Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Heute morgen war sie dahin, die wohltuende Gelassenheit. Mein Sohn stand um viertel vor sieben in meinem Zimmer und wollte, dass ich sein Laken wechselte. Er hatte mir am Abend noch einen gehörigen Schrecken eingejagd, weil er ziemlich blutverschmiert war, als ich hoch kam. Er hatte wohl Nasenbluten gehabt und war darüber nicht wirklich aufgewacht. Ich hatte ihn schon notdürftig sauber gewischt, aber das Laken sah natürlich schlimm aus. Indem ich eine Decke über sein Bett breitete und ihn inständig bat, mich noch etwas schlafen zu lassen, durfte ich noch mal für eine Stunde in mein Bett. Er machte sich ein Hörspiel an. Aber irgendwie brauche ich Zeit für mich am Morgen, ehe ich mich um andere kümmern kann. Das fehlte mir heute. Zum Glück waren wir heute mit der Schwiegermutter zum Frühstück verabredet, so dass der Vormittag nicht zu lang wurde.
Gestern war ich mit einer erneuten Runde Leerlauf konfrontiert. Ich war ursprünglich mit meiner besten Freundin verabredet gewesen, doch der ging es nicht gut. So stand ich da mit einem erneuten Abend ohne Programm. Der Kleine war seit dem Nachmittag bei unserem Kindermädchen und so bin ich bei einer Freundin in der Nähe vorbei, der ich ohnehin schon lange mal das Henna bringen wollte, welches ich mir mal gekauft hatte. Ich habe unseren Sohn am Abend wieder heim geholt und hatte keinerlei Langeweile und einen durchaus schönen Abend. Es lief noch ein guter Film, nachdem das Kind im Bett hatte. Ich stelle wieder einmal fest: ich brauche nicht so viel Programm, weniger ist oft mehr :)
0 Kommentare
Oh was bin ich happy! Fieber weg und die Halsschmerzen machen sich auch auf und davon! Das aktive Leben hat mich wieder. Aber das ist auch eine große Versuchung! Sofort kommt mir alles wieder in den Sinn, was ich ja tun wollte und meine tun zu müssen. Dabei tut mir die Entschleunigung so gut, ich fühle mich so ruhig, gelassen und sicher in mir. Ich habe diesen liebevollen Blick auf alles. Auf der anderen Seite bin ich aber auch sehr berührbar. Fühle mich fast verletzlich. Das erschreckt mich mitunter, das bin ich nicht gewohnt. Dabei passiert gar nichts schlimmes, ich bin nur bei mir statt woanders. Und alles, was ich fühle, gehört zu mir, möchte gefühlt werden. Ich lasse mich darauf ein. Das Zusammensein mit unserem Sohn ist plötzlich so einfach. Ich kann deutlich sagen, was ich von ihm möchte und höre auch seine Wünsche. Wir finden gute Kompromisse, ich gerate überhaupt nicht unter Druck und er braucht nicht rumzubocken. Er kann groß und vernünftig sein, auch, als wir in einen Spielzeugladen gehen. An den meisten Tagen traue ich mich das gar nicht, fühle mich dem überhaupt nicht gewachsen. Heute haben wir das wunderbar hingekriegt. Er hat sich etwas von seinem Taschengeld gekauft und ist damit jetzt auch total happy. Er versteht sehr wohl, dass große Dinge auch eben zu teuer für sein bescheidenes Budget sind. Ich erkläre ihm dann, das sind Sachen, die man sich zum Geburtstag oder zu Weihnachten wünschen kann.
Heute Morgen habe ich mit meinem Buddy The Work gemacht. Das ist wirklich fantastisch, wie man erkennt, dass es die Gedanken sind, die uns stressen. Nur unsere Geschichten machen uns das Leben so schwer, nicht das, was ist. Denn damit können wir umgehen, dafür sind wir ausgestattet. Ich habe aber für mich die eine oder andere Work gemacht, wenn mir aufgefallen ist, wo es gerade hakt bei mir. Und es hat auch mir wieder einmal die Augen geöffnet Wenn ich mir heute die Fragen des Abendrituals (von Ina Rudolph) anschaue, dann bin ich erstaunt, wieviel Freude ich diesem Tag hatte, an dem ich doch krank war. Ok, es geht aufwärts, aber von gesund kann noch keine Rede sein. Aber etwas mehr Energie war schon da. Da waren viele schöne Momente und das schönste überhaupt ist der Frieden, der wieder Einkehr hält in meinem Erleben. Wer weiß, ob das möglich gewesen wäre, wäre ich nicht so ausgebremst worden. Wo ich ja gerne zu Aktionismus und Kalenderfüllen neige. Schön war aber auch, ein richtiges Essen zu kochen. Und so gut mit dem Sohnemann klar zu kommen, weil ich wieder Geduld und Liebe für ihn habe. Darin war ich auch besonders gut. Ich habe ganz oft die richtigen Worte und den passenden Tonfall gefunden, wir haben viel gelacht und uns gegenseitig mit Liebe beschenkt. Das kann man mit ihm übrigens sehr gut. Darin sind Down-Menschen wahre Meister! Ich habe ihn heute durch den Tag geholfen, obwohl ich krank war und ich habe für uns und das Kindermädchen gekocht (mit Hilfe). Ich war heute großzügig mit Geld und habe das Hosenfach im Kleiderschrank meiner Tochter aufgeräumt, weil ich da geschaut habe, ob sich die von der Schwester vermissten Hose dort verirrt hatte. Ich bin dankbar, dass es mir besser geht und dass ich das Kranksein besser annehmen kann. Ich bin dankbar, dass unser Sohn sich so toll beschäftigt hat und versucht hat, mir zu helfen. Ich bin dankbar, dass wir so ein fantastisches Kindermädchen haben, das uns immer wieder so toll unterstützt. Und ich bin dankbar, dass ich mit Hilfe von The Work ein paar stressige Glaubenssätze bearbeiten konnte. Meine Kinder waren heute meine Lehrer, sie spiegeln mir so viel! Und meine Krankheit, die mir zeigte, warum es so kommen musste und was sie an Positivem mitbringt. Ich freue mich auf Morgen!
Nachdem ich mir gerade noch mal meinen Eintrag von gestern durchgelesen habe, finde ich es so offensichtlich, wie sinnlos es ist, sich im Vorfeld Stress zu machen. Es kommt eh so, wie es kommen muss - egal, ob ich Pläne mache oder nicht. Und mache ich sie, bin ich nur enttäuscht oder wütend, weil ich feststellen muss, dass ich keinen Einfluss darauf habe. Außerdem vertraue ich mir nicht, dabei weiß ich tatsächlich in den jeweiligen Situationen, was zu tun ist. Wie oft schon habe ich mir To-Do-Listen geschrieben, aber erledigt haben sich die Sachen sowieso in ihrer ganz eigenen Art, nicht, wie ich es mir vorgestellt habe. Und wie oft ist etwas übrig geblieben ohne ein ernstes Problem darzustellen. Woher kann ich wissen, ob ich die Zeit haben werde, die ich brauche, die Energie, die vonnöten ist und die Umstände auch noch mitspielen. Alles viel zu viele Unwägbarkeiten. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit klopfen diese stressmachenden Gedanken trotzdem bei mir an und ich kann nichts anderes tun als ihnen zu erwidern, dass im Moment nicht viel geht. Mehr weiß ich nicht. Wenn es später oder morgen anders ist, dann werden wir sehen. Dann werde ich das tun, was zu tun ist und was ich tun möchte. Nicht mehr und nicht weniger. Mit dem Essen ist es eigentlich genauso. Ich werde schon wissen, wann es Zeit ist, wieder etwas zu essen und auch was. Heute morgen konnte ich mir ein Toast so überhaupt nicht vorstellen. Ich bin ein paar Dinge im Kopf durchgegangen und bei Grießbrei mit Apfelmus kam ein klares JA! Logisch, das geht gut durch den Hals. Und in dem Moment, wo ich beschlossen hatte, dass ich Pause von dem Brummschädel brauche, habe ich eine Aspirin genommen. Vorher habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Ich bin mit einer Ladung Wäsche in den Keller, als ich etwas Energie hatte und wer sie aufhängt, das lasse ich auf ich zukommen. Vielleicht habe ich auch dann die Lust und Energie, es selber zu tun. Ich hänge nämlich gerne Wäsche auf. So langsam legt sich der Widerstand gegen das Kranksein. Es ist so und warum sollte ich es mir unnötig schwer machen, in dem ich es so nicht haben möchte? Es lässt sich nun mal nicht wegzaubern und hat sicher seinen Sinn. Ich habe auch gestern mal in meinem Buch "Krankeit als Symbol" nachgelesen, was es mit Halsschmerzen auf sich hat. Und da gibt es sicher Dinge, die ich nicht mehr schlucken möchte. Wie so oft, geht es darum, dass ich mehr für mich einstehe. Deutlicher werde.
Obwohl unser Sohn heute morgen um fünf Uhr aufstehen musste, beschäftigt er sich nahezu den ganzen Tag total lieb alleine. Er hat vor allem noch nicht ein einziges Mal nach Fernseh gefragt! Das ist sehr, sehr ungewöhnlich, denn normalerweise geht das Genöle nach der Flimmerkiste immer schon am Vormittag los. Er hat es auch ohne Gemotze akzeptiert, dass ich im Auto nichts hören möchte, weil mir der Kopf so weh tut. Ist das wirklich, weil er versteht, dass ich krank bin? Ich habe seit gestern Abend auch wieder Fieber und liege völlig flach. Zudem war die Nacht kurz, weil unsere Tochter bereits um sechs Uhr morgens 40 km entfernt von zu Hause angekommen ist. Ehrlich gesagt, habe ich mir die Tage ohne meinen Mann anders vorgestellt. Aber wahrscheinlich bin ich deshalb krank geworden, damit ich mich wirklich ausruhe und mir nicht die Tage mit Programm vollpacke. Denn Ideen kamen mehr als reichlich. Stattdessen kommt jetzt die Sorge, ob ich alles noch schaffe, was ich mir vor dem Alpenurlaub vorgenommen habe. Dabei gibt es nichts wirklich wichtiges, und gepackt kriege ich schon irgendwie. Das Auto ausgesaugt sicher auch mal zwischendurch. Das sind ja keine tagesfüllenden Beschäftigungen! An Ausrüstung haben wir ja zum Glück alles durch den Urlaub im letzten Jahr. Gestern Abend bin ich an dieser Passage vorbeigekommen und möchte sie Euch nicht vorenthalten:
Ich muss mich entscheiden von Byron Katie "Wenn man das liebt, was ist, braucht man keine Entscheidungen mehr zu treffen. In meinem Leben warte ich nur und beobachte. Ich weiß, dass die Entscheidung zur rechten Zeit getroffen wird, also mache ich mir keine Gedanken darüber, wann, wo und wie. Ich sage gerne, dass ich eine Frau ohne Zukunft bin. Wenn es keine Entscheidungen zu treffen gibt, gibt es keine geplante Zukunft. Alle meine Entscheidungen werden für mich getroffen, und für Sie gilt das ebenso. Wenn Sie sich in Gedanken die Geschichte erzählen, dass Sie etwas damit zu tun haben, dann klammern Sie sich an einer unterschwelligen Überzeugung fest. 43 Jahre lang bin ich immer auf meine eigene Geschichte über die Zukunft hereingefallen, auf meinen eigenen Irrsinn. Nachdem ich mit einem neuen Verständnis der Wirklichkeit aus dem Therapiezentrum entlassen war und wieder zu Hause lebte, kam ich oft von einer langen Reise heim, und das Haus war voller schmutziger Wäsche, Berge von Post auf meinem Schreibtisch, der Hundenapf verkrustet, die Badezimmer ein heilloses Chaos, die Spüle vollgepackt mit schmutzigem Geschirr. Als das das erste Mal passierte, hörte ich eine Stimme, die sagte: Spüle das Geschirr. Es war, als käme ich an einem brennenden Busch vorbei, und die Stimme aus dem Busch sagte: Spüle das Geschirr. Das klang für mich nicht besonders spirituell, aber ich folgte einfach der Anweisung. Ich stand also vor der Spüle und wusch einfach den nächsten Teller ab, oder ich saß vor einem Haufen von Rechnungen udn bezahlte die oberste. Eine nach der anderen. Nichts anderes war erforderlich. Am Ende des Tages war alles erledigt, und ich brauchte nicht zu verstehen, wer oder was es getan hatte. Wenn ein Gedanke aufkommt wie "Spüle das Geschirr", und Sie tun es nicht, dann können Sie feststellen, wie ein innerer Krieg ausbricht. Das klingt wie "Ich mache das später. Ich sollte schon längst gespült haben. Mein Mitbewohner sollte gespült haben. Ich bin gar nicht dran. Das ist nicht fair. Die Leute werden auf mich herabsehen, wenn ich jetzt nicht spüle." Der Stress und die Erschöpfung, die sie dabei empfinden, sind das Resultat der Gedankengefechte. Was ich als "Geschirrspülen" bezeichne, ist die Praxis, sich liebevoll der Aufgabe zu widmen, die vor einem liegt. Ihre innere Stimme leitet sie den ganzen Tag an, so schlichte Dinge zu tun, wie sich die Zähne zu putzen, zur Arbeit zu fahren, einen Freund anzurufen oder das Geschirr zu spülen. Auch wenn es nur eine weitere Geschichte ist, ist es eine sehr kurze Geschichte, und wenn Sie den Anweisungen der Stimme folgen, ist die Geschichte zu Ende. Wir sind wirklich lebendig, wenn wir auf diese schlichte Weise leben - offen, abwartend, zuversichtlich und liebevoll das tun, was als nächste Aufgabe vor uns liegt. Was wir zu tun haben, liegt immer deutlich vor unseren Augen- das Geschirr spülen, die Rechnungen bezahlen, die Socken der Kinder aufheben, die Zähne putzen. Nie wird mehr von uns gefordert, als wir bewältigen können, und es ist jeweils immer nur eine Sache zu tun. Schwieriger wird das Leben nie." Als ich heute mit unserem Sohn im Supermarkt war, hat er wie meist den einen oder anderen nach seinem Namen gefragt. Unter anderem eine Frau, die dort arbeitete. Ich halte mich in der Regel raus oder wiederhole maximal nur seinen Namen, wenn die Gegenseite den nicht versteht. Die beiden unterhielten sich also eine Weile, während ich weiter nach meinen Einkäufen suchte und dann sah ich, wie sie sich umarmten. Der Kleine drückte die wildfremde Frau auf's herzlichste... Es sah so aus, als würde sie das sehr genießen. Mir jedenfalls ging das Herz auf. Und ein Lächeln zaubert unser Sohnemann fast jedem auf's Gesicht, wenn er sie anspricht. Die Leute hinter der Kasse werden eigentlich immer interviewt. Wie schön, dass es auch Menschen gibt, die das einfach so machen.
Die Pflaumenmuffins waren endlich mal wieder richtig gut! Ich hatte schon begonnen, an meinen Fähigkeiten zu zweifeln. Gerade sind die Muffins für die Heimkehrertochter fertig geworden, sie hatte sich für ihren Gabentisch mit weißer Schoko gefüllte Schokomuffins gewünscht. Da ich sie irgendwann morgen früh oder am Vormittag einsammeln werde, muss ich heute noch alles fertig machen. Von daher war es vorhin eher eine Schnapsidee, als ich eine Freundin angeschrieben hatte, ob sie heute Abend Zeit hätte. Zumal mir der zurückgekehrte Infekt auch noch in den Knochen sitzt. Ich wollte vorhin Yoga machen, aber das ging gar nicht. Es war spürbar, dass mein Körper keinerlei Anstrengung brauchen konnte. Im Gegenteil - ich habe mich stattdessen auf's Sofa gelegt und bin sofort weggedöst. Wow, wieviel Zeit man hat, wenn man zu Hause ist. Alles in Ruhe machen kann! Ich genieße das gerade sehr. Unten läuft die Waschmaschine, die Spülmaschine hier oben, im Backofen sind ein paar Pflaumenmuffins für heute mittag und gespült habe ich auch schon. Nur richtig ausschlafen konnte ich nicht. Als ich das erste Mal wach war, konnte ich nicht anders, da musste ich doch das Handy anmachen und nachschauen, ob sie gut angekommen sind. Die gewünschte SMS war da und ich habe noch ein bisschen weitergedöst, ehe ich in Ruhe geduscht habe. Der Kleine war ja spät im Bett und entsprechend lange hat er geschlafen.
Etwas Unruhe ist da aber auch in meinem Inneren. Da gibt es so eine kleine Nervensäge, die mich die ganze Zeit dazu anhält, meine freie Zeit zu verplanen. Sie sagt, das muss man doch ausnutzen, wo du mal eine Woche ohne Absprache mit dem Mann hast. Sie hat Angst, dass es nicht eine ganz tolle Zeit ist. Scheinbar vergisst sie aber, dass da noch ein, bzw. bald zwei Kinder sind. Und das Bedürfnis, wirklich zur Ruhe zu kommen. Ach, du weißt doch dann gar nichts mit dir anzufangen. Ständig bist du dann im Haushalt zugange. Backst oder hakst die Dinge von der To-Do-Liste ab. Ja, das stimmt, vielleicht ist es nicht so leicht, das erst einmal auszuhalten, aber ich weiß, ich habe es schon erlebt, dass ich durch diese Phase erst einmal durch muss. Diese gefühlte Leerlaufen bringt mich letztendlich zurück zu mir. Das andere ist weglaufen, das kenn ich schon zu genüge! Gestern hat mir eine Arbeitskollegin einen wirklich tollen Tipp gegen diese Fruchtfliegen an der Obstschale und am Biomüll verraten: ein Glas mit Apfelessig oder hellem Balsamico halbvoll machen, etwas Wasser und etwas Spüli dazu. Das zieht sie an. Wunderbar! Ich bin echt stolz auf mich! Nicht, dass ich gänzlich meinen Mund halten konnte, aber im Gegensatz zu früher habe ich mich fast gar nicht in die Belange meines Mannes und seines Urlaubes eingemischt. Im Moment kann ich gut auf dieses Thema meinen Fokus lenken. Also frage ich mich ständig, in wessen Angelegenheiten ich mich gedanklich bewege: in meinen, in denen eines anderen oder in denen des Universums/Gott oder wie auch immer man das für sich nennen mag. Der Anstoß kommt natürlich nicht von mir selber, sondern von Byron Katie. Mir hilft es aber sehr, zumal ich mich - wie die meisten Menschen - gerne einmische. Oder eben auch nicht gerne, weil es belastend sein kann, sich mit den Probleme oder Belangen von anderen zu beschäftigen oder mit Umständen im Clinch zu liegen, die ich eh nicht ändern kann, so wie das Wetter zum Beispiel.
Obwohl ich ja durchaus öfter mal mit dem Kleinen alleine bin, fühlt es sich gerade ganz anders an. Es liegt wohl daran, dass mein Mann und ich selten länger getrennt voneinander Zeit verbringen und das vor allem am Abend spürbar ist. Da ist er nämlich fast immer da. Oder wir gehen zusammen weg. Und dass es sich um eine ganze Woche handelt, das hatten wir das letzte Mal glaube ich vor gut zwei Jahren, wo ich mal für eine Woche mit drei Frauen in Italien war. Aber da war er ja hier, nicht ich. Pünktlich zum Urlaubsbeginn kehren meine Halsschmerzen samt Schluckbeschwerden zurück und ich habe mir gleich noch mal so einen Inger-Zitrone-Honig-Drink gemacht und ihn mit Abscheu runtergewürgt. Ich will einfach nicht noch mal krank werden! Es war doch eigentlich schon alles wieder ok. Naja, meine Umgebung hier ist wohl alles andere als keimfrei, nachdem es meinem Mann einen Tag richtig schlecht ging und auch meine Tochter die letzten Tage alles andere als fit war. Sie hustet vor allem. Ich bin ganz erstaunt, dass der Kleine sich noch nicht angesteckt hat. Muss aber auch nicht...! Oft sind es nur die Kleinigkeiten, die bei uns anders sind, als in anderen Familien. Zumindest, wenn ein Kind bereits neun Jahre alt ist. Zum Beispiel kommt es immer mal wieder vor, dass unser Sohn mich heiraten möchte. Erst wenn ich ihn daran erinnere, dass ich mit seinem Vater verheiratet bin, kann er meine Absage an ihn akzeptieren. Und dann hat er eine etwas sonderbare Vorstellung von unserem bevorstehenden Urlaub in den Alpen. Er behauptet immer wieder, dass wir mit dem Flugzeug auf den Berg flögen. Es ist nicht herauszufinden, ob er meint, dass wir die Strecke von hier bis dorthin fliegend überwinden oder ob es darum geht, sich den Aufstieg zu erleichtern. Vielleicht ist ihm das gar nicht möglich, sich vorzustellen, AUF einen Berg zu steigen!? Hmm, manchmal würde ich so gerne Mäuschen spielen, einmal das denken, was er denkt, um seine Logik zu verstehen. Warum zum Beispiel ist es nicht möglich, dass er eine Jacke anzieht und sie offen lässt. Geht nicht. Partout nicht. Sie muss zu. Wenn man nicht ständig an Stellen stehen möchte, wo es nicht weiter geht, muss man vieles einfach so hinnehmen, vor allem, wenn es nicht wichtig ist. Warum soll ich ihm auch meine Meinung aufzwingen. Mir kann es doch egal sein, wie er seine Jacke trägt - hauptsache er trägt sie. Als wir am Samstag meinen Mann auf dem Flohmarkt besucht haben, sprach mich eine junge Frau vom Stand nebenan an. Sie hatte seinen Namen aufgeschnappt und erzählte mir, dass sie schon ganz viel von ihm gehört hätte. Ich wusste gar nicht, dass unser Sohn so einen Bekanntheitsgrad außerhalb unseres Stadtviertels erlangt hat. Es handelte sich um eine Arbeitskollegin von dem Kindermädchen, welches uns schon seit seiner Geburt tatkräftig zur Seite steht.
Heute vormittag hatte ich immer wieder so ein ungutes Gefühl im Bauch. Diese Gefühl war begleitet von Angst. Grund dafür gibt es eigentlich keinen. Aber es hat Auswirkungen darauf, wie ich die Dinge um mich herum erlebe. Alles wird schnell bedrohlich. Als ich dann noch hörte, dass es meinem Mann so gar nicht gut geht, dass er üble Halsschmerzen hat und vielleicht sogar Fieber, trug das nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. Zu Hause habe ich ihm erst einmal dieses Ingwer-Zitrone-Gebräu gemacht, das er ja ohne Probleme runter kriegt. Er liebt extreme Geschmäcker und mag auch gerne scharf. Schön für ihn. Ich muss davon jedenfalls fast würgen. Morgen Abend soll es ja mit dem Flieger nach Rom gehen. Und von dort aus hat er noch eine nächtliche Autofahrt von drei Stunden vor sich, ehe sie in dem Haus in Umbrien ankommen. Das wirft schon wieder meine Sorgenmaschinerie an. Ist er gesund genug, um das zu schaffen, wird er ggfs. eine andere Lösung suchen? Sollte man meinen, der Mann ist schließlich erwachsen und hat zwei Kinder dabei - da wird er schon keine unnötigen Risiken eingehen! Aber das sind so die Sachen, die immer noch mal wieder in meinem Kopf rumspuken und gerne Horrorbilder mit sich bringen - jedoch beiweiten nicht mehr so oft, wie früher! Ich weiß gar nicht, wie ich das ausgehalten habe, dass ich mir ständig Sorgen um alles und jeden gemacht habe. Wenn ich dahin zurückschaue, dann bin ich echt froh, dass das in der Form vorbei ist! Und wenn solche Gedanken heute bei mir vorbei kommen, dann kann ich sie viel eher wieder ziehen lassen. Zum Glück war unsere Große heute zu Hause und hatte auch Zeit, sich um ihren Bruder zu kümmern, bis ich von der Arbeit kam. Allerdings hat sie es sich nicht nehmen lassen, mich ein bisschen zu foppen, als ich nach ihrem Bruder fragte. Die Versuchung war einfach zu groß :)
Morgen ist mein letzter Arbeitstag und ich freue ich mich auch schon auf die Woche mit dem Kleinen und der jüngeren Tochter. Lustig, diese verschiedenen Konstellationen diesen Sommer. Mir gefällt das. |
Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |