt Zeit dafür finde. Und dann werde ich mir noch mal den Kalender vornehmen und schauen, was ich nächste Woche noch rausstreichen muss, damit ich wieder Luft bekomme.
2 Kommentare
Ich krieg's nicht hin. Anstatt mal stehenzubleiben, rase ich durch den Tag. Kann mir gar nicht genug draufschaufeln und dass ich den morgigen Tag auch schon gut eingespannt und verplant bin... wunderbar! Alles easy. Dann kann ich wenigstens so tun, als würde ich das Gerappel in mir nicht mitbekommen. Alle reden gleichzeitig? Auch kein Problem. Wo brennt's denn, wo kann ich helfen? Ich laufe rauf und runter, rede mit diesem, mit jenem Kind, zwischendurch mit meinem Mann. Bastele einen Schichtnachtisch nach eigener Idee: Quarkcreme - Spekulatius - Apfelmus - Quarkcreme - Spekulatiusbrösel und backe einen Marmorkuchen, den ich mit weißer und brauner Schokolade anreichere. Auch eine Eigenkreation. Ein Versuch. Zum Glück ist mir beim Einfüllen der ersten Teigschicht noch eingefallen, dass ich das Backpulver vergessen hatte! Oh weh, das wäre aber in die Hose gegangen. Ich habe den Teig also wieder rausgeholt und beide Teile noch mit dem Backtriebmittel versetzt. Hat wohl funktioniert, der Kuchen ist kein harter Klotz. Obendrauf noch fix eine Kakaoglasur und bunte Streusel, voilà! Den habe ich für meine Große und ihre Freundin gemacht. Die beiden stehen morgen auf einem Nachtflohmarkt und verkaufen ihre Klamotten, die sie aussortiert haben. Ich bin als Fahrerin gefragt und somit auch gut in die Sache eingespannt. Aber ich werde natürlich auch mal ein bisschen stöbern gehen. Für heute Abend hätte ich dann auch noch Haarefärben, Spülmaschine ein- und ausräumen, Kind ins Bett bringen, und ein anderes von der S-Bahn abholen auf dem Plan. Aber wenn ich mich doch mal traue, etwas hinzuspüren? Mein Herz rast, der Essdruck ist unerträglich und drückt mir den Hals zu. Mein Bauch fühlt sich immer noch sehr unwohl an. Mit Abendessen nicht wirklich besser. Ich habe kaum etwas geschmeckt, so schnell habe ich alles in mich reingeschaufelt. Beim Nachtisch habe ich dann aber gestoppt, davon habe ich dann nicht noch Unmengen gegessen. Der war nämlich gut, das habe ich schon bemerkt. Und schmeckt auch dem Kleinen, der davon am Montag noch etwas mit zur Schule nehmen will... ob dann aber noch etwas davon da ist? Ok, wir waren beim Hinspüren... bäh... ich will nicht. Diese Enge im Hals! Ich mache mir jetzt ein Kirschkernkissen und lege mich damit mal für einen Moment aufs Sofa. Der Kleine spielt zum Glück friedlich oben in seinem Zimmer.
Seit gestern begleitet mich beständiger Essdruck. Ich glaube, ich war so froh, dass es mir besser ging, dass ich mit Hilfe des Essens diesen Zustand um jeden Preis aufrecht erhalten wollte. Bloß nicht zurückschauen und noch mal mit den ganzen schrecklichen Gefühlen in Kontakt kommen. Es gab einen Anteil, der wollte um jeden Preis froh und glücklich sein. Auf der Arbeit war ich irgendwann aber todmüde und hatte leichten Horror vor der Rückfahrt. Ging dann aber. Zu Hause habe ich mich aber trotzdem etwas hingelegt. Weil es so mild war und der Himmel nicht verhangen, wollte ich eigentlich auch raus, aber ich war so schlapp. Nach der Auszeit habe ich mir dann doch die Laufklamotten angezogen und wollte einfach schauen, was geht. Auf dem Weg nach draußen traf ich mein Tochter, die gerade heimkehrte. Sie wollte mit. Das war natürlich wunderbar, denn zu zweit geht es sehr viel leichter. Wir sind unsere gewohnte Runde einfach so "weggelaufen". Danach fühlte ich mich auch nicht mehr erschlagen, sondern wieder fit und wach. Nur leider dann auch wieder rappelig. Nix tun ging gar nicht. Sofort tauchte diese innere Unruhe gepaart mir Essdruck wieder auf. Ich habe mich zwischendurch auch mal ans Klavier gesetzt, aber auch da hatte ich keine Ausdauer. Dementsprechend konnte ich auch beim Abendessen nur schwer stoppen und fand mich auch später noch mal mit Plätzchen vor dem Fernseher wieder. Ich war auch nahe dran, etwas Alkohol zu trinken, doch da kam zum Glück ein Stop. Das möchte ich nicht mehr. So ohne Anlass. Essen ohne Hunger auch nicht, aber das ist die schwierigere Baustelle... Jetzt weiß ich auch wieder nicht, wohin mit mir und es rappelt mächtig in mir drin. Ich bin aber noch auf der Arbeit und habe mal mehr, mal weniger zu tun. Und ich weiß nicht, wann ich hier raus komme, das ist auch nicht so gut auszuhalten. Wobei das auch nichts ändert, denn diese Gefühlslage bleibt ja auch in meiner Freizeit. Ich weiß auch gar nicht, wie ich gut durch den restlichen Tag kommen soll. Da ist kein Anker, keine Verabredung oder ähnliches, was Ablenkung verspricht. Am liebsten würde ich noch etwas organisieren. Aber ich will nicht einfach nur vor mir weglaufen. Stattdessen sollte ich mich hinsetzen und das fühlen, was da gerade gefühlt werden will. Aber das ist so schwer!
Seit es gestern einen dicken Knatsch auf der Arbeit gab, habe ich meine liebe Not, meine Gedanken im Zaum zu halten. Seit vier Uhr heute morgen kreisen sie schon wieder in meinem Kopf und lassen keine Geschichte aus, die darum zu spinnen ist. Dabei ist nicht wirklich was schiefgelaufen, ich hatte nur eine andere Meinung zu einem Umstand als andere hier. Was jetzt mein Anteil daran ist, kriege ich nicht klar, weil so etwas natürlich meine ganzen Kritiker auf den Plan ruft. Ich bin nach wie vor sehr verwirrt. Körperlich ist mir auch nicht gerade wohl, gestern hatte ich auch etwas Bauchweh. Ich hoffe, das wird nicht noch schlimmer. Immerhin konnte ich ganz gut für mich sorgen. Auf der Heimfahrt habe ich mit einer lieben Freundin telefoniert und am Nachmittag konnte ich mich in mein Zimmer verziehen. Und für abends hatte ich sowieso Buddyarbeit ausgemacht. Wir haben erst eine Körperübung gemacht, aber meine Aufmerksamkeit sprang ständig von einer zu der nächsten Stelle und irgendwann haben wir dann doch darüber geredet. Was mir in dieser Situation am besten hilft, ist ein immer wieder zurückholen in den Moment. Mit Hilfe von Atem wahrnehmen oder meine Aufmerksamkeit darauf richten, was ich gerade fühle, höre, sehe, rieche etc.
Ich habe mir heute freigenommen. Eigentlich wollte ich das ja in den Ferien gemacht haben, aber da hat es sich nicht wirklich ergeben. Und ehrlich gesagt, habe ich heute mehr davon, wo die Kids in der Schule sind. Gerade genieße ich die absolute Ruhe in unserem Haus, weil nicht einmal mein Mann da ist. Der ist gestern bei seiner Mutter geblieben, weil ein entfernter Verwandter aus Berlin zu Besuch war. Ich bin mit den Kindern alleine nach Hause gefahren. Es war auch für uns recht spät geworden, aber zum Glück habe ich das kleine Kind dann recht zügig in die Federn bekommen.
Weil es sich richtig anfühlte, habe ich gestern dann doch den Schwimmkurs übernommen. Dort war wieder einmal mein Einsatz gefragt: Ich hatte es schon zu Hause im Gespür, dass er eigentlich aufs Klo musste, aber irgendwas in ihm sperrt sich halt, dass dann auch zu tun. Auch im Schwimmbad habe ich ihn erneut zur Toilette genötigt - dasselbe! Während des Kurses dann ziemliches Gehampel und irgendwann Tränen und Scham, weil es doch wieder passiert ist. Ich habe ihm so schnell es ging geholfen, damit er noch etwas von der Spielzeit am Ende mitmachen konnte. Nachdem ich ein paar Mal Freuchttücher und Tüten mit hatte, war ich diesmal wieder auf Wasser pur angewiesen und musste auch die Hose dort auswaschen. Zum Glück war eine Bekannte da, die mir das Duschzeug von ihrem Kind zum Händewaschen angeboten hat. Alles eher unschön. Aber das gehört eben auch dazu. Das war wirklich erstaunlich gestern. Nachdem ich mir selber mit liebevoller Akzeptanz begegnet bin, löste sich über den Tag meine komische Stimmung auf und ich war regelrecht gut gelaunt. Meine Älteste fragte sogar, was mit mir los sei, weil ich doch sonst nicht so witzig wäre und auch keine Leute veräppeln würde. Keine Ahnung, mir ging es einfach gut. Der Vormittag mit meiner Freudin war schön und wir waren eine große Runde am Rhein spazieren gewesen. Ich war am frühen Nachmittag wieder zu Hause und hatte noch etwas Zeit, ehe der Kleine vom Schwimmen kam. Ich hatte totale Lust auf Waffeln und habe meine Jüngere und ihren Kumpel gefragt, ob sie auch wollten. So haben wir gemütlich in der Küche gesessen und hatten leckere warme Waffeln. Das ist ja immer schnell gemacht. Zumal ich mal ein Waffeleisen geschenkt bekommen habe, in dem man gleich zwei Waffeln auf einmal backen kann. Sehr praktisch! Ehe ich mich ans Kochen gemacht habe, blieb sogar noch Zeit für eine kleine Auszeit und ich habe einen Moment die Augen zugemacht.
Heute Morgen bin ich zu spät im Büro gewesen, weil ich ziemlich lange in einem Stau gestanden habe. Das ist immer blöd, weil ich die erste bin. Es war aber nun mal nicht zu ändern, mein System fuhr trotzdem hoch. Es hat lange gedauert, bis ich das körperlich nicht mehr spürte, bestimmt einige Stunden. Und jetzt merke ich das im Bauch, denn das sind die Dinge, auf die sich sofort mein Darm meldet. Ich habe versucht, immer mal wieder tief Luft zu holen, aber es brauchte einfach Zeit. Wie ich das verändern kann, dass mich solche Situationen nicht mehr so stark stressen, weiß ich gerade noch nicht. Denn vom Kopf her ist es nicht mehr das Ding. Ich weiß, es ist nicht zu ändern und gut. Den Schwimmkurs heute habe ich gestern schon an meinen Mann übertragen, dafür konnten wir ein paar andere Dinge auf morgen schieben, wo ich aller Voraussicht nach frei habe. Heute morgen in der Buddyarbeit konnte ich den Anteil in mir erkennen, der überhaupt nicht vom emotionalen Essen ablassen will. Es gibt da ganz deutliche Sätze wie: Ohne Essanfälle ist doch alles ok. Noch weniger essen geht nicht, das ist Quälerei. Andere essen auch mehr. Dann bin ich eben nicht schlank! Darf ich mir gar nichts mehr gönnen? An der Stelle verwechselt der Anteil das Weglassen von emotionalem Essen mit Hungern. Aber für ihn ist es auch ein Hungern. Denn wenn die Versorgung von emotionalen Bedürfnissen nur gestrichen wird und nichts an die Stelle tritt, dann wird das logischerweise so von mir empfunden. In den vielen Jahren, wo ich bei Sehnsucht und Hunger war, hätte ich eigentlich lernen können, wirklich am Essen entlang zu gehen. Gemacht habe ich es fast nie. Denn das bedeutet, dass ich mir z.B. vor dem Essen Zeit nehme, um mich zu fragen, wie es mir geht. Was ich neben Essen eigentlich noch brauche und welche Gefühlsqualität mir das (Über-)Essen geben soll. Essen springt immer da ein, wo ich mich nicht kümmere. Oder während des Essens innezuhalten, zu spüren, welche Sätze da aufsteigen, wenn ich mir nicht weiter die Gabel in den Mund schiebe. Langsamer essen, Besteck weglegen und vielleicht sogar während des Essens aufschreiben...
Irgendwie tat es auch weh zu verstehen, dass ich immer noch in der selben Schleife stecke und jetzt an dem Punkt bin, wo das Gewicht wieder hoch geht. Ich folge dem Diät- und Sportdiktator nicht mehr und ich habe alle Nebensucht-Baustellen ziemlich gut bearbeitet. Geblieben ist die älteste und hartnäckigste Sucht. Es wird Zeit, dass wir beide Freunde werden. Gestern Abend klopfte schon diese mir allzu bekannte hormongesteurte Stimmung an. Auch darüber haben wir noch gesprochen heute Morgen und es macht tatsächlich einen Unterschied, wenn ich mir diesbezüglich das Leben nicht noch schwerer mache. Wenn ich mir Mitgefühl dafür entgegenbringe, dass ich gerade empfindsam und weniger belastbar bin. Und halt nicht gut drauf bin, weil das Kritikerfeuer in den Tagen so heftig ist. Früher habe ich mir mal eine Zeitlang so was wie einen "Krankenschein" ausgestellt. Der mir selber klar gemacht hat: Achtung, hier ist was nicht im Gleichgewicht! Bitte sorgsam behandeln! Das möchte ich jetzt auch tun, mir den Raum geben, den ich brauche, wenn die Hormone mich durchschütteln. Ich habe mich heute gegen eine Ganztagesaktion entschieden und auch meinen Mann gesagt, dass er morgen den Schwimmkurs übernehmen möchte, weil ich das nicht schaffe - zumal wir abends noch bei seiner Mutter eingeladen sind. Diese Verabredung halte ich mir noch bis kurz vorher offen, weil es letztendlich nicht essentiell ist, ob ich dabei bin oder nicht. Aber eigentlich möchte ich schon. Gestern Abend nach dem Essen haben wir den Kleinen in die Wanne gesteckt. Er klagte wie im Moment meistens über Bauchweh und ich dachte, dass das warme Wasser auch seinen Darm entspannt. Doch bevor ins Wasser hüpfen durfte, habe ich ihn auf die Toilette genötigt. Dort hat er dann zum ersten Mal alleine "groß" gemacht. Wow! Ich weiß zwar, dass wir auch diese Hürde irgendwann überwinden werden, aber zwischendurch gibt man die Hoffnung einfach auf. Große Freude auf allen Seiten und zum Glück hatte ich noch ein ganz tolles Geschenk für ihn, welches ich aus dem Off zaubern konnte.
In der WhatsApp-Gruppe meiner Ausbildungstruppe wurde auf einen Film am Mittwoch hingewiesen ("Hirngespinster"), der abends im ARD lief und wo es um einen schizophrenen Familienvater ging. Den habe ich mir gestern Abend nachmittag angeschaut und er ist mir wirklich unter die Haut gegangen. Guter Film, wirklich empfehlenswert! Gerade war ich in der Flüchtlingsunterkunft von Syrern hier gegenüber und habe anhand einer Bedarfsliste ein paar Sachen abgeben. Der alte Staubsauger stand uns eh immer nur im Weg. Aber ich bin auch noch ein paar andere Dinge losgeworden und weiß halt, dass sie dort auch wirklich gebraucht werden. Das macht die Sache irgendwie befriedigender. Jetzt freue ich mich auf das Wochenende. Mal sehen, was das so mit sich bringt. Was ein Morgen!
Es fing schon damit an, dass ich mich von zwei bis um vier in der Nacht mit meiner zugeschwollenen Nase rumgequält habe. Ich hätte ebenso gleich aufstehen und mir Nasentropfen reintun können! Um vier ging es nicht mehr, weil mir mittlerweile der Hals wehtat und so bin ich ins Bad und traf auf meinen Mann, der sich zwischen seinen zwei Schlafphasen - Sofa, Bett - befand. Die Tür von der Großen stand offen und ich fragte, ob die nicht nach Hause gekommen sei. Nein, aber das hätte sie mit ihm abgeklärt, er würde den Kleinen am Morgen wegbringen. Ah, ok. Bei der Kleinen war auch Licht und ich habe ihr empfohlen, mal schlafen zu gehen. Irgendwie machen Teenager in den Ferien gerne die Nacht zum Tag. Es dauerte etwas, bis ich wieder eingeschlafen war, zumal mich noch die verstörenden Träume von vorher beschäftigten. Als ich gerade auf der Autobahn war, zog die Tankanzeige meine Aufmerksamkeit auf sich... der Wagen war nahezu leer. Seltsam, das passiert mir sonst nie, irgendwie schaue ich sonst immer eher mal dorthin. Ich bin also die nächste Abfahrt raus, weil ich wusste, dass da gleich eine oder sogar mehrere Tanken waren. Da würde ich sicher auch Brötchen bekommen, so dass ich dann nicht mehr zum Bäcker müsste, weil das nun knapp werden würde. Nix da, die hatten doch keine Backwaren im Angebot! So was. Um zu wenden, bin ich die nächste Straße reingefahren, wo sogar ein Bäcker war... aber noch zu! Ok, so bin ich wieder aufgefahren und stand erst einmal im Stau. Was ist denn hier heute los. Ich sah meine Brötchen zum Frühstück schwinden und das, wo ich mich heute so darauf gefreut habe. Endlich wieder das morgens essen, worauf ich wirklich Lust habe! Ich hatte mir sogar zwei Eier mitgenommen, die ich mir kochen wollte. Zum Glück hat sich der Stau sehr schnell wieder aufgelöst und ich war so zeitig da, dass ich zumindest noch bei der Tanke hier zwei Brötchen erstehen konnte. Puh! Allerdings beruhigt sich mein Puls erst langsam wieder, weil das alles was viel Aufregung war am frühen Morgen. Irgendwie brauche ich da meine reibungslose Routine, um nicht aus dem Takt zu geraten. Aber so langsam komme ich an. Ich habe mich vorhin mal auf mein Meditationsbänkchen gesetzt. Ich wollte rausfinden, was eigentlich los ist. Heute haben wir im Büro eine riesige Menge Kuchen, nein eher so Cremeschnittenteile geschenkt bekommen und seit die Dinger im Kühlschrank wohnten, kreisten meine Gedanken beständig darum. Morgens hatte ich einen Getreidebrei gegessen, den ich eher eklig als lecker fand. Dementsprechend unzufrieden war ich. Ich habe den Essdruck noch eine Weile ausgehalten, aber dann musste ich doch eines von den Teilen nehmen. Sie bestehen aus sehr viel Sahne. Ich konnte es nicht aufessen und habe einen Rest weggeworfen. Es war auch nicht wirklich meins. Und das weiß ich eigentlich. Ich steh gar nicht auf so Tortengedöns. Weil es so viel ist, habe ich bei Feierabend drei Stücke eingepackt und sie mit nach Hause genommen. Dort empfing mich eine volle Ladung Frust von unserer Großen, die ihren Job – ihren Bruder vormittags hin zur Stadtranderholung zu bringen und ihn nachmittags abzuholen – wenig lukrativ und dafür sehr zeitungünstig empfindet. Ich war erst irgendwie entrüstet, weil sie ja nun diejenige war, die letzte Woche auf Kreta weilen konnte. Und das der Deal war. Immerhin kann sie was von ihren Schulden bei uns abarbeiten. Ich empfand das irgendwie als undankbar. Bis ich mich ein bisschen in sie hineinversetzt habe. Da konnte ich das auch verstehen. Aber es ist wie es ist und sie und auch ich müssen diesen ihren Frust jetzt aushalten. Auch wenn der Impuls sofort aufploppt, ihr entgegen zu kommen, lasse ich diesen ziehen. Ich würde ihr damit keinen Gefallen tun. So funktioniert es ja schließlich auch später nicht im Leben. Als sie dann durch die Tür war, um ihren Nachmittagsjob zu erledigen, wollte ich von den mitgebrachten Teilen essen und habe mich erst einmal zu meinem Mann ins Zimmer verzogen, um aus der Küche herauszukommen. Ich habe ihm auch erzählt, wie es mir damit geht. Aber schon kurze Zeit später waren wir beide in der Küche und haben zwei Dinger aufgegessen. Ich diesmal eher eine Art Schokopudding. Das ging schon eher als Cremetorte. Aber toll war es auch diesmal nicht. Und sofort kam das schlechte Gewissen. Die alte Schleife, so sinnlos wie nur irgendwas. Als ich nun da saß und erst einmal in mich hinein fühlte, spürte ich als erstes die Enge im Hals. Ich hatte das Bedürfnis, irgendwie mehr zur Ruhe zu kommen und da fiel mir diese Atemübung aus dem Yoga ein: tief einatmen und dann langsam und lange ausatmen. Auf den nächsten Einatem warten. Und so weiter. Das macht mich tatsächlich ruhiger und ich fühle mich nicht mehr so flatterig und auf der Flucht vor mir selber. Ich hatte schon die letzten Tage den Eindruck, dass ich nur mit ausreichend Aktionismus durch meinen Tag komme. Nichts gegen mal was schaffen und mal nicht müde sein nach der Arbeit, aber ich übertreibe dann eben auch gerne. Dann kann ich mich gar nicht mehr hinsetzen und nichts tun. In Ruhe sein. Nachdem ich eine Weile geatmet habe, habe ich mich gefragt, was los ist. Das erste, was aufkam war die Unzufriedenheit über die Veränderung beim Frühstück. Immer warm und süß zu frühstücken ist nichts für mich und wenn ich mir das so recht überlege, dann weiß ich das auch. Ich habe es nicht das erste Mal ausprobiert. Ich habe mir sofort die Erlaubnis gegeben, es wieder anders zu machen und werde mir morgen wieder Brötchen für die Arbeit kaufen. Und mir verschiedenes – süß und herzhaft – mitnehmen zum Belegen. Der Aufwand für das warme Frühstück war mitunter auch nicht gerade klein. Das entfällt dann auch. Das heißt ja nicht, dass ich mir nicht mal ein Müsli oder etwas anderes derart machen kann, wenn mir danach ist. Aber nicht morgens und nicht jeden Tag! Diese Erlaubnis hat mich gleich ziemlich entspannt. Über Kaffee und Alkohol gab es in mir keinerlei Diskussionen, da fühlt sich der (teilweise) Verzicht nach wie vor richtig und gut an. Jetzt bin ich immerhin ein wenig ruhiger. Und habe endlich mal eine Portion Apfelmus gekocht. Es sind immer auch noch Äpfel da für einen weiteren Apfelkuchen! Oder ich mache mal wieder ein Apfelbrot – auch sehr lecker! Nach süß steht mir der Sinn allerdings nicht mal gedanklich grad... wen wundert's!?
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |