Kein Kuchen ist auch keine Lösung!
Mein Leben zwischen Alltagswahnsinn, emotionalem essen, Down-Syndrom und meiner liebe für's backen und Tanzen...
Ui, mir tut echt alles weh. Vorallem die Beine! Nach einigen innerfamiliären Verhandlungen und auch Widerständen von meiner Seite, sind die Große und ich gestern früh auf den höchsten Berg Irlands (1040m) gestiegen. Wir haben uns den Wecker auf sechs Uhr gestellt, weil wir nachmittags noch alle zusammen zum Strand wollten. Es sollte sonnig werden. Die Tour war recht knackig, wir sind 800 Höhenmeter rauf und wieder runter. Durch eine Schlucht mussten wir hinauf zu einem Kamm, von dem aus es weiter in moderatem Anstieg zum Gipfel ging. Dort war es aber leider sehr nebelig, kalt und windig zudem. Schön war, dass wir auf dem Hinweg nahezu alleine waren, doch bei unserem Abstieg kamen und sehr, sehr viele Menschen entgegen. Einmal bin ich ausgerutscht und habe mir den Handballen etwas aufgerissen. Und wir hatten natürlich nasse Füße, was hier ja kaum zu umgehen ist - mit Turnschuhen schon mal gar nicht. Auch wenn ich zwischendurch mit der Anstrengung gekämpft habe, war ich danach glücklich und zufrieden wie selten. Es tut so gut, sich herauszufordern. Und das meine ich nicht nur körperlich. Ich bin nie zuvor ohne jemanden gegangen, der sich mit Touren und Karten auskennt, aber trotz fehlender Markierungen war alles gut zu finden. Als wir zurückkamen, stand das Essen bereits auf dem Tisch und wir sind regelrecht über die Nudeln hergefallen.
Am Inch Beach saßen wir dann wieder mit zunehmend mehr Klamotten an, weil der Wind uns trotz Sonne immer weiter auskühlte. Ich habe vorhin den Kleinen husten gehört, ich hoffe nur, er hat keine spastische Bronchitis. Es klang sehr rau... Dieser größte Strand Westrirlands ist echt beeindruckend, allerdings fahren sie dort auch mit Autos drauf. Das finde ich doch sehr unpassend, befremdlich sozusagen. Der Kleine spielte ein Stück weg von uns und ich musste ihn irgendwann näher holen, weil ich mir nicht sicher war, ob er von allen gesehen würde. Bis zum Sonnenuntergang haben wir es dann aber nicht mehr ausgehalten, es wurde einfach zu frisch. Heute ist schon unser letzter Tag und draußen ist es erst einmal unfreundlich. Es regnet und windet sehr. Ich wünsche mir einen Tag mit wenig Programm und viel Ruhe und Zeit zum Zusammenpacken und Ordnung machen hier. Ich weiß, dass alle anderen in der Familie dafür wenig Verständnis haben, weil man das Packen ja in ein paar Minuten am Abend erledigen kann. Nur mag ich dieses tolle Haus nicht so völlig verdreckt zurücklassen. Und nicht allzu spät ins Bett gehen, weil ich die gut 350 km morgen früh ja wieder zurück nach Dublin fahren muss. Wir werden das wie immer problemlos hinbekommen, aber macht das im Vorfeld trotzdem immer nervös. Ich möchte da auf keinen Fall unter Druck geraten. Ich find's ein bisschen schade, dass ich noch keine Fotos von diesem traumhaften Land hier posten kann. Aber alle Netze sind hier so instabil oder schlecht, dass ich echt froh bin, wenn ich mal eben das Geschriebene reinsetzen kann. Fotos folgen aber! Versprochen.
14.08.17
Ich war gestern eigentlich gar nicht so spät im Bett, aber dennoch hat mich unser Sohn heute Morgen um neun aus dem Tiefschlaf geholt. Dabei hatte ich auf ein Stündchen allein am Morgen gehofft. Denn so langsam meldet sich in mir der Wunsch nach mehr Autonomie. Ich höre auch die ach so bekannten Antreibersätze, die sagen: mach regelmäßig Gymnastik, beweg Dich, geh laufen oder walken. Am liebsten würde ich jedoch eines der Fahrräder aus der Garage nehmen, aber die sehen so neu und unbenutzt aus, dass ich mich das nicht traue. Zudem, wann? Und wo lang - wo hier die meisten mit auf den engen Straßen mit den Autos fahren. Nicht wirklich prickelnd. Gestern war der Himmel so regenverhangen, dass wir erst gar nicht aus dem Quark gekommen sind. Ich habe - nachdem der Kleine sich endlich mal alleine zu beschäftigen wusste - lange gepuzzelt. Am Nachmittag sind wir dann doch noch mit nur einem Mädel los zu einem Aquarium. Dass es allerdings eine so weite, lange Fahrt würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Es gab dort nicht nur Fische und wirklich große Haie, sondern auch Reptilien, Pinguine und Fischotter. Eine Pflegerin dort hatte zudem gerade eine große Schlange herausgeholt und hielt auf den Armen, damit die Leute sie anfassen konnten. Unsere Große hat vor ein paar Jahren unter einer heftigen Schlangenphobie gelitten und seit einer Weile kriegt auch der Kleine sofort Panik. Während sie bereits auch mit therapeutischer Hilfe daran gearbeitet hat und mit ihrem Vater näher hin ist, hatte ich meine liebe Mühe, das kleine Kind davon abzubringen, nicht gleich wieder schreiend aus dem ganzen Aquarium zu laufen. Wie ich dann erfahren habe, hat meine mutige Tochter das Tier sogar auch angefasst, was sie aber doch dann noch ganz schön durchgeschüttelt hat. Immerhin hat der Kleine sich so weit beruhigt, dass wir die Schlangen links liegenlassen und weiter zu den beeindruckenden Haien gehen konnten. Die fand er allerdings auch ein bisschen gruselig. Waren sie auch - zugegebenermaßen! Pinguine und Rochen, die sich streicheln ließen waren dann allerdings wieder nett und so sind wir am Ende doch noch an den Reptilien vorbei zu den Ottern. Die machen ja immer Spaß. Heute ist wieder so ein Tag, wo ich mich gleich am Morgen total gräßlich fühle. Ich mag hier sowieso kaum in den Spiegel schauen, weil meine Haare eigentlich immer blöd aussehen ohne das gewohnte Styling und zu grau sind sie gerade auch. Wachsen lassen ist auch eine Herausforderung, aber ich will unbeding da durch und sie irgendwann wieder zusammenbinden können. Zudem fehlt mir was Farbe an den Augen und beständig in den selben Klamotten rumlaufen ist auch nicht meins. Ich stelle fest, dass ich oft einiges dafür tun muss, um mich halbwegs wohl mit mir zu fühlen. Aber seit ich so zugenommen habe, ist es eh fast nicht mehr möglich. Mit dem Gewicht ein NoGo. Es gibt sie, die Tage, an denen trotzdem alles ok ist. Aber sie sind selten und die abwertenden Stimmen sind mehr oder weniger laut. Ich wünschte, es gäbe ein Kraut gegen sie. Oder ich würde selber so gut für mich sorgen können, dass ich ohne emotionales Essen auskommen könnte. Dabei esse ich gar nicht so furchtbar viel. Aber scheinbar immer noch mehr als ich brauche und wohl zu kalorienreiche Sachen. Ich sehne mich nach dem Gefühl, dem Erleben, was mir das Schlanksein beschert. Nur dann fühle ich mich wertvoll, attraktiv und angenommen. Was für ein Blödsinn! Als wäre mein Äußeres alles. Jeden Morgen erzählen wir uns hier die Träume. Endlich können wir mal tagelang ausschlafen und die Bilder der Nacht mit in den Tag nehmen. Abstruses Zeug, aber auch Wünsche und Sorgen kommen hier an die Oberfläche. Ich habe jetzt ein Bett gefunden, wo ich ganz passabel schlafen kann, dafür musste ich aber noch mit meinem Mann das Zimmer tauschen. Im Kinderzimmer war mir die Matratze viel zu hart. Der Kleine ist aber dort geblieben und akzeptiert es notgedrungen, dass seine heißgeliebte Mama nicht bei ihm schläft. Sowieso hat er mich für diesen Urlaub wie fest im Griff, er ruft gefühlt nonstop nach mir oder weiß mich zu beschäftigen.
Die Tage hier sind lang und ich spüre die Unruhe in mir, wenn ich nichts mehr zu tun finde. Keine Wäsche zu waschen, keine Spülmaschine zum Ausräumen, keine Äpfel zum Aufschneiden habe. Lesen ist, wie so oft, keine Option, weil ich kaum eine Seite ungestört hinkriege. Gestern habe ich ein Puzzle aus dem Schrank geholt und angefangen, winzige gleich aussehende Teile zu verbinden. Eine manchmal etwas frustrierende Sache, dann aber wieder schön, wenn sich etwas zusammen fügt. Ich bin so froh darüber, dass ich nicht mehr ständig hinter dem Kind her sein muss, wenn man nicht zu Hause ist. Wir lassen ihn hier durch die Räume streifen, meist finde ich ihn bei den Mädchen, die irgendwann auf dem Handy abspielen oder auf der Ukulele klimpern. Mein großes krankes Kind ist fast wieder gesund, hustet nur noch selten und sieht auch viel besser aus. Letzte Nacht dachte ich, ich würde krank. Habe so gefroren, als ich mich ins Bett gelegt habe und später geschwitzt. Aber es scheint alles ok zu sein. Vermutlich sind es hormonell bedingte Temperaturschwankungen. Mein Körper kommt wir sowieso vor, wie leicht aus dem Gleichgewicht geworfen. Meine Tage kriege ich auch nicht. Ich ärgere mich darüber, dass ich nicht doch meine leichten Wanderschuhe mitgenommen habe. Und auch die nicht die festen Boots für den Kleinen. Bei einer Wanderung einen kleinen Berg hinauf hatten wir alle nasse Füße. Die Wege sind manchmal so feucht, dass man einsinkt. Die Schuhe von dem Kleinen haben zudem so gar kein Profil, ebenfalls ärgerlich. Das ganz Kind war ordentlich schlammverkrustet, als wir wieder am Auto waren, aber glücklich. Denn Berge rauf und runter zu laufen, das mag er sehr. Unsere Große ist irgendwann barfuß weiter gelaufen, das war auch eine Option. Die letzten zwei Tage hatten wir ein bisschen Pech mit unserem Abendessen. Die Kartoffeln schmeckten nicht, die Sauce Hollandaise war schlichtweg ungenießbar. Das gedünstete Gemüse hat es auch nicht mehr retten können. Also haben versucht, aus den reichlichen Restekartoffeln Kroketten selber zu machen. Paniermehl mussten wir uns selber herstellen, weil wir im Supermarkt keines bekommen haben. Erst sah alles ganz gut aus, aber in der Pfanne löste sich die Panade und übrig blieben fettige Klöße. Wir haben es dann noch mit dem Backofen versucht, aber so richtig überzeugend war auch da das Ergebnis nicht. Zum Glück hatten wir noch ein paar Nudeln vom ersten Abend übrig... Wir haben es geschafft. Wir sind im Westen von Irland und haben bereits einen wunderschönen Sonnentag am Rossbeight Beach verbracht. Natürlich ist unsere Hinreise nicht ohne Hindernisse verlaufen, aber alles in allem sind wir - wenn auch spät - gut angekommen. Als wir bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen unser ganzes Gepäck aufs Band legen mussten, fiel auf, dass die Tüte mit den Medikamenten fehlte. Mein Mann hatte auf dem Weg dorthin noch seinen Finger verarztet und alles im Auto liegengelassen. Zum Glück ist mein Schwiegervater sofort ans Handy gegangen und auch wieder zurück gekommen. Wir hatten mehr als reichlich Zeit, so dass ich noch mal raus bin, um ihn abzufangen. Am Gate und auch im Flugzeug wurde uns die Zeit dann ziemlich lang, weil der Flieger letztendlich eine gute Stunde Verspätung hatte. Die nächste Verzögerung ergab sich dann in Dublin, wo die Autovermietung nicht wie angegeben im Flughafengebäude, sondern wieder einmal außerhalb und nur mit einem Shufflebus zu erreichen war. Unserer kam natürlich erst einmal nicht. Und dann waren wir nicht die Einzigen, die dann dort ein Auto abholen wollten. Mein Mann ist aber allen davon gesprintet und somit sind wir dann doch recht zügig an unser Auto gekommen. Wir hatten ja noch eine sehr lange Fahrt vor uns... Eigentlich hatte ich nicht wirklich Respekt vor dem Linksverkehr, aber dass das Steuer auf der anderen Seite ist, das hatte ich unterschätzt. Es ist gar nicht so einfach, aus der Perspektive die Spur zu halten. Mein Mann hat ein paar Mal ziemlich laut die Luft eingesogen, als ich beinahe eine Mauer oder den Graben am Straßenrand auf seiner Seite mitgenommen habe. Aber es hat wohl immer gereicht, passiert ist auf der langen Fahrt, größtenteils durch die dunkle Nacht, nichts. Als wir unterwegs in einen kleinen Ort gefahren sind, um noch etwas zu essen, sprach uns der Mann in der Kebabbude in Deutsch an. Er kam aus Gelsenkirchen und lebte erst seit drei Wochen in Irland. Zum Glück sind wir am Ende unserer Reise doch noch von der Housekeeperin zum Haus geführt und kurz eingewiesen worden. Trotz Müdigkeit waren wir doch sehr beeindruckt von der Großzügigkeit des - naja - Anwesens. Wir haben viel Platz und das Haus ist unglaublich gut ausgestattet. Und geschmackvoll ist es auch! Hier lässt es sich gut aushalten!
Da sie für heute viel Sonne und angenehme Temperaturen angesagt hatten, sind wir am Nachmittag noch zum Strand gefahren. Vorne am Wasser war es so windig dass wir all unser Zeug angezogen und die Iren bestaunt haben, die dort in Badesachen rumliefen und auch ins Wasser gingen. Nach einer Weile haben wir uns ein etwas geschützteres Plätzchen in den Dünen gesucht, wo es so schön war, dass wir den Rest des Tages dort verbracht haben. Irgendwann kam ein Junge vorbei, der deutsch sprach, weil seine Mutter Deutsche ist. Er spielte erst eine Weile mit unserem Sohn, verschwand dann aber wieder. Als er wiederkam, fragte er mich, ob unser Sohn mit ihm ein paar Dünen weiter mit den anderen spielen dürfte. Ich habe ihm gesagt, dass er aber Aufsicht benötigte und auch warum. Er wüsste das, sein Freund hätte auch das Down-Syndrom. Ich war ganz baff und habe dem Kleinen erlaubt, mit ihm zu gehen. Leider sind sie nicht weit gekommen. Er musste Kacka und als er bei uns ankam, war alles schon in der Hose gelandet. Ich war mäßig begeistert, zumal die Feuchttücher im Auto waren. Immerhin hatte ich eine kleine Tüte dabei! Und das Meer sollte wohl ausreichen, um das Kind und die Badehose wieder sauber zu waschen. Dennoch war das alles eine ziemliche Sauerei! Ich bin mal gespannt, wie ich heute Nacht schlafen werde. Sohnemann und ich haben das Zimmer gewechselt, weil ich auf der Matratze von letzter Nacht nicht gut geschlafen habe. Wie gesagt, hier ist alles sehr großzügig, wenn wir wollten, könnte jeder in einem Zimmer allein schlafen. Ich würde das ja gerne in Anspruch nehmen, aber unser Sohn sieht das anders und ich kann verstehen, dass er hier in der Nacht meine Nähe sucht. Und obwohl die Mädels sich gemeinsam das schönste Schlafzimmer ausgesucht haben, ist die Große letzte Nacht ausgewandert, weil sie so schrecklich hustet. Die ist leider aus Spanien recht verrotzt zurück gekommen und hat auch auf der Reise gestern sehr gelitten. Heute scheint es ihr schon besser zu gehen. Ich hoffe doch, dass sie bald wieder ganz fit ist. Gut, dass ich gestern nicht so spät ins Bett gegangen bin. Ich hatte einen Film - Vergiss mein Ich - angeschaut und war noch vor Mitternacht oben. Von daher gibt es heute morgen mal wieder Alleine-Zeit für mich. Ich habe etwas Yoga und ein paar andere Übungen gemacht, eine Checkliste für's Packen geschrieben und mich für einen Workhop im November angemeldet. Darauf freue ich mich sehr.
Draußen lacht mich zudem die Sonne an und ich überlege, wie ich mich heute noch draußen bewegen möchte. Wahrscheinlich werde ich noch mal die Inliner nehmen oder ich gehe tatsächlich mal wieder laufen. Gestern habe ich mich wieder völlig schutzlos gefühlt. Trauer und Sehnsuchtsgefühle habe mich förmlich überschwemmt. Kein Wunder, dass es dann einfacher ist, dicht zu machen - zumal, wo man ja doch viel zu funktionieren hat. Dennoch, es steht jetzt scheinbar an und ich versuche, mich dieser inneren Anteile anzunehmen. Die Fahrt nach Bonn mit öffentlichen Verkehrsmitteln war dementsprechend eine Herausforderung. Ich hatte nicht gedacht, dass der Bahnhof dort so unübersichtlich ist und auf dem Rückweg fuhr die Straßenbahn ein und ich hatte überhaupt keinen Fahrschein. Zum Glück konnte mir jemand einen Fünfer wechseln und ich dann mittels Kleingeld einen in der Bahn ziehen. Schwarzfahren hätte mich sehr gestresst. Obwohl es gut war, dass Auto stehen zu lasssen, blieb doch fast zu wenig Zeit mit meiner Freundin. Der Kleine war mit dem Kindermädchen in Schloß Burg, wo es dieses Wochenende Ritterspiele gab. So brauchte ich nicht dahin. Puh, das Reisefieber steigt auch langsam an und ich wäre gerne schon da. Das Packen auf Handgepäck, die Mädchen dazu zu bringen, das nicht auf den letzten Drücker zu tun, wann zum Flughafen los, wird das Auto groß genug sein, wo werden wir noch was zu essen kriegen, 300 km Linksverkehr und finden wir den Schlüssel zum Haus mitten in der Nacht? Ich atme tief durch und versuche, alles auf mich zukommen zu lassen. Wir fliegen NUR in den Urlaub. Und machen wir auch nicht zum ersten Mal. Schön wäre, wenn wir mal weniger gestresst auf den Weg kämen und ich mich mit meinem Mann auf der Reise nicht streiten würde. Ich weiß, es liegt an mir. Hauptsächlich. Meine Kleine kriegt schnell Panik, weil es ihr in solchen Situationen ganz viel an Sicherheit fehlt. Die Sache mit dem Fliegen selber macht mir kaum noch Sorgen. Auch wenn ich wahrscheinlich dann drin sitzend mich nicht wirklich entspannen kann oder mittlerweile vielleicht doch? Ich hatte nicht damit gerechnet, dass meine Große schon heute mittag wieder im Lande sein wird. Ich habe mir nämlich ein Kindermädchen organisiert und mich mit einer Freundin verabredet. Erst hieß es, sie käme schon irgendwie nach Hause, jetzt möchte sie doch vom Bus abgeholt werden, weil sie hustet und Ohrenschmerzen hat. Zweimal 18 Stunden Klimananlage, das übersteht ja keiner unbeschadet. Zum Glück kann die Oma sie einsammeln und die Schwester sie einlassen. Ein Wiedersehen mit Mama reicht auch Nachmittag noch - zumal sie eh durch sein wird. Ich hatte mir vorgenommen, nicht immer mit das Auto zu nehmen, so werde ich heute mit dem Rad zum Bahnhof fahren und dann den Zug nach Bonn. So bekomme ich etwas mehr Bewegung und leiste einen Beitrag zur Umwelt.
Als ich mir gerade beim Frühstück so meine jüngere Tochter angeschaut habe, da dachte ich nicht zum ersten Mal, dass es vielleicht keine so gute Idee gewesen war, Kinder in die Welt zu setzen. Sowohl mein Mann als auch ich, wir sind beide nicht gerade unbeschadet im Erwachsenenleben angekommen. Wer weiß, womit sich dann unsere Kinder rumzuschlagen haben? Ich weiß, dass es irgendwie zum Leben dazu gehört und es mehr oder weniger allen so geht, aber ich hätte sie gerne davor bewahrt. Und ich habe gerade nicht das Vertrauen, vielleicht nicht ganz so viel falsch gemacht zu haben - obwohl ich das natürlich immer noch hoffe. Gestern habe ich schon mal die ersten Koffer und Taschen aus dem Keller geholt und angefangen, ein paar Sachen zusammenzupacken. Unser Sohn spricht ja schon seit Wochen von nichts anderem mehr als davon, in den Urlaub zu fliegen. Er hat sofort Unmengen Zeugs zusammengepackt und alles bereitgestellt. Ich muss ihm immer wieder klar machen, dass wir erst übermorgen aufbrechen werden und dass er auch nur ganz wenig mitnehmen kann. Wir fliegen nur mit Handgepäck, das bedeutet wirklich ganz schmales Packen. Wir haben dort aber eine Waschmaschine und einen Trockner, so dass wir nicht viele Klamotten mitnehmen müssen. Nachdem es gestern nachmittag endlich mal etwas trockener wurde, bin ich noch mal mit Inlinern und Musik raus und habe es wieder so genossen! Diese Form der Bewegung macht mir wirklich großen Spaß. Ich bin diesmal noch weiter gefahren. Ich glaube, ich werde mir noch ein paar andere Strecken raussuchen. Oder mal mit der Bahn den Rhein runter fahren und zurück rollern. Aber ich höre gerade auch wieder ganz viel Musik. Auch zu Hause. Wir haben jetzt eine Bluetooth-Box und ich habe mir ganz viel Musik bei Spotify heruntergeladen. Auch für den Urlaub. Ich habe große Freude an Playlists, die aus einzelnen guten Songs bestehen und nicht aus ganzen Alben, wie ich zuvor Musik immer nur genossen habe. Außerdem versorgt mich ein Bekannten mit guten Tipps und seinen Playlists, die auch sehr meinen Geschmack treffen. Gestern Abend habe ich in der ARD-Mediathek noch die Verfilmung von Charlotte Roche's Film "Schoßgebete" entdeckt. Ich hatte den zwar schon im Kino gesehen, aber er machte auch ein zweites Mal Spaß! So sind wir doch noch zu dem Film gekommen, den wir uns eigentlich schon am Dienstagabend anschauen wollten. Doch da lief er nicht, ich stand mit meinem Mann an der Kasse des Kinos und wir hatten nur die Wahl, einen Kriegsfilm anzusehen. Nein danke, da sind wir noch ein Weilchen durch die Südstadt gedümpelt und haben in Rheinnähe noch etwas getrunken. Heute lief dann "Weit", eine Dokumentation von einem Paar, welches in drei Jahren um die Welt gereist ist, ohne ein Flugzeug zu benutzen. Ich bin fasziniert von den Bildern und auch fassungslos über den Mut der Beiden. Gestern vormittag war ich beim Orthopäden, um das Ergebnis vom MRT zu besprechen. Meine Wirbelsäule ist zum Glück wirklich in Ordnung, meine Beschwerden können nur muskulär sein. Das wusste ich zwar schon von meiner Heilpraktikerin, aber es war gut, dass auch er es noch mal bestätigte. Es ist ja schon so viel besser geworden, vielleicht sind die Beschwerden ja bald auch ganz weg. Wenn nicht, werde ich nach den Ferien weiter schauen. Der Arzt hat als Behandlungsmöglichkeit noch Akkupunktur vorgeschlagen. Nachdem ich gestern meiner Therapeutin erneut meine ganze Hoffnungs- und Verständnislosigkeit um die Ohren gehauen habe, hat sie mich liebevoll daran erinnert, dass mir manche Erfahrungen in meinem frühsten Erleben fehlen und diese nicht einfach nur mit Wissen zu kompensieren sind. Dies hilft mir leider kaum weiter, denn mehr Wissen kann ich mir kaum noch aneignen... mir fehlt es an anderer Erfahrung. Diese widerrum mache ich nicht freiwillig, weil alles andere bekannt und damit Sicherheit verspricht. Manchmal macht mich das nur wütend. Ich weiß nicht, was mit meinem Sohn los ist. Im Moment muss ich ihn echt stoppen, was das Essen angeht. Vielleicht fehlt ihm der geregelte Ablauf, aber als ich ihn gestern bei seinem neuen jugendlichen Betreuer abholte, hatte er dort ein Schinkenbrot und ein Stück Apfelkuchen verdrückt und man war gerade dabei, ihm noch Nudeln zu kochen. Und wir hatten zuvor noch ein zweites Mal gefrühstückt! Sobald jemand etwas zu essen in der Hand oder auf dem Teller hat, will er auch oder bedient sich gleich selber. Das ist echt anstrengend. Ich habe dann meine Tochter und ihren Besuch gebeten, dass sie ihre Pizza - die sie sich holen wollten - nicht vor seinen Augen essen. Ich habe zu einer normalen Zeit mit ihm Reste vertilgt, wobei er mir da die Bohnen mit Reis wieder entgegenschob. So bestand sein Abendessen dann nur aus Rohkost, Obst, Joghurt und ein paar wenigen Süßigkeiten. Aber das war auch gut so. Diese Waldfruchttorte habe ich meiner Schwiegermutter zum Geburtstag gemacht. Die Rose hat unsere jüngere Tochter gemalt, die uns mittlerweile auch mit tollen Kunstwerken überrascht...
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Autorin
Tina, geb. 1969 Categories |