Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
In meiner Vorstellung hatte ich für heute Abend noch genug Energie um zu tanzen. Aber wenn ich ehrlich sein soll, kam der Antrieb für dieses Vorhaben doch aus dem Sportdiktator. Er verlangt ja beständig von mir, dass ich auf jeden Fall genug Sport treiben soll... Er hat ja nicht ganz unrecht und ich habe auch festgestellt, dass manches Mal Bewegung auch Energie bringt, aber gegen haufenweise Widerstände anzugehen, macht es irgendwie zunichte. Das ist das alte Muster: DU MUSST! Außerdem habe ich nie das Problem, mich zum Tanzen am Wochenende zu motivieren, aber gerade bei den 5 Rhytmen habe ich mich oft so gar nicht wohl gefühlt. Da muss ich für drauf sein, um das, was da kommt, auf mich zukommen zu lassen. Das ist schon anders als das freie Tanzen, welches ich sonst so genieße. Ich wollte jedenfalls nicht, das wurde heute sehr deutlich. Im Gegensatz dazu hatte ich eben das dringende Bedürfnis, noch mal vor die Tür zu gehen. Mit Betonung auf GEHEN. Nachdem ich den Kleinen im Bett hatte, habe ich mir also meinen Rucksack geschnappt und bin noch zum Supermarkt. Es war nicht dringend nötig, aber nun haben wir auch noch die zwei, drei Sachen mehr, die uns eigentlich für unsere Pizza morgen fehlten. Die Luft war wunderbar angenehm, nicht zu warm oder zu kalt und das Licht war wunderschön. Das war einfach schön!
Heute morgen hatte ich erst etwas Schwierigkeiten wieder in die Arbeit reinzufinden und dachte irgendwann, oh weh, so viel Papier! Gerade an diesen Rechnungstagen ertrinken wir förmlich darin. Aber dann wurde alles sehr schnell wieder zur Routine und ich war wieder drin. Allerdings verlief der erste Tag nicht ganz ohne Bauchschmerzen, das ist aber meistens so. Zu viel Unsicherheit und Unklarheit, die dann da erst einmal auf mich zukommt. Vorgestern habe ich ein Buch angefangen, über das eine Frau aus einem anderen Blog berichtet hat. Es heißt "Essanfälle ade" und ist von Olivia Wollinger. Ich habe die ersten Seiten nur so verschlungen und dachte permanent: Ja genau! So ist es. Spricht die von mir? Unglaublich. Ich habe schon viele Ratgeber gelesen und viel über Essstörungen erfahren und gelernt und trotzdem war es noch mal anders, noch mal näher an dem dran, was ich erleb(t)e, so dass es mir erneut die Augen öffnete. Manche Unklarheit verstehe ich jetzt besser. Zum Bespiel, woher die beständigen abwertenden Gedanken in Bezug auf mich selber herkommen. Sie nennt es die "Toxische Scham" - eine Scham, die sich auf unser gesamtes Wesen bezieht und nicht nur auf einzelne Verhaltensweisen. Dass man dieses Gefühl zu betäuben versucht, ist nur zu verständlich. Ebenso gehört es dazu, dass man in Gedanken ständig kreist, nicht selten um sich selbst. Oder der Hang zum Perfektionismus: "Wenn ich schon nicht perfekt bin, versuche ich wenigstens, alles perfekt zu tun." Auch Stimmungsschwankungen, Schwierigkeiten mit dem Spüren und Mangel an Selbstliebe sind mir nicht fremd. Hochsensiblität kann auch dazu gehören, wobei ich mir da immer noch nicht im Klaren darüber bin, ob ich dazu zähle oder nicht. Ein bisschen denke ich schon, die Grenzen sind ja immer fließend. Beruhigend stelle ich fest, dass ich auch in ihrem Sinne auf dem richtigen Weg bin und es nur langsam, behutsam und mit viel Üben ein Weiterkommen gibt. Härte, Disziplin und Pläne sind kontraproduktiv, das ist auch mir schon lange klar - dafür bin ich schon zu lange auf meinem "Heilungsweg"! So, wie sie schreibt, hätte mich aber alles andere auch gewundert. Im Grunde habe ich schon so viel mehr "Freiheit" erlangt und eigentlich gibt es wirklich Essanfälle fast kaum noch. Es ist eher so, dass ich mitunter abends etwas mehr zulange, mehr esse, als ich bräuchte und dass da so immer noch so eine nervige Stimme an mir rumnörgelt, dass ich abnehmen müsste. Warum auch immer. Ich bin ja nicht wirklich dick. Aber eben nicht schlank genug. Sagt sie. An guten Tagen nehme ich das halt nicht mehr so für bare Münze, denn im Grunde fühle ich mich eigentlich ganz wohl.
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |