Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Nun wird es doch emotional enger mit jedem Tag. Ich spüre deutlich, wie fragil meine innere Stabilität ist. Schnell macht sich Genervtheit breit. Vor mir liegt der Sonntag und ich weiß, dass der Tag einfach so vorbeigehen wird. Zum Glück habe ich am frühen Abend noch etwas vor. Ich komme also noch vor die Tür. Was ist das für eine Geschichte, die besagt: der Tag wird einfach so vorbeigehen? Jeder Tag geht vorbei. Und wie kann ich am Morgen wissen, wie ich mich die Stunden über fühlen werde? Es sind die Befürchtungen, die mir die Voraussicht verregnen. Wird die Große immer noch so schlecht zurecht und so mies deshalb drauf sein? Wird der Tag mit dem Kleinen anstrengend, weil wir kein Programm haben? Kriege ich eine schöne Geburtstagstorte hin und einen ordentlichen Pizzateig für die Kinder? All das kann ich doch noch gar nicht wissen. Wie ist es jetzt? In diesem Moment? Ich sitze alleine mit meinem Tee in der Küche. Der Mann ist schon durch die Tür und aus dem Kinderzimmer dringt ein Hörspiel. Der Rest des Hauses ist noch ruhig. Der Tee schmeckt gut. Ich habe ihn heute wieder in der alten Thermoskanne gemacht. Vor einer Weile habe ich mir eine Steingutkanne samt Stövchen gekauft, weil ich das irgendwie schöner fand. Das Stövchen kriegt leider nicht genug Luft, so dass die Teelichter darunter immer aus gehen und der Tee oft lau wird. Ich muss die Kanne schräg drauf stellen, was auch nicht der Hit ist. Warum wollen wir eigentlich Dinge ändern, die ok sind. Geld ausgeben für etwas, was wir nicht wirklich brauchen. Oder auch Dinge geschenkt nehmen, die nicht wirklich benötigt werden? Zum Beispiel die Küchenoberschränke von Freunden, die gerade umgezogen sind. Ich dachte mir, so kommen weitere Küchenschränke zu uns, ohne das wir welche aussuchen müssen. Als wir hier eingezogen sind, wollten wir welche haben, hatten nur damals kein Geld mehr dazu. Doch selbst als wir uns welche leisten konnten, haben wir nie welche besorgt. Irgendwie war die Vorstellung, die Wände mit Schränken zuzupflastern auch beengend. Die Freunde hatten nur zwei Schränke und so dachte ich, das kann doch aufgelockert aussehen. Da mein Mann gestern nicht arbeiten war, haben wir die Chance genutzt und versucht, die Schränke zu montieren. Dabei hatten wir vergessen, was für bröselige Wände unser Haus hat! Schon bei dem kleineren Schrank brauchten wir mehrere Anläufe, um die Aufhängeschiene so fest zu bekommen, dass uns der Schrank nicht gleich wieder entgegen kommt. Mit Ach und Krach hatten wir ihn befestigt, als ich los musste, den Kleinen von seiner Spielegruppe abzuholen. Die Küche sah aus wie ein Schlachtfeld und gekocht werden musste auch noch. Wir haben die Mädchen dazu geholt, die mit ihrem Vater das Chaos angehen sollten und stellten alle miteinander fest, dass uns das nicht gefällt. Dass Regale viel schöner aussehen. Also haben wir ihn wieder abgenommen und werden alles wieder so machen, wie es vorher war. Nur dass ich jetzt die Löcher, die wir gebohrt haben, wieder zuschmieren kann! Ich habe mich furchtbar geärgert, dass ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, etwas verändern zu wollen, was doch eigentlich gut ist. Sowohl mein Mann als auch ich, wir sind beide keine geborenen Handwerker. Im Gegenteil. Ich bin immer zu schnell und unüberlegt und mein Mann oft ungeschickt und nicht gerade von sich überzeugt. Nicht selten haben wir irgendwann Streit. Gestern ging es sogar. Wobei er mir am Ende der Aktion noch versehentlich die Tür des Schrankes vor die Lippe gehauen hat, so dass sie aufgeplatzt ist. Es hat ordentlich geblutet und tat auch weh. Dabei war ich so froh, dass direkt daneben ein Herpes gerade am Abheilen war... Aber das war nicht alles, was an diesem gestrigen Tag nicht so rund lief. Als ich mittags mit meiner Tochter zusammen den Kleinen zur Gruppe gebracht habe, sind wir noch einkaufen gegangen. Nur leider waren wir zuerst in dem Laden, wo wir Pizza und Eis gekauft haben, so dass alle weiteren Besorgungen hinten runter fielen. Auch die Apotheke, in der ich neuen Hustensaft für die Große holen wollte. Die hustet so schlimm. Also musste ich nach dem Abholen noch eine Notapotheke anfahren, die nicht gerade auf unserem Weg lag. Der Kleine wollte im Auto bleiben, was sich für mich nicht entspannt anfühlte. Aber er saß noch so da, wie ich ihn verlassen hatte, obwohl es schon einen Moment gedauert hat. Die Sachen, die ich für den Kindergeburtstag morgen haben wollte, musste ich dann auf dem Weg zum Tanzen noch besorgen. Und ich musste da auch meine ursprüngliche Vorstellung über Bord werfen. Dabei geht es doch eigentlich nur darum, dass der Kleine in seiner Klasse und im Schwimmkurs an alle etwas verteilen kann. Und das kriegen wir jetzt hin. Ich verabschiede mich von meinem Anspruchsdenken. Gestern Morgen habe ich schon mal den Boden für die Geburtstagstorte gebacken. Und Brownies mit einer Himbeer-Cheesecake-Füllung. Die sehen erstens nicht so nett aus wie auf dem Foto und ich finde sie auch geschmacklich nicht so hitverdächtig. Ich habe meine Mann vorhin ein großes Stück für ihn und seinen Arbeitskollegen mitgegeben. Ich sollte mal wieder etwas backen, von dem ich weiß, dass es gut ist. Zum Beispiel einen Mohn- oder Kirschstreusel! Die letzten Sachen waren ja alle eher so lala. Ich hoffe, die Torte wird heute. Ich will den Schokoboden mit eine Quarkcreme und Kirschen füllen und mit grüner Sahne umhüllen. Grün deshalb, weil oben drauf ein StarWars-Aufleger kommt. Den hat sich der Sohnemann gewünscht. Ja und dann war ich ja noch tanzen. Ich habe schon auf dem Weg dorthin gemerkt, dass es nicht passt. Etwas in mir hatte überhaupt keine Lust. Aber ich fahre nahezu immer, egal wie es mir geht. Komme gar nicht auf die Idee, das Vorhaben zu hinterfragen. Am Anfang fühlte ich mich holprig, unwohl in meinem Körper und kam überhaupt nicht richtig an. Dann kam irgendwann diese komische Übelkeit gepaart mit leichtem Kopfschmerz. Das kenne ich schon. Mein Körper reagiert dort immer so, wenn ich da über mich hinweg gehe. Ich habe noch ein paar Anläufe auf der Tanzfläche gemacht, bin dann aber zeitig nach Hause gefahren, weil ich doch mehr gesessen habe, als zu tanzen. Zu Hause habe ich dann noch die Küche halbwegs in Ordnung gebracht. Das war mir irgendwie wichtig. Ich wollte heute in eine halbwegs normale Küche kommen. Alle Umräumversuche habe ich wieder rückgängig gemacht, weil sie nicht wirklich Verbesserung versprachen. Außerdem findet mein Mann sich überhaupt nicht zurecht, wenn etwas woanders lagert. Immerhin habe ich ein paar Sachen aussortiert, die unsere Schränke einfach nur vollstopfen. Da bin ich aber auch nicht gerade gut drin. Denke immer, man könnte es doch noch brauchen...
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |