Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Heute morgen in der Buddyarbeit konnte ich den Anteil in mir erkennen, der überhaupt nicht vom emotionalen Essen ablassen will. Es gibt da ganz deutliche Sätze wie: Ohne Essanfälle ist doch alles ok. Noch weniger essen geht nicht, das ist Quälerei. Andere essen auch mehr. Dann bin ich eben nicht schlank! Darf ich mir gar nichts mehr gönnen? An der Stelle verwechselt der Anteil das Weglassen von emotionalem Essen mit Hungern. Aber für ihn ist es auch ein Hungern. Denn wenn die Versorgung von emotionalen Bedürfnissen nur gestrichen wird und nichts an die Stelle tritt, dann wird das logischerweise so von mir empfunden. In den vielen Jahren, wo ich bei Sehnsucht und Hunger war, hätte ich eigentlich lernen können, wirklich am Essen entlang zu gehen. Gemacht habe ich es fast nie. Denn das bedeutet, dass ich mir z.B. vor dem Essen Zeit nehme, um mich zu fragen, wie es mir geht. Was ich neben Essen eigentlich noch brauche und welche Gefühlsqualität mir das (Über-)Essen geben soll. Essen springt immer da ein, wo ich mich nicht kümmere. Oder während des Essens innezuhalten, zu spüren, welche Sätze da aufsteigen, wenn ich mir nicht weiter die Gabel in den Mund schiebe. Langsamer essen, Besteck weglegen und vielleicht sogar während des Essens aufschreiben...
Irgendwie tat es auch weh zu verstehen, dass ich immer noch in der selben Schleife stecke und jetzt an dem Punkt bin, wo das Gewicht wieder hoch geht. Ich folge dem Diät- und Sportdiktator nicht mehr und ich habe alle Nebensucht-Baustellen ziemlich gut bearbeitet. Geblieben ist die älteste und hartnäckigste Sucht. Es wird Zeit, dass wir beide Freunde werden. Gestern Abend klopfte schon diese mir allzu bekannte hormongesteurte Stimmung an. Auch darüber haben wir noch gesprochen heute Morgen und es macht tatsächlich einen Unterschied, wenn ich mir diesbezüglich das Leben nicht noch schwerer mache. Wenn ich mir Mitgefühl dafür entgegenbringe, dass ich gerade empfindsam und weniger belastbar bin. Und halt nicht gut drauf bin, weil das Kritikerfeuer in den Tagen so heftig ist. Früher habe ich mir mal eine Zeitlang so was wie einen "Krankenschein" ausgestellt. Der mir selber klar gemacht hat: Achtung, hier ist was nicht im Gleichgewicht! Bitte sorgsam behandeln! Das möchte ich jetzt auch tun, mir den Raum geben, den ich brauche, wenn die Hormone mich durchschütteln. Ich habe mich heute gegen eine Ganztagesaktion entschieden und auch meinen Mann gesagt, dass er morgen den Schwimmkurs übernehmen möchte, weil ich das nicht schaffe - zumal wir abends noch bei seiner Mutter eingeladen sind. Diese Verabredung halte ich mir noch bis kurz vorher offen, weil es letztendlich nicht essentiell ist, ob ich dabei bin oder nicht. Aber eigentlich möchte ich schon.
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |