Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Ich war gestern ganz unschlüssig, ob ich überhaupt zum Tanzen gehen will. Etwas in mir wollte auch Ruhe, nicht unter Leute und auch sich nicht groß bewegen. Ich habe noch eine Freundin gefragt, ob sie Zeit hat, aber da sie auch etwa unschlüssig war und ich mir auch nicht vorstellen konnte, den Abend zu Hause zu verbringen, bin ich hingefahren. Außerdem hat der Kleine bei dem Kindermädchen übernachtet, das wäre ja nun auch nicht nötig gewesen, wenn ich nicht weggegangen wäre. Allerdings habe ich mir eingeräumt, zu schauen, wie es mir dort geht und gegebenenfalls einfach wieder heim zu fahren. Als ich im Auto saß, kamen zu den Rückenschmerzen oder was auch immer das war, noch leichte Bauchkrämpfe und ich dachte nur: na super! Das wird ja sicher toll! Auch von meiner Stimmung her, war mir eher nach Verkriechen als Tanzfläche, aber dann hat mich doch die Musik gelockt und nach ein zwei Tänzen ging es mir auch körperlich viel besser. Ich war so froh, bin aber achtsam mit mir geblieben. Früher habe ich sozusagen immer alles störende zu Hause gelassen und mir eine Maske aufgesetzt, doch mittlerweile nehme ich alles mit. Zum Glück geht das dort sehr gut, weil ich dort viele liebe Menschen kenne, die mich auch so nehmen können. Für sie brauche ich keine Rolle zu spielen. Ich kann das oft gar nicht glauben, dass es diese Gemeinschaft dort gibt, die auch außerhalb des Tanzens immer häufiger stattfindet und Aktionen in verschiedenen Konstellationen möglich sind. Das ist ein wirkliches Geschenk. Heute Vormittag zum Beispiel haben wir ein Frauenfrühstück bei mir veranstaltet und da Mann und Kinder ausgeflogen waren, hatten wir hier einen wunderbaren Raum und viel Zeit nur für uns. Mir tut das so gut! Heute Morgen habe ich mit meinem Buddy noch an meiner Zunehmpanik gearbeitet. Da sind so viele Sätze in mir, die mich da immer wieder auf Spur bringen wollen, weil sie glauben, dass ich nur so glücklich sein kann. Schlank sein ist aber kein Garant für Glücklichsein, dafür muss ich schon auch meine ganz persönlichen Baustellen anschauen. Ich stecke da aber immer noch fest und muss glaube ich mal alles an Sätzen, was dazu hochkommt aufschreiben und hinterfragen. Nicht, das ich das nicht schon getan hätte, aber manche Muster sind echt mehr als hartnäckig. Und so richtig "fleißig" bin ich leider auch nicht, was deren Erforschung angeht. Jetzt bin ich zumindest wieder motiviert, gestern war ich einfach nur identifiziert, ein Zustand, wo Zweifel an den Aussagen in meinem Kopf gar nicht möglich ist. Dann ist das alles Wahrheit. Und doch weiß ich, das es das nicht ist. Ich habe zum Geburtstag den Film "Das brandneue Testament" von Jaco van Dormael geschenkt bekommen. Ein schönes Kunstwerk und wirklich sehenswert, wenn man offen für auch etwas krude Ideen ist. Und eher leichte Kost.
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Heute Morgen bin ich mit Rückenschmerzen aufgewacht. Oder ich habe mir etwas Lunge eingeklemmt, so genau kann ich das gar nicht sagen. Ist auf jeden Fall nicht angenehm. Gerade fühle ich mich zudem völlig zerschlagen und bin mehr als schlecht gelaunt. Ich habe am Vormittag meine sämtlichen Jeanshosen durchprobiert, was äußerst frustrierend war. Dann kam schon gleich der Oberkritiker und meinte, wenn ich schon vor dem Winter so zugenommen habe, wie soll es dann erst nächstes Frühjahr aussehen. Schwarzmaler! Aber er kann mir immer noch ganz schön die Laune verhageln. Ich kriege mich diesbezüglich einfach nicht umprogrammiert. Ich soll schlank sein und wenn ich das nicht bin, dann ist mein Leben nicht in Ordnung. Als wäre alles andere egal. Oder als wäre es in Ordnung, wenn das Gewicht stimmt. Alles Lügen. Und wir reden hier nicht von massiven Übergewicht oder so. Letztens habe ich irgendwo gelesen, dass die Menschen zwischen 45 und 50 normalerweise etwas an Gewicht zunehmen. Warum? Stimmt das überhaupt? Und wofür soll das gut sein?
Vorhin war ich mit den beiden jüngeren Kindern auf dem Flohmarkt. Ich hatte mir das so schön vorgestellt, aber es war einfach nur ätzend. Der Kleine hat nur rumgebockt und ich habe eine eher peinliche Figur abgegeben. Wahrscheinlich war er so unentspannt, weil ich es war. Weil ich etwas für mich wollte. Und sofort genervt reagiert habe. Er hat sich ein paar Kleinigkeiten gekauft und ich habe sogar auch noch zwei Paar Schuhe und ein Buch gefunden. Viel gesehen habe ich nicht, ich habe erst in Ruhe schauen können, als ich ihn bei meinem Mann geparkt habe und noch eine Runde alleine gegangen bin. Danach wollte ich nur nach Hause. Ich hatte auch Hunger und freute mich auf ein Stück Apfelkuchen. Der schmeckte köstlich, wenn nicht nur der Diätdiktator mir alles so mies machen würde. Wenn es nach ihm ginge, wären Süßigkeiten und Co. tabu. Menno, bin ich miesepetrig unterwegs. Ich werde jetzt mal die Wäsche aufhängen und dann noch etwas lesen, wenn der Kleine mich lässt. Seit einigen Tagen ist mir aufgefallen, dass es immer Phasen in meinem Leben gegeben hat, wo etwas an meinem Äußeren zu so einer Art Markenzeichen geworden ist. Im Moment sind es die Röcke und Kleider. Ich trage kaum noch etwas anderes. Im Sommer gerne mit 3/4 Leggins drunter mit Chucks oder Sandalen. Jetzt, wo es kälter wird, trage ich dazu wieder Strumpfhosen und eher Röcke als Kleider. Und Stiefeletten dazu. Meine lange Haare frisiere ich eigentlich auch immer ähnlich. Früher gab es Phasen, da habe ich zum Beispiel immer ein breites Haarband getragen und meine Augen und Lippen stark geschminkt. Dann habe ich eine Zeitlang fast nur lange und eher A-förmige Kleider und Jacken getragen. Nie Hosen. Das gab's also schon mal. Und sehr viel schwarz damals. Ich kann mich aber an immer nur Jeans und enge Shirts dazu erinnern. Oder jahrelang zierte mein Kopf ein kinnlanger Bob. Wahrscheinlich ergeht uns das allen so. Man fühlt sich halt immer mal wieder in einem anderen Outfit wohl.
Ich bin froh, dass schon wieder Wochenende ist. Die kurze Woche ist schnell rumgegangen, aber das ist auch kein Wunder, wenn es so viel zu tun gibt. Und noch häuft sich überall die Arbeit. Aber darum werden wir uns nächste Woche kümmern. Dann sind wir sicher auch wieder bei. Mein Mann hat gestern Abend doch den Kleinen ins Bett gebracht, er hat es einfach gemacht. So konnte ich noch etwas mit meiner Großen zusammensitzen, die es nicht geschafft hatte, zum Abendessen ihr Bett zu verlassen. Sie war so fertig von der Schule. Ich finde es auch ziemlich heftig, was da von den Kindern in der Oberstufe abverlangt wird. Aber morgen früh fliegt sie nach Kreta. Sie hat das Glück, dass sie und ihre Freundin von einer Familie mitgenommen wird, die zwei Familienmitglieder aus irgendwelchen Gründen zu Hause lassen müssen. Ach, wie gerne würde ich auch noch mal eine Woche in den Sonne und Meer tanken! Im Ofen backt gerade der erste Apfelkuchen. Ich habe einen mit Streuseln gemacht. Das Rezept ist von einer Freudin und der Kuchen immer super lecker! Freue mich schon drauf und mein Mann kann morgen auch ein Stück mit zur Arbeit nehmen. Heute kam unsere ehemalige Kollegin im Büro vorbei und brachte mir noch nachträglich zum Geburtstag noch Sekt, Eier von ihren eigenen Hühner und eine ordentliche Menge Boskop-Äpfel aus ihrem Garten. Vor meinem geistigen Auge habe ich gleich Apfelkuchen gebacken. Das steht am Wochenende auf jeden Fall an. Heute bin ich zu abgegessen, weil ich über zehn Stunden wegen der Arbeit weg war. Diese Woche hatte ich zwei so lange Tage, morgen kann ich aber mittags gehen. Das muss ich auch, wenn ich nicht mit all den Ferienfahrern im Stau stehen will! Ich habe aber noch mehr geschenkt bekommen, denn eine andere Kollegin hatte Eierlikör mit Himbeeren gemacht und mir was zum Probieren mitgebracht. Der ist wirklich köstlich! Ich habe jetzt zwei Rezepte und werde mich auch bald mal dran machen, welchen zusammenzurühren.
Ansonsten habe ich nicht wirklich viel zu berichten... ich arbeite einfach recht viel. Was dann vom Tag übrig bleibt, ist mir irgendwie zu wenig. Ich versuche, dass ich nicht allzu sehr in die Frustschiene darüber abrutsche, aber der Satz: ich finde so gar nicht statt, der wabert mir immer wieder durch den Kopf. Dabei ist das doch totaler Blödsinn. Man kann nicht nicht stattfinden. Und wenn ich nicht auf mich achtgebe, mich den Antreibern zum Fraß vorwerfe, dann darf ich mich doch nicht nachher noch beschweren. Man kann schließlich so oder so arbeiten. Man kann bei allem was man tut, "präsent" sein oder sich wegziehen lassen. Aber es ist schwer. Gut war, dass ich am Dienstagabend trotzdem zum Yoga gegangen bin. Wir hatten eine eher ruhige Sequenz mit vielen Atemübungen. Das hat mir sehr gut getan. Und wie immer in solchen Stressphasen esse ich zu viel. Ich fühle mich in Hosen überhaupt nicht mehr wohl, trage schon den ganzen Sommer über vorwiegend Kleider und Röcke. Jetzt geht das auch noch, aber wenn es noch kühler wird, dann ist mir das oft zu kalt. Ich habe mir aber gestern zwei dickere, wärmere Strumpfhosen geholt und heute morgen ein paar Stulpen drübergezogen, die ich aber nur während der Autofahrt getragen habe. Durch den Reizdarm mag ich oft nichts Enges am Bauch. Das sieht auch nicht so toll aus und auch das schränkt mich irgendwie in der Auswahl meiner Garderobe ein. Irgendwie finde ich keine Ruhe hier. Außerdem muss das Kind ins Bett und meine zarte Andeutungen, dass ich noch etwas Zeit für mich bräuchte, werden leicht überhört. Ich müsste da schon deutlicher werden... ... und ich fühle mich gerade von allem abgeschnitten. Es ist echt immer wieder faszinierend, mit welcher Dynamik mich meine Hormonlage aus dem Gleichgewicht bringen kann. Es fühlt sich wirklich so an, als wäre ich nicht mehr dieselbe und vor allem, ich erlebe mich als völlig machtlos. Am meisten Sinn macht es dann eigentlich nur, mich dem zu fügen und mich möglichst aus dem Verkehr zu ziehen. Nicht gerade einfach, wenn man in einer großen Familie lebt und sich auch nicht einfach im Job krankschreiben lassen kann. Eigentlich wollten mein Mann und ich heute mit dem Kleinen ins Schwimmbad. Aber das fühlt sich für mich an, wie Vergewaltigung meiner Selbst, wenn ich mir das heute abverlange. Ich war gerade mal oben, um zu sehen, ob unser Sohn schon wach ist, weil ich mit ihm darüber sprechen möchte. Ihm erklären, dass ich das heute nicht kann. Er war gestern glücklicherweise mit dem Kindermädchen schwimmen und wir können das gerne nächstes Wochenende einplanen. Auch wenn mein Mann dann nicht mit kann. Wenn der unbedingt mit ihm gehen möchte, muss er das ohne mich tun. Ich weiß, dass er mich nicht so einfach da raus lassen wird, weil er selber so ungerne geht. Ich möchte da aber nicht die Verantwortung für ihn übernehmen. Ich kann auch zu meiner Entscheidung stehen. Angefangen hat alles wie als wäre ein Schalter umgelegt worden. Den Tag über ging es mir eigentlich gut. Ich habe es genossen, dass meine Freundin mich besucht hat und wir auch Ruhe zum Quatschen hatten. Am Nachmittag habe ich dann noch einen Birnen-Schoko-Kuchen ohne Rezept gebacken und für unser Essen eine Kürbissuppe gekocht. Dass die Suppe mir zu stark nach Ingwer geschmeckt hat, das konnte ich noch gut nehmen, aber später wurde es dann sehr eng. Wir wollten zu einer Tanzparty von Freunden nach Krefeld und mein Navi konnte nicht mehr laden. Wir waren für meinen Geschmack eh schon was spät dran und mussten dann noch mal rein, im Internet nach dem Weg schauen. Da wollte ich schon alles hinschmeißen. Ich konnte nicht akzeptieren, dass dieser Umstand plötzlich da war. Seither war ich wie gefangen und alles war scheiße. Ich habe auf alles sehr negativ und aggressiv reagiert und habe mich auch auf der Party nur unwohl gefühlt. Anfänglich habe ich es mit tanzen versucht, aber war nicht das gewohnte Umfeld, nicht meine Leute dabei und auch mein Körper gab mir keine angenehme Rückmeldung. Auch typisch ist, dass ich mich dann immer unglaublich dick fühle. Als würde ich 80 oder 100 kg wiegen. Ich weiß, dass es nicht so ist, aber das hilft wenig. Am liebsten wäre ich sofort wieder nach Hause gefahren, nur aus Höflichkeit habe ich noch eine Weile mit meinem Mann da rumgestanden. Eine Unterhaltung war nicht möglich bei der Lautstärke und ich war auch froh - es wäre eh nur weiteres Gemeckere aus meinem Mund gekommen. Schon auf dem Heimweg meldete sich mein Magen mit Hunger und so habe ich zu Hause noch ein kleines Stück von dem Kuchen probiert. Den hätte ich am liebsten sofort in die Tonne geworfen. Nicht, dass er ungenießbar ist, aber er ist zu trocken, um wirklich lecker zu sein. In meiner Vorstellung war er viel saftiger. Gemacht habe ich es nicht, weil ich ihn heute schon noch bei den Schwiegereltern anbieten möchte. Die Leute dürfen sich gerne ihr eigenes Urteil darüber bilden. Der Rest darf dann vielleicht den Weg in den Müll nehmen. Da ich mich so sehr genudelt fühle gerade und mir auch einrede, ich hätte UNGLAUBLICH viel gegessen die letzten Tage, mag ich ihn nicht in meiner Küche haben! Und natürlich läuft in mir schon wieder der Film: jetzt aber wenig essen, hungern, Sport machen, auf die Reihe kommen. Das ganze im Befehlston. Und vielen Dank auch... wo es mir gerade so gut mit mir geht! So macht das Leben Spaß. Innerlich knicke ich gerade ein, wünsche mir, dass ich doch liebevoll zu mir sein könnte. Nicht diese Härte. Und dieser Panzer zum Schutz vor dem Außen. So kann ich niemanden an mich heranlassen, das hat mein Mann gestern mehr als deutlich zu spüren bekommen. Jetzt habe ich schon wieder Hunger. Yeah, was freue ich mich - essen macht gerade besonders viel Freude. Ich werde mal Brötchen holen gehen, hier ist immer noch niemand außer mir wach.
Als ich gestern Abend im Bett lag und mir meine fünf Fragen beantwortet habe, ist mir aufgefallen, dass es sich irgendwie anfühlt, als hätte ich nichts gemacht. Ich bin dann hergegangen und habe all das notiert, was ich dennoch getan habe und es waren viele kleine Dinge. Aber bei weitem nicht nichts! Und ich konnte auch spüren, dass ich genau das gebraucht habe - einen Tag, der so wenig Struktur wie möglich hat. Natürlich denke ich dann immer, ich muss dem Kleinen was bieten, aber für ihn war es glaube ich auch ok, zumal wir zwei ja wenig Zeit miteinander gehabt hatten, die letzte Woche. Wir waren zusammen hier im Viertel einkaufen und durch die viele unverplante Zeit, ist er selber mal auf Ideen gekommen, was er machen könnte. Eine davon war allerdings etwas nervig und hat mir wieder vor Augen geführt, warum wir die Haustüre abschließen, wenn wir mit ihm hier sind! Seine Schwester hatte ihm gezeigt, dass sie in einem Nachbargarten Teile von einem Baum absägen und nun meinte er, dorthin zu müssen um zu helfen. Ich konnte ihn nicht davon abbringen, er starte gleich durch, um sich die Schuhe anzuziehen. Wir zwei haben dann eine ganze Weile im Flur vor der Haustür zugebracht und ich habe die Gelegenheit genutzt, meine Schuhe durchzusehen, auf die Jahreszeit umzustellen und zu putzen. Ich dachte irgendwie, ich hätte weniger Schuhe... ich habe mal einige aussortiert, die ihre besten Zeiten hinter sich haben. Mittlerweile weiß ich, dass er irgendwann ablässt und so war es auch. Aber es dauert! Im Drogeriemarkt hatten wir auch eine schier endlose Diskussion darüber, weil er unbedingt eine StarWars-Maske haben wollte, die aber sein Taschengeldbudget überstieg. Ich weiß, dass er das nicht durchdringen kann, wie das mit dem Geld ist, dennoch bleibe ich dabei, dass er sein Geld hat und nur damit kaufen kann, was er möchte. Ganz selten lege ich mal was dazu, wenn ich das Auserwählte für sinnvoll halte. StarWars-Masken gehören nun nicht dazu. Ich habe ihm gesagt, dass er sich solche Dinge, die er sich nicht leisten kann, auf den Wunschzettel für Weihnachten schreiben lassen kann. Das hat er dann zu Hause aber auch gleich von mir eingefordert. Jetzt kann ich mir überlegen, ob ich das Ding noch kaufe und bis dahin bunkere...
Irgendwann kam dann noch die Lust zu backen, aber mehr als Beeren-Muffins war nicht drin. |
Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |